Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hundeflüsterer - Thriller (German Edition)

Der Hundeflüsterer - Thriller (German Edition)

Titel: Der Hundeflüsterer - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.C. Schiller
Vom Netzwerk:
die der Spanier ausgepackt und die sie gemeinsam getrunken hatten.
    „Allah ist groß und Allah wird mir verzeihen“, sinnierte Machmud und wiegte den Oberkörper in diesem Singsang. Als er nach einiger Zeit die Augen öffnete, traf ein Sonnenstrahl eine leere Blechbüchse am Rand der verwehten Piste, die nach Marokko im Norden führte. Das Blitzen und Leuchten wurde immer intensiver und Machmud schien es so, als würde ihm die Blechbüchse ein geheimes Zeichen senden.
    Wieder versenkte er sich ins Gebet und die Vision, die ihn die ganze Nacht über verfolgt hatte, war plötzlich wieder gegenwärtig. Er sah das weiße Tier elegant und leichtfüßig über die Dünen jagen und an der leuchtenden Blechbüchse vorbei Richtung Norden ziehen. Ruckartig setzte sich Machmud aufrecht und die Vision verblasste. Alles, was zurückblieb, war die im Sonnenlicht leuchtende Blechbüchse, die ihm den Weg nach Norden wies.

5. Beirut, Libanon – Consultingunternehmen Farruk Inc.

    Zu dem Zeitpunkt, als David Stein seine Finca bei Arta verließ, um wieder in die graue und emotionslose Welt der Geheimdienste einzutauchen, leuchtete das Mittelmeer besonders einladend blau in der grellen Mittagssonne und vom 20. Stock des modernen Bürogebäudes an der Corniche von Beirut war der Blick atemberaubend. Weit draußen waren die weißen Kreuzfahrtschiffe zu erkennen, die aber aus Sicherheitsgründen derzeit Beirut nicht anliefen. Im Hafen lagen auch weniger Yachten als noch im vergangenen Jahr, denn es hatte mehrmals kleinere Explosionen und Schießereien knapp vor der schwer bewachten VIP-Area zwischen den verfeindeten Milizen gegeben. Trotzdem war der Ausblick aus dieser Höhe so außerordentlich schön, dass man nicht an den Terror im Bauch der Stadt dachte.
    Doch als Leyla Khan mit dem Kopf schwer gegen das Sicherheitsglas des Fensters knallte, hatte sie nichts übrig für diese Postkartenidylle. Stattdessen versuchte sie sich aus dem Griff des Mannes zu befreien, der, ohne ein Wort zu sprechen, plötzlich in ihrem Büro aufgetaucht war. Er hatte sie so schnell gepackt, dass nicht einmal Zeit gewesen war, den Notruf für den Portier unten im Foyer zu betätigen. Jetzt spürte sie das von der Sonne erhitzte Glas hart auf ihrer Haut, als der Mann sie mit seinen Schraubstockhänden fest gegen die Scheibe drückte.
    „Wo bist du gewesen, du Miststück?“, hörte Leyla die gepresste Stimme von Robert Thalberg an ihrem Ohr, spürte den feinen Spuckeregen, der jedem seiner Worte folgte, spürte aber auch, dass ihn diese Brutalität ziemlich erregte. Doch jetzt war sie nicht in der Stimmung für ihr gemeinsames Spiel und deshalb rammte sie ihm ihren Ellbogen mit aller Kraft so fest in den Magen, dass er japsend von ihr abließ und in das Büro zurücktaumelte, wo er gegen einen Schreibtisch stieß.
    „Warten wir bis zum Abend“, sagte sie sachlich, betrachtete ihr attraktives Spiegelbild mit den kaffeebohnenschwarzen Augen, der herrischen Hakennase und den aufgeworfenen Lippen in der getönten Fensterscheibe. Dann strich sie ihre weiße Designerbluse glatt und überprüfte den Sitz ihrer hochgesteckten blauschwarzen Haare. „Verschwinde jetzt! Ich muss dringend zum Chef. Es ist nicht gut, wenn man dich hier sieht.“
    Thalberg nickte zögernd und an seinem frustrierten Gesichtsausdruck merkte Leyla, dass es ihm überhaupt nicht recht war, einfach das Büro verlassen zu müssen, ohne seinen Spaß mit ihr gehabt zu haben. Aber so waren die Dinge eben und Business war für Leyla wesentlich wichtiger als Sex.
    Leyla Khan war trotz ihrer 29 Jahre bereits Key-Account-Managerin des Consultingunternehmens Farruk Inc., das ausländische Firmen beriet, wenn sie sich in Beirut ansiedeln wollten. Derzeit wurde eine zweite Niederlassung in Bagdad geprüft und aus diesem Grund war Leyla trotz der unsicheren Lage auch schon mehrmals im Irak gewesen. Leyla war stolz auf ihre Karriere, denn in ihrer Jugend hatte sie es nicht leicht gehabt. Sie stammte ursprünglich aus Pakistan, war aber in einem Flüchtlingslager im Südlibanon groß geworden, nachdem sie Eltern und Geschwister in den Wirren des Bürgerkriegs verloren hatte. Eine alte Frau, die sie „Auntie“ nannte, hatte sich um sie gekümmert und Leyla die Abfallhaufen nach Essbarem durchwühlen lassen, denn sie waren so arm, dass sie sich nur von Abfällen ernähren konnten. Doch schon bald zeigte sich Leylas ungewöhnliches Sprachentalent und eine soziale Förderabteilung der Hamas ermöglichte

Weitere Kostenlose Bücher