Der Huf des Teufels (German Edition)
sagte Stresser und schloss die Klappe wieder. Er drehte sich um und inspizierte den Schreibtisch. Da war nichts, was dort nicht unbedingt hingehörte. Unter dem Tisch stand ein Papierkorb, den Stresser hervorholte. »Im Müll lassen sich manchmal die interessantesten Dinge finden«, erklärte er und stocherte mit dem Finger in alten Papieren und zerrissenen Umschlägen herum. »Haben Sie etwas dagegen, wenn ich das mitnehme?«
»Den Müll? Na, wie Sie wollen …«
Stresser zog den Plastikbeutel aus dem Eimer und knotete ihn zu.
»Gut, ich denke, ich gehe jetzt wieder. Wir werden alles darangeben, so schnell wie möglich aufzuklären, was Ihrem Mann zugestoßen ist, Frau Hofstätter.«
Sie begleitete ihn zur Haustür. Im Flur blieb Stresser vor dem verschlossenen Schrank stehen.
»Darf ich fragen, was sich hier drin befindet?«
»Oh, das ist der Waffenschrank meines Mannes.«
»Jäger?«
»Schützenverein.«
»Haben Sie einen Schlüssel dafür?«
»Der ist oben im Safe.«
»Wären Sie so nett?«
Sie war nicht begeistert, lief aber hinauf und holte den Schlüssel. Im Schrank standen senkrecht vier Gewehre. Darunter waren drei Schubladen, in denen sich Pistolen befanden. Stresser öffnete eine nach der anderen. In der untersten fand er nur einen leeren Pistolenkoffer.
»Wo ist diese Waffe?«
»Keine Ahnung.«
Stresser las das Fabrikat.
»Sig Sauer 9mm.« Er richtete sich auf und schnaufte bedeutungsschwer.
»Was ist?«
»Es könnte sein, dass Ihr Mann mit seiner eigenen Pistole angeschossen wurde.«
Neun
»Wir sind geliefert, Lasse, jetzt ist alles aus«, flüsterte Leif. Er saß auf seinem Bett, den Kopf in den Händen vergraben. Lasse stand mit leerem Blick im Zimmer und biss auf seiner Unterlippe herum. »Das ist vollkommen schiefgelaufen. Wir können das nicht länger durchziehen.«
»Hör auf zu heulen.« Lasse setzte sich neben ihn und überlegte. »Wenn er stirbt, ist alles in Butter.«
»Darauf können wir uns nicht verlassen. Wenn er aufwacht, sind wir dran«, meinte Leif.
»Ja, das stimmt. Abhauen geht aber nicht, denn das wäre so etwas wie ein Geständnis. Dann kriegen sie uns schneller, als wir gucken können. Bleibt also nur noch eine Lösung.«
Leif sah seinen Freund an.
»Oh nein. Auf keinen Fall. Das da draußen war ein Unfall, Mord ist etwas ganz anderes. Vorher geh ich zur Polizei und …«
»Und was? Na? Sprich’s schon aus.«
Leif konnte es nicht.
»Die werden ihn im Krankenhaus bewachen. Die schnappen uns, sobald wir auch nur einen Schritt da reinsetzen. Tut mir leid, Lasse, ohne mich. Das wäre reiner Selbstmord.«
Lasse fing an zu lachen. Aber es klang nicht lustig, sondern wie das Lachen eines Verzweifelten.
»Soll das heißen, dass alles umsonst war? Dass wir einen Haufen Kohle haben, die wir verbrennen oder noch besser wieder zurückgeben sollten? Ja? Wollen wir ihm den Rucksack einfach wieder vor die Tür legen? Schwachsinn!«
»Sei leiser«, sagte Leif.
»Warum? Du willst doch ohnehin alles erzählen, warum sollte ich also leise sprechen? Wirklich, Leif, du musst nicht so tun, als ob du ein Heiliger wärst. Du hängst genauso drin wie ich. Du drückst dich nur vor dem, was getan werden muss. Aber so landen wir auf jeden Fall im Gefängnis. Für Bedenken ist es verdammt noch mal zu spät.«
»Es wächst uns übern Kopf, verstehst du nicht? Es war so schon alles schwer genug, und jetzt das. Shelly sitzt uns auch im Nacken. Wir verlieren die Kontrolle.«
»Hey, nun mal ganz ruhig, Alter. Hofstätter ist ein Problem, keine Frage, und unser dringendstes dazu. Aber unsere Alibis sind so gut wie wasserdicht, und falsche Spuren haben wir auch gelegt. Wir müssen uns also nicht den Kopf zerbrechen. Alles ist im Lot, bis auf den Komapatienten. Um Shelly können wir uns später kümmern. Aber Hofstätter muss jetzt erledigt werden. Darum kümmere ich mich.«
»Lasse, du kannst da nicht wie Dr. Kimble ins Krankenhaus reinmarschieren. Die warten doch nur auf dich.«
Lasse wollte gerade antworten, als es klopfte.
»Ja, was ist?«, rief er.
»Ich bin’s, Geraldine.«
Lasse, sah Leif genervt an.
»Komm rein«, sagte Leif, und ihre Nachbarin steckte den Kopf ins Zimmer.
»Heute Abend ist ein Konzert im Fuchsbau. Gehen wir hin?« Der Fuchsbau war ein Jugendzentrum mit einer kleinen Bühne in der ersten Etage.
»Ich denke nicht«, sagte Lasse.
»Oh, ich hatte eigentlich auch nur Leif gefragt«, meinte Geraldine. »Hast du Lust?« Sie lächelte kokett.
»In
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