Der Huf des Teufels (German Edition)
weiter formulieren sollte. Dieser Fehler, von dem er sprach, könnte weitreichende Auswirkungen haben, gefährliche Auswirkungen.
Der Erpresser hatte sein Pferd getötet, das stand außer Frage. Wenn er schon so weit gegangen war, wie weit würde er noch gehen, um an sein Ziel zu kommen? War Sara in Gefahr, könnte er ihr etwas antun? Hofstätter musste sich eingestehen, dass er die Situation unterschätzt hatte. Wäre es doch schlauer, die Polizei einzuschalten? Sie würde so oder so ihre Ermittlungen aufnehmen. Wie lange konnte er sein Geheimnis noch für sich behalten?
»Schatz?«
Seine Frau stand plötzlich in der Tür. Hofstätter hatte sie nicht gehört und erschrak, als er ihre Stimme hörte.
»Oh, tut mir leid. Das hab ich nicht gewollt. Warum bist du hier? Ich dachte, du wolltest nach Celle fahren?« Sie kam näher und ging den Stapel Post durch, den er auf den Tisch gelegt hatte. »Ist etwas für mich dabei?«
»Nein, das ist Post aus dem Büro. Und ich war bereits in Celle.«
»Wie geht’s ihm? Kann er bald wieder springen? Tillmann ist schon ganz aufgeregt, dass er beim Championat in Bayern vielleicht nicht dabei sein könnte.«
»Er ist tot.«
Margot wirbelte herum. Fassungslos starrte sie ihn an. Sie dachte, sie hätte sich vielleicht verhört, doch als sie sein Gesicht sah, wusste sie, dass es kein Irrtum war. Sie kam wackelig zu ihm zurück und streckte vorsichtig die Hand aus.
»Was ist passiert?«
»Ich weiß es nicht. Ich ging heute Morgen mit Spieß zu seiner Box, und da lag er.« Hofstätter fiel auf, dass sein Handy noch offen auf dem Tisch lag und seine Frau die SMS bequem lesen könnte. Seine Hand schnellte zu dem Telefon und klappte es zu.
»Aber es war doch alles in Ordnung mit ihm, der Eingriff war doch gut verlaufen«, meinte Margot.
»Spieß meint, es sei Gift gewesen.«
»Gift?« Sie fuhr zurück. »Wieso Gift?«
»Keine Ahnung, er ist der Arzt. Er meinte, es gäbe da gewisse Indizien …«
»Oh, Schatz, das ist ja furchtbar. Willst du eine Tablette?«
»Ich will nichts. Doch.« Hofstätter stand auf, ging zu seiner kleinen Hausbar, die im Wandschrank versteckt war, und goss sich einen dreifachen Bourbon ein. Er schluckte ihn mit einem Mal herunter.
»Ich weiß gar nicht, was wir jetzt machen sollen. Müssen wir Angst haben, will uns jemand was antun?« Margots Stimme zitterte.
»Ich weiß es nicht!«, rief er unangemessen laut und goss sich gleich noch einen ein. »Ich weiß gar nichts. Ich will meine Ruhe haben, verstehst du? Lass mich doch einfach allein.«
Sie sah ihn hilflos und verletzt an. Dann verließ sie stumm den Raum.
Hofstätter ließ sich in seinen Sessel fallen und rieb sich mit beiden Händen das Gesicht. Durch die Finger sah er den Briefstapel vor sich auf dem Tisch liegen. Ein weißer Luftpolsterumschlag lugte hervor. Eine ungute Ahnung überkam ihn. Er beugte sich vor und zog das Kuvert an einem Zipfel aus dem Stapel wie ein Mikadostäbchen. Ein kalter Schauer durchfuhr ihn, als er wieder nur seinen Namen las und keinen Absender oder eine Wertmarke erkennen konnte. Er schlitzte den Umschlag auf und ließ den Inhalt auf den Tisch fallen.
Tock.
Wieder lag da ein Abspielgerät. Derselbe Typ wie letztes Mal. Hofstätter griff sich vor lauter Angst an den Mund. Er wusste nicht, ob er genug Mut aufbringen konnte, sich dieses Video anzusehen. Die Angst vor dem Ungewissen stieg von Sekunde zu Sekunde. Was würde er dort zu sehen bekommen? Wie konnte die neue Forderung des Erpressers aussehen? Wie wütend hatte er ihn gemacht? Er drückte auf »Play«, und eine Schrift erschien auf schwarzem Grund. Kein Film, nur der Text: »Das war höchst unklug von Ihnen. Ihr Fehlverhalten erhöht die Summe auf dreihunderttausend Euro. Morgen Abend. Dieselbe Stelle, dieselbe Zeit. Und diesmal spielen Sie besser nicht den Helden, sonst …«
Der Bildschirm wurde für den Bruchteil einer Sekunde wieder schwarz, und dann erschien das Bild von Aladdin im Todeskampf. Das Pferd lag am Boden und röchelte und zuckte. Hofstätter konnte nicht hinsehen. Es waren schreckliche Laute, die der Hengst von sich gab. Er schlug auf die Stopp-Taste und trat wütend gegen den Tisch. »Scheiße!«, rief er verzweifelt. »Scheißeeee!«
Da hörte er die Türklingel. Er blieb ganz ruhig stehen und lauschte. Er wollte jetzt niemanden sehen und hoffte, dass seine Frau nicht zur Tür gehen würde. Es klingelte erneut. Dann vernahm er die Schritte seiner Frau auf der Treppe. Er fluchte
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