Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hund des Propheten: Roman (German Edition)

Der Hund des Propheten: Roman (German Edition)

Titel: Der Hund des Propheten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
Vom Netzwerk:
dieser da ist anders. Vielleicht liegt es daran, wie er seine gut zwei Zentner Lebendgewicht bewegt. Oder sie – mit dem Gewehr in der Hand – über die Balustrade einer Jagdhütte wuchtet.
    Kadritzke ist zur Tür zurückgegangen und lehnt dort an der Wand. Meunier macht sich nicht die Mühe, Berndorfs Brieftasche durchzusehen. »Sie kriegen das nachher wieder. Da Sie den Weg hierher gefunden haben, werden wir uns ja wohl verständigen können. Haben Sie mit Helsinki telefoniert?«
    »Ja«, antwortet Berndorf.
    »Das beruhigt mich«, meint Meunier. »Die Dame ist, glaube ich, ein wenig vernünftiger …«
    Er deutet auf den Mann neben sich. »Herrn Neuböckh kennen Sie ja. Sie haben ihm ja sogar Ihre Visitenkarte überreicht.« Meunier lächelt kurz. »Anfangs wussten wir gar nicht, warum Sie das getan haben. Jetzt ist mir klar, dass Sie Kontakt aufnehmen wollten.«
    Meunier wartet kurz. Als keine Reaktion kommt, fährt er fort. »Sie haben etwas zu verkaufen. Das wird kein Koffer mit Geld sein. Pensionierte Polizisten haben so etwas eher selten. Also wollen Sie uns eine Information verkaufen.«
    »Wobei diese Information von der Art ist, dass man sie nicht mit Handkantenschlägen herausfindet«, sagt Berndorf. Er dreht sich um und blickt zu Kadritzke. »Handkantenschläge sind überhaupt so etwas von bescheuert … Ehe man sich’s versieht, fällt einer um und ist mausetot, und dann gibt es Zeugen und man muss hinter ihnen herlaufen, und die sind plötzlich gar nicht so einfach umzubringen…«
    »Wieder ganz der alte Berndorf«, meint Meunier lächelnd. »Überhaupt nicht mehr einsilbig. Das trifft sich gut. Unser Gespräch hier ist nämlich ein wenig ins Stocken geraten…«
    »Ach ja?«, macht Berndorf. »Ich dachte immer, zwischen Ihnen und dem Herrn Neuböckh hat eine wunderbare Freundschaft begonnen.«
    Das Lächeln in Meuniers Gesicht verschwindet. »Worauf soll das nun wieder hinaus?«
    »Er karrt Ihnen doch Ihr Mordgerät außer Landes. Die Geschäftsbeziehung ist vermutlich schon von dem abwesenden Herrn Autenrieth geknüpft worden. Wenn ein Deal zu anrüchig war, als dass Eschborn oder der Bundessicherheitsrat es hätte genehmigen können, hat man auf die Dienste von Autenrieths Jagdfreund zurückgegriffen…«
    »Könnten Sie bitte mit Ihrem gespreizten Gerede aufhören?«, fragt Cosima Autenrieth. »Ich würde gerne wissen, wie es weitergeht.« Ärgerlich schnippt sie Zigarettenasche auf den Boden.
    Meunier macht eine Kopfbewegung in Richtung Berndorf. »Fragen Sie ihn. Er ist der Initiator dieser Veranstaltung.«
    »Das ist mir neu«, sagt Berndorf. »Im Übrigen – wenn Sie nicht einmal die Dinge wahrnehmen, die Ihnen vor Augen gehängt werden, kann ich Ihnen auch nicht helfen.«
    »Hören Sie mir einmal zu, nur einmal«, sagt Cosima Autenrieth, und ihre Stimme ist glasharfenscharf. »Sie haben uns gegenüber angedeutet, dass mein Vater hier verschwunden sei. Wir sollten bei den Steinen suchen. Also auf der Alb. Auf der steinigen Alb. Sagen Sie mir jetzt, wie Sie zu dieser Annahme kommen. Ich habe ein Recht, es zu wissen. Es geht um meinen Vater, verstehen Sie das?«
    Berndorf betrachtet sie aufmerksam. »Es geht um Ihren Vater, ja? Nur um ihn? Nicht um Aufzeichnungen, nicht um Geld?« Der Blick kommt kühl und unbewegt zurück. »Wenn das so ist, bringe ich Sie zu einer Kriminalbeamtin. Sie erstatten Vermisstenanzeige, und ich werde meine Aussage machen. Vielleicht finden wir dann sehr rasch, was Sie suchen.«
    »Sie vergessen, Berndorf, dass Sie hier nicht allein zu entscheiden haben«, wirft Meunier ein. »Sie werden nämlich nichts dergleichen tun, und Sie wissen auch ganz genau, warum nicht …« Er beugt sich vor. »Was für Dinge sind wem vor Augen gehängt worden?«
    Berndorf deutet auf Neuböckh. »Fragen Sie doch ihn, was er in den Tagen gemacht hat, als sich Autenrieth abgesetzt hat.« Neuböckh blickt hoch. »Was soll das …?«
    »Oder fragen Sie ihn einfach, wie er zu der Krieghoff gekommen ist, die er Paco in die Hand gedrückt hat.« Berndorf betrachtet Neuböckh. »Sie haben das getan, damit man Paco in Notwehr erschießen kann, nicht wahr?«
    Auch Meunier blickt auf Neuböckh. »Das ist doch alles Unsinn«, sagt der. Über dem Kinnbart ist sein Gesicht fleckig geworden. »Das ist wieder ein Trick von diesem Schnüffler da.« »Was war im September’91?«, fragt Meunier.
    »Als Autenrieth nach Südamerika ging, war ich nicht da«, sagt Neuböckh. »Ich war in Jugoslawien,

Weitere Kostenlose Bücher