Der Huf des Teufels (German Edition)
Kopf stand. Der Schwindel wurde immer schlimmer.
»Sara, es wird zu gefährlich.«
Sie wusste, dass er über sie beide sprach, aber das konnte nicht wahr sein. Eben war doch alles noch so gut gewesen. Es sollte ihr Abend werden, ein perfekter Abend.
»Ich kann das Risiko einfach nicht eingehen, verstehst du? Ich wäre ruiniert, wenn das herauskommen würde. Und wenn wir beide jetzt … man könnte mich sogar ins Gefängnis stecken.« Sie hörte seine Stimme wie durch Wasser hindurch.
»Was heißt das?«, fragte sie.
»Wir können uns nicht mehr sehen. Es ist …« Er wusste nicht mehr weiter.
»Wie viel?«
»Was?«
»Wie viel hat er verlangt?«
»Zweihundert.«
»Zweihunderttausend?«
Hofstätter nickte.
Tränen brannten in Saras Augen. Alles verschwamm plötzlich.
»Das kann doch gar nicht sein. Was sollen wir jetzt tun?«
»Wir können nichts tun.«
»Aber …« Sie hatte vergessen, was sie sagen wollte, alles war so schrecklich verwirrend. »Willst du bezahlen? Oder die Polizei einschalten?«
»Keine Polizei. Dann kommt auch alles raus. Ich kann gar nichts tun. Ich stecke in der Zwickmühle.«
»Also bezahlst du?«
Hofstätter sah sie lange an. Er wusste nicht, wie er ihr das erklären sollte.
»Bernd? Was tust du jetzt?«
»Die Übergabe war schon«, sagte er und wandte den Blick ab.
»Was? Wann?« Sara rieb sich die Augen, damit sie ihn besser sehen konnte.
»Gestern.«
»Und? Geht’s dir gut, hat er dir was getan?«
»Nein.«
»Er hat also das Geld schon?«
»Ja«, sagte Hofstätter leise. Sara war beunruhigt genug. Wenn er ihr jetzt noch die Wahrheit sagte, fürchtete Hofstätter, würde sie zusammenbrechen. Und er käme in Erklärungsnot.
Sara brach in Tränen aus. Sie weinte bitterlich.
Hofstätter konnte nur dasitzen und ihr dabei zusehen. Wenn er sie jemals geliebt hatte, war ihm die Liebe irgendwann in den letzten Tagen abhandengekommen.
* * *
»Lasse, das ist ein absolutes Spitzenpferd, nicht irgendein Shetlandpony auf ’ner Streichelwiese. Wir können den Gaul nicht einfach vergiften, Mann. Das ist ’ne Nummer zu groß für uns.«
»Dann hau doch ab. Ich mach das auch allein. Aber glaub ja nicht, dass du dann noch irgendwas von dem Geld siehst.«
»Lasse, das …«
»Guck einfach weg, wenn du’s nicht erträgst. Mit der beschissenen Farbe hätten wir gar nichts erreicht.«
»Trotzdem lässt du mich die ganze Zeit im Glauben, dass wir das so durchziehen, bis du mich hier unten hast. Was soll der Scheiß? Vertraust du mir nicht? Ich lass mich doch nicht für dumm verkaufen!«
»Entschuldige bitte vielmals, lieber, guter Leif. Ich geb dir auch ein Eis aus, wenn wir hier wieder raus sind. Sogar mit zwei Kugeln.« Lasse stand auf und lächelte versöhnlich.
Leif schüttelte verständnislos den Kopf. »Du musst mir schon sagen, was du vorhast. Ansonsten …«
»Na, komm schon …« Lasse legte ihm begütigend einen Arm um die Schultern und drückte ihn an sich. »Wenn wir das hier durchgezogen haben, haben wir keine Sorgen mehr, Mann. Dann können wir machen, was wir wollen. Aber nur, wenn wir es jetzt richtig machen. Ich weiß, dass das scheiße von mir war, tut mir leid. Okay?«
»Ich weiß nicht.«
»Pass auf. Du gehst einfach schon hoch, und ich mach den Rest allein. Es wird alles gut, glaub mir.«
Leif war unschlüssig. Wenn er Lasse hier unbeaufsichtigt zurückließ, gab er jegliche Kontrollmöglichkeit aus der Hand. Dabei hatte er kein gutes Gefühl. Diese Nummer mit den giftigen Pflanzen hatten sie schon bei anderen Gelegenheiten gemacht. Für Pferde reichte eine geringe Menge oft schon aus, und eine sofortige Vergiftung trat ein, die Koliken und Erbrechen hervorrief, wodurch die Pferde unmöglich am Turnier teilnehmen konnten. Das war bis jetzt immer gut kalkuliert gewesen und ohne langfristigen gesundheitlichen Schaden über die Bühne gegangen. Doch Leif wusste, wie verletzt Lasse durch die Aktion von Hofstätter war. Er hasste es auf den Tod, wenn sich jemand über ihn lustig machte. Und wenn das Pferd die ganzen Eibenzweige fraß, die Lasse da auspackte, würde es innerhalb kürzester Zeit sterben.
»Komm, lass mich jetzt nicht hängen«, drängte Lasse. »Ich brauche dich, sonst sind wir geliefert. Geh nach oben und pass auf, dass niemand draußen die Leiter sieht. Und wenn, dann hol mich schnell.« Er schob ihn in Richtung der Leiter.
Leif stieg wider besseres Wissen hinauf und sah mit einem letzten Blick, wie Lasse die Zweige in die Box
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