Der Hund, die Krähe, das Om... und ich!
gut drauf. So entspannt und gelassen, und ich würde dazu auch noch gut aussehen. Für meine Verhältnisse, wohlgemerkt.
Langsam wird mir das unheimlich. Tägliche Komplimente meiner Kinder bin ich nicht gewohnt. Aber es ist was dran. Ich fühle mich gut. Sehr gut. Ich habe das Gefühl, meine Haltung ist besser geworden. Ich gehe gerade. Und so fühle ich mich auch. Ruhig, gerade und gut. Innerlich und äußerlich.
Warum auch immer, Yoga scheint mir zu bekommen. Vielleicht ist es auch eine Form von Placeboeffekt. Ich denke, es tut mir gut, und deshalb fühle ich mich gut. Sei es drum – egal was es ist, Hauptsache es wirkt. Kein Wunder, dass Krankenkassen die Gebühren für Yoga-Kurse subventionieren.
Ich fange langsam an, mich zu wundern. Yoga „macht“ vielleicht wirklich was … Ich muss bei Ursula Abbitte leisten.
BIN SCHON GESPANNT, WAS NOCH SO AUF MICH ZUKOMMT, UND HOFFE TIEF IN MIR DRINNEN AUF VERJÜNGUNG. DIE WÄRE WIRKLICH WÜNSCHENSWERT. UND NÖTIG!
TAG 14
Kalorienkiller
Fahre geruhsam (auf der rechten Spur) mit Tempo 130 nach Köln. Eine Freundin feiert ihren 50. Geburtstag. Ein schöner Abend, nette Menschen, ein ausgesprochen hübsches Lokal und sehr gutes Essen. Mit anderen Worten: eine perfekte Kombination. (Danke, Britta!)
„Yoga verbraucht irrsinnig viel Kalorien“, behauptet meine Tischnachbarin beim Essen. „Mehr als die meisten Sportarten!“ Ich wage, trotz meiner aufkeimenden leichten Yoga-Verliebtheit, sanften Widerspruch. „Also, allein was die Kalorien angeht, ist eine Sportart wie Skilanglauf sicherlich besser“, entgegne ich. Sie aber schwört steif und fest, Yoga würde etwa 600 Kalorien pro Stunde verbrennen. Ich wäre begeistert, kann es aber nicht glauben. Leider habe ich recht. Was den Kalorienverbrauch allein angeht, ist Yoga kein Brüller. Je nach Körpergewicht verbraucht man etwa 150 bis 200 Kalorien pro Stunde. Joggen und Skilanglauf sind da natürlich wesentlich ergiebiger.
Aber es geht mir nicht primär darum, Fett zu verbrennen. Ich hätte sicherlich nichts dagegen (was für ein schöner Gedanke: Es brennt einfach so weg, das Fett!), aber ich habe mich mit meinen Formen leidlich angefreundet. Freundschaft ist ein sehr großes Wort, Akzeptanz trifft es wahrscheinlich besser.
Die immergleichen Kilos ab- und zuzunehmen ist auf Dauer ein zähes und wenig erfreuliches Geschäft. In meinem Fall sind die Kilos alte Bekannte, die immer mal wieder vorbeischauen. Eben mal weg, schon wieder im Land. Sie sind eben sehr anhänglich. Heimatverbunden. Aber was soll’s, ich hatte ja genug Jahre,
in denen ich mich an sie gewöhnen konnte.
Außerdem werden all die Kurven, die körpereigenen Gebirgslandschaften demnächst ja wunderbar straff sein. Ich kann es kaum erwarten! Ich will fit sein. Mit Yoga. Durch Yoga. Fit, gelenkig, verjüngt und durchtrainiert. Dann darf der Speck auch bleiben. Straffer Speck ist besser als schwabbeliger Speck. Eine muss dem Speck ja noch Asyl gewähren. Er hat es heutzutage, wo alle Welt an seiner Abschaffung arbeitet, ohnehin schwer genug!
WAS SOLL’S?
EINER MUSS DEM SPECK JA NOCH ASYL GEWÄHREN ...
TAG 15
Zarte Kakasana im heimischen Wohnzimmer
Heute ist ein großer Tag. Meine Trainings-DVD bleibt in der Hülle, denn Gillian, genannt Gill, kommt. Gill ist eine Freundin, gebürtige Australierin, aufgewachsen in Kanada und, was für ein herrlicher Zufall, Yoga-Lehrerin. Ich habe Gill gebeten, mal mit mir zu üben und zu kontrollieren, ob ich es einigermaßen richtig mache. Nicht, dass sich falsch geübte Asanas in meinem Hirn festsetzen, ich sie nicht mehr rauskriege und meine guten Absichten damit ad absurdum führe. Obwohl man, wenn man achtsam ist und nichts macht, was wirklich schmerzt, eigentlich so viel nicht falsch machen kann.
Gill ist eine wunderbare Frau. Immer wie leicht gedopt. Lustig und gut gelaunt. Grundfreundlich und gelassen. Spielt da etwa auch Yoga eine Rolle oder sind es schlicht die Gene?
Ich bin ein bisschen ängstlich, hoffe, dass Gill nicht gleich völlig entsetzt ist von meiner Laiendarbietung. Ich strenge mich richtig an. Ich möchte eine Musterschülerin sein! Steckt tief in mir drinnen eine Streberin?
Gill beruhigt mich, sie habe schon „weitaus Schlimmeres“ gesehen. Sie klingt wie ich damals in meiner Schulzeit, wenn ich mit einer Vier nach Hause kam. Ich habe immer sofort betont, dass es sogar noch eine Fünf und eine Sechs gab. Aber wie hat meine Mutter schon damals so schön gesagt:
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