Der Hundertjaehrige der aus dem Fenster stieg und verschwand
das Recht auf sein Zimmer verwirkt – das sollte jetzt an jemand anders gehen, der »die Fürsorge und menschliche Wärme des Personals besser zu schätzen wusste«.
Bei jedem dieser Artikel wurden kurz die Ereignisse zusammengefasst, die nach Auffassung der Polizei darauf zurückzuführen waren, dass Allan Karlsson aus seinem Fenster im Altersheim Malmköping geklettert war.
Der verantwortliche Herausgeber des Eskilstuna-Kuriren war jedoch ein alter Kauz, der die hoffnungslos abgedroschene Ansicht vertrat, dass jeder Bürger unschuldig war, bis das Gegenteil bewiesen war. Allan Karlsson war zwar auch im Kuriren Allan Karlsson, aber Julius Jonsson war »der Siebenundsechzigjährige« und Benny Ljungberg »der Imbissbudenbetreiber«.
Daraufhin rief eines Tages ein erboster Herr im Büro von Kommissar Aronsson an. Er sagte, er wolle anonym bleiben, habe aber stark das Gefühl, dass er einen entscheidenden Hinweis liefern könne, was den verschwundenen Mordverdächtigen Allan Karlsson betraf.
Kommissar Aronsson war selbst am Telefon und sagte, entscheidende Hinweise seien genau das, was er brauche, und seinetwegen könne der Anrufer gern anonym bleiben.
Nun, der Mann hatte im Laufe des Monats sämtliche Artikel im Eskilstuna-Kuriren gelesen und gründlich über die Ereignisse nachgedacht. Er meinte, er habe natürlich nicht annähernd so viele Informationen wie der Kommissar, aber nach dem, was man so in der Zeitung las, sah es doch ganz so aus, als habe die Polizei gegen diesen Ausländer nicht richtig ermittelt.
»Ich bin nämlich sicher, dann hätten Sie den wahren Verbrecher«, meinte der anonyme Mann.
»Was für ein Ausländer denn?«, fragte Kommissar Aronsson.
»Na, ob der jetzt Ibrahim oder Mohammed heißt, kann ich natürlich nicht wissen, die Zeitung nennt ihn ja immer ganz rücksichtsvoll den ›Imbissbudenbesitzer‹, als würden wir Leser dann nicht kapieren, dass er Türke oder Araber oder Muslim ist oder was weiß ich. Denn ein Schwede würde ja wohl kaum eine Imbissbude aufmachen, vor allem nicht in Åkers Styckebruk. Das geht nur, wenn man Ausländer ist und keine Steuern zahlt.«
»Hoppla«, sagte Aronsson. »Das war jetzt aber ein bisschen viel auf einmal. Man kann natürlich auch Türke und Muslim gleichzeitig sein, oder auch Araber und Muslim. Aber der Ordnung halber möchte ich sagen …«
»Ist er etwa Türke und Muslim? Noch schlimmer! Dann knöpfen Sie sich den mal ordentlich vor! Den und seine ganze verdammte Familie. Der hat doch garantiert hundert Verwandte, die hier alle von Sozialhilfe leben.«
»Keine hundert«, korrigierte der Kommissar. »Sein einziger Verwandter ist sein Bruder …«
Doch in dem Moment kam Kommissar Aronsson ein Gedanke. Vor ein paar Wochen hatte er Informationen über die Familienverhältnisse von Allan Karlsson, Julius Jonsson und Benny Ljungberg angefordert. Er hatte gehofft, dass bei den Nachforschungen eine – gerne rothaarige – Schwester oder Cousine oder Tochter oder Enkelin mit Wohnsitz in Småland auftauchen würde. Das war noch, bevor Gunilla Björklund identifiziert worden war. Die Resultate waren insgesamt recht mager ausgefallen. Im Grunde war nur ein Name aufgetaucht, der damals nicht relevant war – aber vielleicht jetzt? Benny Ljungberg hatte nämlich einen Bruder, der in der Nähe von Falköping lebte. Versteckten sie sich am Ende alle dort? Die Stimme des Anonymen riss den Kommissar wieder aus seinen Gedanken:
»Wo hat dieser Bruder denn seinen Imbissstand? Wie viel Steuern zahlt der denn bitte? Die kommen ins Land und ermorden unsere prachtvolle schwedische Jugend. Mit dieser Masseneinwanderung muss endlich Schluss sein! Hören Sie mich?«
Aronsson sagte, dass er ihn sehr gut höre und dass er für den Hinweis des Mannes auch dankbar sei, obwohl der Imbissbudenbesitzer in diesem Fall Ljungberg hieß und ganz schrecklich schwedisch war, also weder Türke noch Araber. Ob Ljungberg Muslim sei, könne er nicht sagen, das interessiere ihn auch nicht weiter.
Der Mann erwiderte, er ahne da einen mokanten Ton in der verlogenen Antwort, und diese sozialdemokratische Attitüde sei ihm sattsam bekannt.
»Wir sind viele, und wir werden immer mehr, das werden Sie schon merken, wenn nächstes Jahr wieder Wahlen sind«, verkündete der Anonyme.
Tatsächlich befürchtete Kommissar Aronsson, dass der Anonyme mit seiner letzten Bemerkung recht hatte. Ein intelligenter, einigermaßen aufgeklärter Mensch wie der Kommissar konnte nichts
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