Der Hund, die Krähe, das Om... und ich!
wie ein Date mit George Clooney, ein Besuch bei der Queen auf eine Tasse Tee oder ein Flug zum Mars. Bin richtig sauer und lade mir das passende Lästervideo runter. Zwei kleine Rapper, die sich auf Yoga-Matten fläzen und sehr oft Fuck Yoga singen.
Telefoniere mit einem Yoga-Fast-Profi und jammere ihm die Ohren voll. „Das ist normal, es geht nicht um Können. Man übt nicht jeden Tag auf dieselbe Art Yoga – das ist die Übung“, antwortet er mir.
Das ist für mich keine Übung, sondern ziemlich ärgerlich. Ehrgeiz scheint nicht der Schlüssel zum Yoga zu sein. Vielleicht muss ich „ehrgeizig“ gegen „ambitioniert“ eintauschen. Ich muss mir Zeit lassen. Geduldig werden. Gelassen sein. Mir selbst nicht so einen Druck machen. Atmen und einfach weiter üben!
Angeblich kann man mit Willenskraft alles erreichen. Man muss es nur wirklich wollen. Ich will die Krähe können – aber sie will nicht! Wie gemein von der Krähe! Mistvogel!
Unter uns: Ich glaube nicht an die „Man kann alles, wenn man nur will“-Botschaft, die heutzutage sehr gern in dubiosen Motivationsratgebern verbreitet wird. Man kann einiges erreichen, wenn man sehr will und sich anstrengt und etwas dafür tut. Aber jeder kann eben nicht alles. Das ist betrüblich, aber ein Fakt. Auch wenn man etwas wahnsinnig gern will. Ich kann nicht Pilotin werden, weil ich neun Dioptrien habe, mit anderen Worten: extrem kurzsichtig bin. (Ein Maulwurf könnte bei mir Blindenhund sein!) Pilotin, das wird nix, egal, wie doll ich es will. Und ich hätte wirklich gern eine Fluglizenz! (Und nicht nur, weil mir Pilotenbrillen sehr gut stehen.) Ich kann keine Neurochirurgin werden, da ich nicht Medizin studiert habe. Ich kann kein Top-Model sein, hier gibt es unglaubliche viele Ausschlusskriterien. Gut, dass ich es auch gar nicht will.
Aber die Krähe ist machbar, da bin ich mir sicher. Egal, wie weit weg von mir sie heute flattert.
ICH KRIEG DICH, DU KLEINER SCHWARZER VOGEL!
TAG 20
„Habbe Sie abgenomme?“
Tolles Erlebnis beim Einkaufen. An der Kasse fragt mich die Kassiererin: „Habbe Sie abgenomme?“ Es gibt, bizarrerweise, kaum einen Satz, der Frauen mehr erfreut. Das ist bescheuert, aber ich kann mich auch nicht völlig davon befreien. „Ich mache neuerdings Yoga, vielleicht deshalb!“, antworte ich. Sie schaut erstaunt. Genau so wie ich vor wenigen Wochen auch geguckt hätte, wenn mir jemand diese Antwort gegeben hätte.
Zu Hause stelle ich mich mal wieder auf die Waage. Ich habe tatsächlich abgenommen. Ungefähr drei oder vier Kilo. So genau kann ich es gar nicht sagen, da ich mich selten wiege. Drei Kilo, nicht die Welt in meiner Gewichtsklasse – aber mal abgesehen von schnöden Zahlen: Irgendwas passiert mit meinem Körper. Ich merke es selbst. Sollte Ursula recht haben? Verändert sich meine Figur?
Ich beschließe, mich mal gründlich zu vermessen, denn ich denke, dass die reine Kiloangabe nicht viel aussagt. Wenn Yoga den Körper verändert, sollte das ja messbar sein.
Ich verstecke die aufgeschriebenen Werte (Enorme Zahlen! Fast alle sind leider dreistellig! Nein, die Waden und Oberarme zum Glück nicht …) und werde versuchen, sie sofort zu verdrängen. Sie sind erschreckend.
Ich recherchiere im Netz. Ein wichtiger Faktor, unumstritten beim Thema Gewicht, ist der Cortisollevel. Cortisol ist ein Stresshormon. Ein erhöhter Wert ist der Figur nicht zuträglich. Putscht den Insulinspiegel, der dann für Heißhunger sorgt. Böses Cortisol! Man wird gierig. Gierig nach Süßkram.
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Udo Pollmer (Lebensmittelchemiker und Fachbuchautor zum Thema Ernährung) in der Schweizer Weltwoche: „In Wahrheit hat auch der Kummerspeck vor allem mit den Hormonen zu tun. Wenn wir Angst, Stress oder Verzweiflung ausgesetzt sind, steigt der Cortisolspiegel im Blut. Dadurch erhält der Organismus mehr ‚Power’ für Situationen wie Flucht oder Kampf.
Doch daneben gibt es noch eine weitere Folge: Cortisol macht dick. Verordnet man das Hormon als Medikament in Form von Cortison gegen Allergien und Rheuma, kommt es zur Fettsucht, zu ‚Bierbauch’ und ‚Mondgesicht’. Aus diesen Gründen ist Cortisol einer der Hauptverdächtigen bei der Entstehung von Fettleibigkeit.“
Aus: Über Gewicht . „Die Weltwoche“, Ausgabe 42/ 2005
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Yoga reduziert (Das ist durch zahlreiche Studien belegt!) unbestritten den Stresslevel. Und pegelt damit den Cortisollevel aus. Ziemlich nett von Yoga!
Was für ein herrlicher Nebeneffekt! Lieber
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