Der Huf des Teufels (German Edition)
befinden sich in Deutschland. Um hier jemanden verhaften zu können, braucht man Beweise.« Er sprach mit ihr wie mit einem kleinen Kind.
»Wissen Sie, was ein Zeuge ist?«, fragte sie wütend.
»Selbstverständlich.«
»Ich bin ein Zeuge!«, sagte sie und tippte sich mit dem Zeigefinger auf die Brust.
»Sie sind nicht Zeuge eines Verbrechens geworden, sondern Zeuge eines Einkaufs.«
»Oh mein Gott! Was ist denn mit Ihnen los? Wollen Sie mich nicht verstehen?«
»Ich verstehe vollkommen. Aber Sie können hier nicht einfach reinplatzen und von mir verlangen, dass ich Ihnen in dieser Sache blind vertraue. Ich brauche Beweise. Wenn ich Fasern von einem Pullover am Tatort finde und sie den Pullovern, die die Jungen gekauft haben, zuordnen kann, dann habe ich einen Beweis. Das aber auch nur, wenn ich legal an diese Pullover gekommen bin, zum Beispiel bei einer Hausdurchsuchung eines hinreichend Tatverdächtigen.« Er dozierte jetzt mit erhobenem Finger.
»Aber Sie können sich doch nicht blind stellen!«
»Dies ist ein Rechtsstaat und kein Fernsehformat.«
Shelly stand auf.
»Und dies ist kein Polizeibüro, sondern ein Gehege.« Damit stampfte sie hinaus und warf die Tür hinter sich ins Schloss.
»Chef, können wir wieder reinkommen?« Der Polizist mit dem karierten Hemd, Thorsten Sander, spähte durch einen Türspalt ins Büro.
»Ja, sicher.«
Die drei Männer kamen zurück, und Karsten Bonte, der Technik-Chef, schloss die Tür hinter sich.
»Was war das?«, fragte Sander.
»Eine Verrückte.«
»Nein, das war Shelly Kutscher, habt ihr sie nicht erkannt?«
»Doch, haben wir«, sagte Piesmeier, der dritte Beamte. Er war schon älter, und seine Tränensäcke hätten denen von Derrick Konkurrenz machen können.
»Nur Stresser nicht. Du guckst zu wenig Fernsehen.«
»Ich gucke Informationssendungen, das genügt.«
»Du hast einen Fernsehstar im Büro und merkst es nicht mal.«
»Ich hab sie in den Nachrichten gesehen«, verteidigte sich Stresser.
»Und was wollte sie hier? Bist du gecastet worden, als neuer Sherlock Holmes?«, fragte Piesmeier, und die Männer lachten aus vollem Hals.
»Nein, sie hat erzählt, dass Bernd Hofstätter ein Verhältnis mit Simon Langensalzas minderjähriger Tochter hatte.« Augenblicklich verstummte das Lachen.
»Und die Kleine war die Tochter?«, fragte Sander.
»Nicht nur das. Sie hat gesagt, dass jemand von dem Verhältnis gewusst und Hofstätter damit erpresst hat.«
Schlagartig leuchtete es in den Augen der Männer.
»Aha!«, sagte Sander.
»Aha!«, sagte Piesmeier.
»Was, aha?«, fragte Bonte.
»Er ist erpresst worden. Sie treffen sich zur Übergabe auf diesem Feld, es kommt zum Streit und Peng! , er wird angeschossen«, sagte Sander.
»Mit seiner eigenen Waffe?«, fragte Bonte.
»Mit seiner eigenen Waffe, weil der andere ihn entwaffnet hat«, bestätigte Sander.
»Vielleicht hat Hofstätter ihn auch erkannt und wurde deshalb angeschossen. Auf jeden Fall hat der Schütze jetzt das Geld«, stellte Piesmeier fest.
»Das könnte sein«, meinte Bonte.
»So könnte es gelaufen sein, Chef«, sagte Sander zu Stresser, der sich beim Theoretisieren zurückgehalten hatte.
»Laut Sara Langensalza war die Übergabe, als Hofstätter ihr am Sonntag davon erzählte, aber schon gelaufen. Zweihundert Mille im Übrigen.«
»Dann macht’s keinen Sinn«, meinte Piesmeier.
»Ich habe das hier im Mülleimer von Hofstätter gefunden.« Stresser hielt den Beutel mit dem Videoplayer hoch. »Es lag in einem Umschlag nur mit Hofstätters Namen drauf. Frau Kutscher sagte, sie habe dieses Gerät schon einmal gesehen, nämlich als zwei Azubis vom Fischbacher Gestüt es gekauft haben. Was sagt ihr dazu?«
»Zwei junge Kerle? Wäre ein Zufall, aber kein großer. Oder haben diese Jungs was mit Hofstätter zu tun? Kannten sie ihn?«, wollte Piesmeier wissen.
»Das wissen wir nicht«, sagte Stresser.
»Simon Langensalza hingegen kannte ihn sehr wohl. Er hatte kürzlich Streit mit Hofstätter, mochte ihn nicht und könnte dann noch herausgefunden haben, dass seine kleine Marie …«, begann Sander.
»Sara«, korrigierte Stresser.
»… seine kleine Sara ein Verhältnis mit dem Mann hat. Er erpresst ihn und ist so wütend, dass er ihn abknallt. Oder Hofstätter hat ihn auf dem Feld da draußen erkannt.«
»Das klingt zumindest nach einer plausiblen Theorie«, sagte Stresser. »Auch wenn ich noch nicht ganz verstehe, warum Langensalza Geld verlangt haben soll. Er wird doch gewollt
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