Der Hundeflüsterer - Thriller (German Edition)
„Mit dem Hundetraining für den TV-Produzenten hast du einen triftigen Grund für deinen Aufenthalt in Berlin und in einigen Tagen ist ja hier auch die große Hundeausstellung, ehe du nach Saint-Tropez abreist.“
„Die Operation muss also während des Sommeraufenthalts von Gurbanguly in Saint-Tropez über die Bühne gehen?“, fragte David. „Das bedeutet, dass ich nur einen Monat Zeit habe, den Saluki zu trainieren?“
„Genauso ist es. Das Rennen in Katar ist in der ersten Septemberwoche. Kurz vor dem Ramadan, dem Fastenmonat.“
„Ist es da nicht viel zu heiß in den Golfstaaten?“ David schüttelte ungläubig den Kopf. „Wenn ein Hund diese Hitze nicht gewöhnt ist, kollabiert er doch bei der geringsten körperlichen Anstrengung.“
„Es ist aber nun einmal so, David. Der Emir von Katar will natürlich auch mit allen Mitteln das Rennen gewinnen und seine Hunde sind die Hitze gewöhnt.“
Viele Fragen gingen David noch durch den Kopf, aber das hatte Zeit, bis er weitere Details über die Operation „Hundeflüsterer“ erfahren hatte.
„Bis jetzt hat sich aber noch niemand bei mir gemeldet“, warf David schließlich noch ein.
Vielleicht war die ganze Operation auch nur eine wahnhafte Idee, um die Existenz der „Abteilung“ zu rechtfertigen, einer grauen Wolke, die offiziell innerhalb des Auslandsgeheimdienstes tätig war und doch sehr oft außerhalb staatlicher Rechtsgrundsätze operierte.
Schneider lächelte wissend, während er ein Stück von seiner weichen Banane abbiss.
„Der Adjutant von Gurbanguly wird sich per E-Mail bei dir melden, da bin ich sicher!“
„Was macht dich eigentlich so sicher, dass ausgerechnet ich als Hundeflüsterer kontaktiert werde?“, fragte David, der der Operation zunehmend skeptischer gegenüberstand.
„Ganz einfach“, antwortete Schneider und verschlang den Rest seiner Banane. „Du hast einen russischen Oligarchen als Referenz und das reicht.“
Schneider leckte sich die Finger und griff dann nach einer Zeitschrift, die ihm einer der Agenten reichte.
„Hier, dieses Foto!“ Er deutete auf ein Bild von David vor einer riesigen Datscha. David konnte sich nicht erinnern, jemals dort gewesen zu sein. „Die Datscha gehört dem russischen Oligarchen Oblomow. Du hast im heurigen Frühjahr seine russischen Windhunde Rasputin und Dostojewski trainiert.“ Schneider schnippte mit den Fingern und einer der anwesenden Agenten langte in eine abgegriffene Aktentasche und holte einen ziemlich gebrauchten deutschen Pass hervor. „Kann anhand der Stempel natürlich überprüft werden“, sagte er.
„Was ist, wenn Gurbanguly diesen Oblomow einfach anruft?“, fragte David und runzelte die Stirn.
„Ist schon passiert! Ein Artikel über Oblomows Hunde und deine Arbeit für ihn stand in der letzten Ausgabe von Billionaire, dem Magazin für Superreiche. Der Sekretär von Gurbanguly hat sofort mit Oblomow Kontakt aufgenommen, wir haben aber die Leitung angezapft und Müller war mit seinen Russischkenntnissen als Privatsekretär von Oblomow dazwischengeschaltet.“
„War das deine Idee, Schneider? Ziemlich clever, Gurbanguly den Ball hinüberzuwerfen!“ David war von Schneiders strategischem Denken beeindruckt.
„Ja, ist mir ganz gut gelungen.“ Schneider lächelte geschmeichelt und das Briefing ging weiter. Plötzlich wurde es ganz still, als auf Davids Laptop eine E-Mail eintrudelte, die sofort auf den Flatscreen projiziert wurde.
„Der Große Präsident von Dakistan, der ,Hüter des Feuers von Zoroaster‘ Gurbanguly T ü rkmenbasy, gestattet in seiner Gnade dem Hundeflüsterer David Stein den Saluki Ali Baba für das Rennen in Katar zu trainieren.“
Die Mail war in einem äußerst umständlichen Englisch verfasst, aber die Botschaft klar und eindeutig. Es folgten eine Mailadresse und der Name des Botschafters, mit dem sich David sofort in Verbindung zu setzen hatte.
„Jetzt geht es los, David!“ Mit vor Aufregung fiebrig glänzenden Augen klopfte Schneider David auf die Schulter. „Das muss gefeiert werden. Gehen wir noch in die Paris Bar einen heben!“
7. Berlin – Internetcafé in der Oranienstraße
Die Studentin Ruth Mayer saß vor einem großen verschmierten Computer-Bildschirm und googelte durch diverse Beschreibungen von Saint-Tropez, denn sie spielte mit der Idee, die Sommerferien an der Côte d’Azur zu verbringen. Gedankenverloren kaute sie die Spitzen ihrer kinnlangen Haare, die sie zu einem Bob frisiert hatte, und bemühte sich, die
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