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Der Hund von Baskerville

Der Hund von Baskerville

Titel: Der Hund von Baskerville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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Hut aufzusetzen. Ich darf mich nicht aufhalten, denn mein Bruder könnte mich vermissen. Ich wollte Ihnen nur sagen, wie leid mir die dumme Verwechslung tut, daß ich Sie für Sir Henry gehalten habe. Bitte, vergessen Sie alle meine Worte, die ja nicht für Sie bestimmt waren.«
    »Aber ich kann sie nicht vergessen, Miss Stapleton«, sagte ich. »Ich bin Sir Henrys Freund, und sein Wohlbefinden ist mir sehr wichtig. Sagen Sie mir, warum liegt Ihnen so viel daran, daß Sir Henry nach London zurückkehrt?«
    »Die Laune einer Frau, Dr. Watson. Wenn Sie mich erst einmal besser kennen, werden Sie verstehen, daß ich nicht immer einen Grund angeben kann für das, was ich sage oder tue.«
    »Nein, nein, ich habe die Erregung in Ihrer Stimme wohl gespürt. Ich erinnere mich an den Blick Ihrer Augen. Bitte, bitte, Miss Stapleton, seien Sie offen zu mir, denn seit ich hier bin, fühle ich mich von seltsamen Schatten umgeben. Das Leben ist für mich wie der Große Grimpener Sumpf geworden, überall kleine giftgrüne Morastlöcher, in denen man versinken kann, wenn man keinen Führer hat, der einem den Weg zeigt. Sagen Sie mir, was Sie gemeint haben, und ich werde die Warnung Sir Henry übermitteln.«
    Einen Augenblick huschte ein Zögern über ihr Gesicht. Aber als sie antwortete, waren ihre Augen wieder hart.
    »Sie machen zuviel aus der Sache, Dr. Watson«, sagte sie. »Mein Bruder und ich waren über den Tod von Sir Charles sehr betroffen. Wir haben ihn sehr gut gekannt, denn sein Lieblingsspaziergang führte über das Moor zu unserem Haus. Der Fluch, der über seiner Familie hängt, hat großen Eindruck auf ihn gemacht. Als sich die Tragödie ereignete, habe ich natürlich gedacht, daß er doch Gründe für seine Angst gehabt hat. Es hat mich deshalb bedrückt, daß wieder ein Mitglied der Familie kommt, um hier zu leben, und so dachte ich, daß er vor der Gefahr, in die er hineinlaufen könnte, gewarnt werden müßte. Das war alles, was ich ihm begreiflich machen wollte.«
    »Aber wo liegt denn die Gefahr?«
    »Kennen Sie die Geschichte von dem Hund nicht?«
    »Ich glaube nicht an einen solchen Unsinn.«
    »Aber ich glaube daran. Falls Sie irgendwelchen Einfluß auf Sir Henry haben, so bringen Sie ihn dazu, von diesem Ort wegzugehen, der sich als so verhängnisvoll für seine Familie erwiesen hat. Die Welt ist so groß. Warum sollte er an einem Ort leben, wo Gefahr auf ihn lauert?«
    »Eben weil es ein Ort voller Gefahren ist. Das ist Sir Henrys Natur. Ich fürchte, wenn Sie Ihre Warnung so im Unbestimmten lassen und nicht etwas mehr Information geben, wird es schwer sein, Sir Henry zum Fortgehen zu bewegen.«
    »Ich kann Ihnen nichts weiter sagen, weil es nichts weiter zu sagen gibt.«
    »Ich möchte Ihnen noch eine Frage stellen, Miss Stapleton. Wenn Sie vorhin, als Sie mich das erste Mal ansprachen, nicht mehr sagen wollten als dies, warum war Ihnen dann so daran gelegen, daß Ihr Bruder uns nicht hören sollte? Da war doch nichts, wogegen Ihr Bruder oder sonst irgend jemand etwas hätte einwenden können.«
    »Meinem Bruder liegt viel daran, daß das Schloß wieder bewohnt wird, denn er glaubt, daß das Wohl der armen Leute aufdem Moor davon abhängt. Er würde sehr böse auf mich werden, wenn er erführe, daß ich versucht habe, Sir Henry zur Abreise zu überreden. Aber ich habe meine Pflicht nun getan und will nichts weiter sagen. Ich muß zurückkehren, denn sonst vermißt er mich noch und errät, daß ich mit Ihnen geredet habe. Auf Wiedersehen.«
    Sie wandte sich um. Nach ein paar Minuten war sie hinter den verstreut liegenden Felsblöcken verschwunden. Also setzte ich meinen Weg nach Schloß Baskerville fort, das Herz voll von unbestimmten Ängsten.
     
     

8. KAPITEL
    Dr. Watsons erster Bericht
     
    Von diesem Augenblick an werde ich dem Lauf der Ereignisse folgen, indem ich mich an die Briefe halte, die ich an Sherlock Holmes geschrieben habe. Sie liegen hier vor mir auf dem Tisch. Eine Seite ist verlorengegangen, aber sonst füge ich sie genauso ein, wie ich sie geschrieben habe. Denn sie zeigen meine Gefühle und die Verdachtsmomente des Augenblicks besser, als meine Erinnerung es tun könnte, obgleich mir jeder Augenblick dieses tragischen Geschehens noch deutlich vor Augen steht.
    Schloß Baskerville, den 13. Oktober Mein lieber Holmes!
    Meine bisherigen Briefe und Telegramme haben Sie ziemlich auf dem laufenden gehalten, so daß Sie über alles, was in diesem gottverlassenen Erdenwinkel vor sich geht,

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