Der Hundeflüsterer - Thriller (German Edition)
schien, als würden die weißen Schaumkronen der Wellen über die Kufen des Hubschraubers schwappen.
Als der Hubschrauber über den Hafen von Saint-Tropez mit seinen riesigen Yachten und den pittoresken Straßencafés an dem kleinen Pier flog und Kurs auf die Villa von Gurbanguly nahm, hatte David die Situation wieder kühl und emotionslos analysiert. Sollte jemand Verdacht geschöpft haben, würde er die Operation eben früher beenden als geplant. Er hatte auch nicht vor, dann auf das flüssige Gift zu warten, das Schneider nach Saint-Tropez mitbringen würde. In der Zwischenzeit war David auf sich alleine gestellt und das war ihm auch recht so, denn im Grunde war er seit dem Anschlag in Kabul zu einem Einzelgänger geworden, der sich nur mehr sehr schwer in ein Team einfügen konnte.
David hatte in Berlin zwar Fotos der Villa von Gurbanguly gesehen, aber keine echte Vorstellung von den Dimensionen gehabt. Die Wirklichkeit übertraf seine Phantasie um ein Vielfaches. Die Villa thronte auf einem eigens aufgeschütteten Hügel mit einer riesigen Kuppel als Zentrum, von der strahlenförmig vier Wohnflügel abgingen. Vom Hubschrauber aus war der Anblick beeindruckend, schon die goldenen Flammenreliefs auf dem Dach der Kuppel mussten ein Vermögen gekostet haben. Der Hubschrauber landete neben einem in den Hang gebauten Hangar, dessen Schiebetor halb geöffnet war. Zu seiner Überraschung sah David die Schnauze eines Düsenjets und einen Kampfhubschrauber, an dessen Kufen eine Raketenabschussvorrichtung installiert worden war. Als David und der Botschafter aus dem Hubschrauber kletterten, war das Tor zum Hangar aber bereits wieder geschlossen. Sie gingen soeben durch eine kleine Abfertigungshalle, als eine schwarzhaarige Frau in einer pinkfarbenen Strandtunika mit einem Klemmbrett unter dem Arm plötzlich vor ihnen auftauchte.
„Das ist Tasha“, stellte sie der Botschafter David höflich vor. „Tasha ist während der Zeit Ihres Aufenthalts Ihre persönliche Assistentin. Sie wird dafür sorgen, dass es Ihnen an nichts fehlt.“
Davids Reisetasche stand bereits auf einem langen Tisch, Tasha ging direkt darauf zu und öffnete den Reisverschluss.
„Um die Sicherheit und das Wohlbefinden des Großen Präsidenten zu garantieren, werden die Gepäckstücke unserer Gäste einer genauen Überprüfung unterzogen, Herr Stein!“, belehrte sie ihn und lächelte David mit ebenmäßigen weißen Zähnen unverbindlich an. Affektiert schüttelte sie dann ihre dunklen Haare, die von einem pinkfarbenen Haarreifen aus der Stirn gehalten wurden, und sie begann Davids Sachen aus der Reisetasche zu nehmen und jedes Stück mit einem silbernen Stift in eine Liste einzutragen, die sie auf ihrem Klemmbrett befestigt hatte.
Als sie das schwarze glänzende Lackkästchen aus dem Seitenfach von Davids Reisetasche zog, wurden ihre Züge hart und ihre Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen.
„Was ist das?“
„Das ist eine Schatulle, in der ich das Trainingshalsband für Ali Baba transportiere“, antwortete David und griff nach der Schatulle.
„Halt! Das dürfen Sie ohne Kontrolle nicht berühren!“, rief Tasha hysterisch und zuckte zurück. Vorsichtig trug sie das schmale Kästchen zu einem kleinen, tragbaren Scanner und David fühlte sich für einen kurzen Augenblick zurückversetzt an jenen Tag, als Amir Karsai seine Sachen in die Plexiglasschale vor dem Scanner gelegt hatte und David zu sehr mit dem Anzünden seiner morgendlichen Zigarette beschäftigt gewesen war, um die Gefahr zu erkennen.
Wie besessen starrte Tasha auf den integrierten Bildschirm des Scanners, als die Schatulle langsam durch das Gerät geschoben wurde.
„Okay“, sagte sie dann langsam, nachdem sie den Inhalt über den Bildschirm gecheckt hatte, „jetzt dürfen Sie die Schatulle öffnen.“
David klappte die Schatulle auf und zog das breite, aus unterschiedlichen Ledersorten geflochtene Halsband hervor und klappte den metallenen Griff auf.
„Das ist ein spezielles Halsband für Wettkämpfe. Mit diesem Griff hält man den Hund beim Start fest“, sagte er und schwenkte das Halsband hin und her. „Ich brauche das für das Mentaltraining mit dem Saluki. Er muss sich langsam daran gewöhnen.“ David holte tief Luft und konzentrierte sich darauf, dass seine Ausstrahlung so harmlos wie möglich war und sich diese Harmlosigkeit aus jeder seiner Poren auf Tasha übertrug und sie in Sicherheit wiegte.
„Wenn der Saluki nicht an ein Wettkampfhalsband
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