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Der Hund des Propheten: Roman (German Edition)

Der Hund des Propheten: Roman (German Edition)

Titel: Der Hund des Propheten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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Hause zugeht, wo die Ehe nicht mehr stimmt, oder der Vater zu Hause zu viel trinkt. Wenn Sie mir nicht glauben, fragen Sie die Gauck-Behörde. Sie werden sich wundern. Jedenfalls sollten Sie jetzt verstanden haben, warum ich diese Gerüchte hier bei uns für läppisch und unbedeutend halte… Lassen Sie doch den Leuten ihre Freude. Und bringen Sie sie um Gottes willen nicht dazu, sich die wirklich bösartigen Sachen auszudenken.«
    Ach so, denkt Rübsam. Es dauert eine Weile, bis er sich darüber klar wird, dass er noch immer nichts begriffen hat.
     
     
    Tamar und Berndorf gehen einen Drahtzaun entlang. Links ist ein Gebäude mit einem Sheddach zu erkennen, weiter vorne verschwimmt das Licht einer Straßenlampe. Sonst ist es dunkel. Fast dunkel. Aus einem der vorderen Fenster des Gebäudes dringen Lichtstreifen, gerade so schmal, wie sie von der Jalousie durchgelassen werden.
    »Neuböckhs Büro«, flüstert Tamar.
    Berndorf wirft einen Blick auf Tamar. Was er in der Dunkelheit von ihrem Gesicht sehen kann, erscheint ihm fremd, abweisend fast. Noch etwas zu besprechen? »In einer halben Stunde sollte ich zurück sein.«
    Der Zaun endet an einem Tor mit verzinkten Stahlrohr-Flügeln. Einer der Flügel steht auf. Berndorf betritt den Hof, zögert dann. Offenbar keine Wachhunde.
    Also hätte er den Hund doch mitnehmen können. Um eine Hundebeißerei zu vermeiden, hatte er Felix zu Hause gelassen.
    Auf dem Hof sind mehrere Wagen geparkt, er erkennt einen Landrover, ein Peugeot-Coupé und eine größere Limousine. Weiter hinten steht ein altertümlicher Traktor, schon wieder halb vom Nebel verschluckt und halb ins Groteske verzerrt. Berndorf holt die Punktlampe aus seinem Trenchcoat, bückt sich und leuchtet kurz die Nummernschilder an.
    Der Landrover hat ein Ulmer Kennzeichen, mit einer Nummer, wie sie für den Alb-Donau-Kreis ausgegeben wird.
    Die Limousine ist in Saarbrücken zugelassen, der Peugeot in Bonn.
    Er steckt die Lampe zurück. Ihm ist unbehaglich. Er kommt zum Eingang des Gebäudes, die Tür ist nicht abgeschlossen, er öffnet und tritt ein und ist in einem verlassenen Großraumbüro. Im Lichtschein, der durch die Milchglasscheibe einer Tür fällt, erkennt er Schreibtische mit Computern, dazwischen Kübelpflanzen und Aktenschränke.
    Er bleibt stehen, wie erstarrt. Hinter ihm ist eine Bewegung, mit eisenhartem Griff werden seine Oberarme gepackt, er wird herumgeschleudert und gegen einen Aktenschrank gedrückt. Seine Arme werden nach oben gerissen.
    »Hände gegen den Schrank, Beine spreizen.« Die Stimme klingt sachlich. Geschäftsmäßig.
    Dich hab ich schon mal gehört, denkt Berndorf. Hände tasten ihn ab. Holen das Mobiltelefon aus seinem Jackett, ziehen die Brieftasche heraus. Routiniert tun sie das.
    Gelernt ist gelernt.
    Der Mann hinter ihm tritt zurück. »Gehen Sie rein.«
    Berndorf wendet sich um, geht zur Glastür, klopft an und öffnet sie, ohne zu warten.
    »Na endlich«, sagt Meunier. Er sitzt an einem Besprechungstisch und weist einladend auf einen freien Stuhl. »Ich habe mich schon gefragt, wie lange Sie noch brauchen werden.«
    Berndorf nickt grüßend. Bevor er sich setzt, sieht er sich im Zimmer um. Neben Meunier sitzt ein zweiter Mann, hager, kinnbärtig. Der Blick, mit dem er Berndorf ansieht, ist anders als zuletzt. Nicht mehr vom Landrover zum Wandersmann herab.
    Am Fenster lehnt schmal und schwarzhaarig Cosima Autenrieth, die Arme verschränkt, eine Zigarette in der freien Hand.
    Berndorf lächelt ihr zu. »Nett, Sie wiederzusehen.«
    Ihr Blick geht durch ihn hindurch.
    »Setzen Sie sich«, sagt der Mann, der mit ihm ins Zimmer gekommen ist. Berndorf wirft einen Blick auf die alten Holzgabeln und die Dreschflegel an der Wand. »Hübsch. Richtig rustikal.« Dann nimmt er Platz.
    Der Mann tritt an ihm vorbei und legt Brieftasche und Mobiltelefon vor Meunier auf den Tisch. »Keine Waffe.«
    »Danke, Egon.« Meunier deutet mit dem Zeigefinger erst auf Egon und dann auf Berndorf. »Mein Mitarbeiter Kadritzke. Berndorf. Ihr habt euch schon gesehen.«
    Berndorf betrachtet Kadritzke, Egon. Er kennt ihn. Jonas’ Beerdigung, Gedränge auf der Empore. Um sich den Reporter Hollerbach und seinen Mundgeruch vom Hals zu halten, lässt er einen massigen Kerl im Lodenmantel den Vortritt. Jetzt wundert er sich, wie er Kadritzke für den Vorsitzenden des Hegerings hat halten können.
    Zwar findet man unter Bauern nicht selten solche gepanzerten Leute, unerschütterlich in ihrem Fleisch. Aber

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