Der Hundeflüsterer - Thriller (German Edition)
Brust, ihr Blick war in die Ferne gerichtet. Es war, als hätte man einen Schalter in ihrem Kopf umgelegt und sie dadurch zur reinen Propagandamaschine umfunktioniert.
„Wie immer will der Große Präsident nur das Beste für sein Volk und dafür sind wir ihm unser Leben lang dankbar. Der Große Präsident hat die Eingebung, Dakistan in allen Bereichen zum Sieg zu führen und damit der Welt zu zeigen, dass wir das auserwählte Zoroaster-Volk sind. Um uns ein Beispiel dafür zu geben, hat der Große Präsident dem Emir von Katar seine Teilnahme an dem berühmten Windhunderennen in Katar am Persischen Golf angekündigt. Der Große Präsident wird dort siegen, alles andere ist für ihn und für das Volk von Dakistan völlig ausgeschlossen.“ Nach dem Ende ihrer Rede drehte sich Tasha militärisch zackig auf den flachen Absätzen ihrer goldenen Sandaletten um und öffnete ein schweres, goldverziertes Tor. Langsam gewöhnten sich Davids Augen von der Helligkeit draußen an das dämmrige Licht, das durch schmale Lamellen, die sich weit oberhalb einer Galerie befanden, nach unten sickerte. Obwohl der Raum die Ausmaße einer Sporthalle hatte, war die charakteristische intensive Ausdünstung eines gestressten Hundes überdeutlich zu riechen. David kannte die Ursachen dieses Gestanks, hatte ihn erst kürzlich wieder in der privaten Tötungsstation in Palma gerochen: Hunde, die unter extremem Stress stehen, sondern diesen Geruch über die Haut und das Fell ab. Es war ähnlich wie der Angstschweiß bei den Menschen. Auch das kannte David oft genug von seinen früheren Einsätzen. Was er allerdings hier zu sehen bekam, ging weit über seine Vorstellungskraft hinaus.
In der Mitte des Raums stand ein riesiger goldener Käfig, der mit weißen Fellen ausgekleidet war. Links und rechts vom Käfig standen zwei junge Mädchen in bunten Tuniken, die große, an Stangen befestigte Fächer monoton hin und her bewegten und dadurch einen ständigen Luftzug erzeugten, der den Käfig kühlte. Im Inneren des Käfigs lag apathisch der Saluki, nur seine rote heraushängende Zunge und die riesigen schwarzen Augen, mit denen er jetzt aufblickte, als er die Geräusche hörte, waren zu erkennen.
„Das ist doch komplett verrückt“, murmelte David und schüttelte entgeistert den Kopf. Mit seinem Slipper stieß er gegen einen goldenen Futternapf, der wiederum in einem vergoldeten Gestell vor dem Käfig stand. „Gold ist schädlich, wenn es mit dem feuchten Fressen in Berührung kommt. Es kann zu einer chemischen Reaktion führen“, sagte er und Tasha notierte alles eifrig auf ihrem Klemmbrett.
„Kommt der Hund nie ins Freie?“ David blickte umher, doch alle Anwesenden zuckten bloß ratlos mit den Schultern. „Was ist mit euch?“, fragte David die beiden Mädchen, die noch immer die Fächer bewegten, als wären sie in Trance.
„Sie können Sie nicht verstehen“, assistierte Tasha. „Die beiden sind taubstumm. Ali Baba soll nicht durch fremde Stimmen irritiert werden. Nur der Hundetrainer und natürlich der Große Präsident dürfen mit ihm sprechen.“
„Der Hund braucht Bewegung und muss an die frische Luft!“ David drehte sich zu Tasha, die ihn mit großen Augen entgeistert anstarrte. „Sorgen Sie dafür, dass der ganze Firlefanz hier verschwindet.“ Er gestikulierte mit den Mädchen, um ihnen zu signalisieren, dass sie mit dem Fächern aufhören sollten, doch die beiden nahmen keine Notiz von ihm, sondern bewegten weiter unbeirrt die langen Stangen.
„Ich muss erst den Adjutanten des Großen Präsidenten um Erlaubnis fragen“, sagte Tasha nach kurzem Schweigen und knipste wieder ihr übertriebenes Lächeln an.
„Ich will, dass meine Anweisungen sofort umgesetzt werden!“, schnauzte David Tasha an und wandte sich dann zum Botschafter. „Sie als Botschafter können doch jetzt sofort mit dem Präsidenten sprechen?“
„Wo denken Sie hin! Unser Großer Präsident ist mit universellen Dingen beschäftigt. Da kann ich ihn nicht mit diesen Banalitäten konfrontieren.“
„Ja, der Große Präsident wird ganz ungehalten, wenn man ihn bei seinen Eingebungen stört“, pflichtete Tasha eifrig bei. Als David etwas erwidern wollte, klingelte das Handy des Botschafters und der schrille Ton hallte von den kahlen Wänden der Halle zurück, verflüchtigte sich in der Kuppel und kehrte dann mit aller Macht wieder in die Mitte des Raums zurück. Ali Baba schreckte panikartig hoch und sprang unbeholfen auf den viel zu weichen Kissen
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