Der Hundeflüsterer - Thriller (German Edition)
ihr eine solide Schulausbildung. Vor vier Jahren war sie von Brian Farruk persönlich angeworben worden und arbeitete seither als Key-Account-Managerin für internationale Klienten.
Da Leyla sehr viel unterwegs war, verlief ihr Privatleben auch ziemlich eintönig. Den Rechtsanwalt Robert Thalberg hatte sie bei einem Geschäftsessen im Yachtclub kennengelernt. Thalberg wickelte die Verträge für ausländische Investoren im Libanon ab und war ein ziemlich langweilig aussehender Mann. Doch als sie beide zufällig nebeneinander auf der Terrasse des Yachtclubs ins Gespräch kamen, spürten beide sofort, dass weit weg von bürgerlicher Moral ein Darkroom auf sie wartete, in dem sie ihre Phantasien ausleben konnten. Denn beide verband eine Vorliebe für schmerzhaft ekstatische Sexpraktiken und das stillschweigende Übereinkommen, dass ihre reine Sexbeziehung nie bis in private und emotionelle Bereiche vordringen dürfe.
Mit dem Privatlift fuhr Leyla nach oben in den 22. Stock, wo Brian Farruk, der Inhaber des Consultingunternehmens, residierte. Farruk war ein ehemaliger britischer Militärpsychologe libanesischer Abstammung, der mit Lobbying und Beratung in Beirut ein Vermögen verdient hatte und seine internationalen Kontakte noch immer sorgsam pflegte. Leyla konnte sich nicht erinnern, jemals ein privates Gespräch mit ihm geführt zu haben. Sie wusste nicht einmal, wo er in Beirut wohnte.
„Einer unserer Stammkunden hat uns mit einer schwierigen Aufgabe betraut“, eröffnete Farruk das Gespräch und zündete sich eine dicke Zigarre an. „Da Sie meine beste Key-Account-Managerin sind, werden Sie diesen Auftrag ausführen.“ Das war eine Feststellung, die keinen Widerspruch duldete, und so wartete Leyla auch mit ausdrucksloser Miene auf nähere Details von Farruk. Mit seinem viel zu engen Nadelstreifenanzug, dem dicken, rasierten Schädel und seinem hochroten Hooligangesicht wirkte er fast wie die Karikatur eines Bankers. Farruk saugte sich an seiner Zigarre fest und nuschelte, ohne sie aus dem Mund zu nehmen:
„Diesmal ist es ein sehr schwieriger Auftrag, Leyla. Deshalb habe ich auch Sie dafür ausgewählt. Sie sind die Beste und dürfen auf gar keinen Fall versagen!“
„Habe ich schon jemals bei einer Mission versagt?“, antwortete Leyla selbstbewusst und setzte sich auf eines der zahlreichen Sofas, die in Farruks 200 Quadratmeter großem Büro planlos umherstanden. Ohne ihr darauf zu antworten, wuchtete sich Farruk ächzend aus seinem ledernen Bürostuhl, fischte ein Blatt Papier von seinem Schreibtisch und watschelte auf Leyla zu.
„Das haben wir nur mit diesem Kunden verdient“, schnaufte er und nuckelte weiter an seiner Zigarre. Leyla nahm das Blatt Papier, auf das Farruk mit einem Füller irgendwelche Zahlen geschrieben hatte. Wenn diese Zahlen allerdings stimmten, dann hatten sie alleine im vergangenen Jahr 15 Millionen Dollar an Provisionen eingestreift. Und Leyla hatte keine Zweifel daran, dass die Zahlen korrekt waren.
„Ein Triple-A-Kunde also, dem man keinen Wunsch abschlagen darf. Richtig?“, fragte sie dann auch und Farruk nickte zustimmend.
„So ist es, Leyla. Genauso ist es.“ Farruk setzte sich wieder auf seinen Bürostuhl. Achtlos legte er die Zigarre auf ein Designertischchen und die Glut brannte auch sofort einen hässlichen schwarzen Fleck in die Oberfläche. „Sie sind bei diesem Auftrag als Key-Account-Managerin für den Kunden zuständig. Informationen und Anweisungen erhalten Sie über einen Mittelsmann, denn unser Kunde will nicht in Erscheinung treten. Wenn Sie den Auftrag positiv erledigen, erhalten Sie einen Extrabonus.“
„Ein Extrabonus! Wie großzügig!“ Leyla lächelte geschmeichelt und ein Kribbeln ging durch ihren Körper. Jetzt hätte sie gerne die brutalen Hände von Thalberg gespürt, aber das musste noch warten.
„Der Bonus beträgt 1 Million Dollar!“ Farruk lehnte sich zurück und griff wieder nach seiner Zigarre, die mittlerweile ausgegangen war. „Sie müssen allerdings noch heute Abend nach Berlin abreisen. Dort erwartet Sie ein Kontaktmann.“
„Kein Problem“, sagte Leyla betont gleichgültig und vermied es, ihre Freude allzu offensichtlich zu zeigen. Sollte Farruk doch ruhig denken, dass ihr Geld nicht so wichtig sei. Natürlich brannte ihr jetzt die Frage nach genaueren Informationen auf der Zunge, doch sie wusste, dass Farruk es hasste, wenn man ihn mit Detailfragen löcherte. Deshalb stand sie mit ausdrucksloser Miene auf und strich
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