Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hundertjaehrige der aus dem Fenster stieg und verschwand

Der Hundertjaehrige der aus dem Fenster stieg und verschwand

Titel: Der Hundertjaehrige der aus dem Fenster stieg und verschwand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Jonasson
Vom Netzwerk:
den schwedischen Bürger nicht ausreichend habe schützen können. Trotzdem sehe er sich genötigt, noch eine Sache zur Sprache zu bringen, wenn der Herr Honorarkonsul nichts dagegen habe?
    Bylund habe sich nämlich ohne gültiges Visum in Dschibuti aufgehalten. Der Bürgermeister wisse nicht mehr, wie oft man dieses Problem schon mit den Franzosen und auch mit Präsident Guelleh erörtert habe. Wenn die Franzosen Legionäre direkt in ihre Basis einfliegen wollten, sei das ihre Sache. Aber sobald sich ein Legionär als Zivilist in der Stadt Dschibuti bewegte (»in meiner Stadt«, wie es der Bürgermeister formulierte), müsse er auch die erforderlichen Dokumente vorweisen können. Der Bürgermeister bezweifelte keine Sekunde, dass Bylund Fremdenlegionär gewesen war, ihm war das Muster nur zu gut bekannt. Die Amerikaner hielten sich ausnahmslos akkurat an die Regeln, während die Franzosen sich benahmen, als seien sie hier noch immer in Somaliland .
    Der Honorarkonsul bedankte sich für die Beileidsbezeigung des Bürgermeisters. Außerdem versprach er, die Visumsfrage bei Gelegenheit einem zuständigen französischen Kollegen gegenüber zur Sprache zu bringen. Was natürlich eine glatte Lüge war.
    * * * *
    Für Arnis Ikstens war die Sache verdammt unangenehm. Das war nämlich der arme Kerl, der die Presse auf dem Schrottplatz im Süden von Riga bediente. Als er mit dem letzten Wagen fertig war, hing plötzlich ein menschlicher Arm aus dem Metallwürfel, der bis vor Kurzem noch ein Auto gewesen war.
    Arnis rief natürlich sofort die Polizei an, und danach ging er nach Hause, obwohl es gerade mal Mittag war. Das Bild des Arms sollte ihn noch lange verfolgen. Dieser Mensch war doch wohl hoffentlich schon tot gewesen, bevor Arnis das Auto zusammengepresst hatte?
    Der Polizeichef von Riga teilte der schwedischen Botschaft mit, dass der schwedische Staatsangehörige Henrik Mikael Hultén tot in einem Ford Mustang auf einem Schrottplatz im Süden Rigas gefunden worden war.
    Das hieß, noch hatte man seine Identität nicht zweifelsfrei feststellen können, aber der Inhalt seiner Brieftasche deutete darauf hin.
    * * * *
    Donnerstag, den 26. Mai, um 11.15 Uhr erhielt das Außenministerium in Stockholm ein Fax vom Honorarkonsul in Dschibuti, in dem das Ableben eines schwedischen Staatsangehörigen mitgeteilt wurde. Acht Minuten später kam ein zweites Fax zum selben Thema, diesmal allerdings von der Botschaft in Riga.
    Der Verantwortliche erkannte die Namen und die Fotos der Toten sofort, er hatte ja erst kürzlich noch im Expressen von ihnen gelesen. Schon seltsam, dachte er, dass die beiden so weit weg von Schweden gestorben waren. In der Zeitung hatte etwas ganz anderes gestanden. Doch das war das Problem der Polizei und des Staatsanwalts. Der Mann scannte die beiden Faxe und schrieb anschließend eine Mail, in der er alle relevanten Informationen zu den Opfern zusammenfasste. Die sandte er unter anderem auch an die Polizei in Eskilstuna. Ein anderer Beamter bekam diese Mail, las sie, zog die Augenbrauen hoch und leitete sie an Staatsanwalt Ranelid weiter.
    Conny Ranelids Leben stand kurz vor dem Kollaps. Der Fall mit dem hundertjährigen Dreifachmörder hatte doch sein beruflicher Durchbruch werden sollen, auf den er so lange gehofft und den er sich so gründlich verdient hatte.
    Doch nun stellte sich heraus, dass Opfer Nummer eins, das doch in Sörmland gestorben war, drei Wochen später in Dschibuti noch einmal ums Leben kam. Und dass Nummer zwei, der doch in Småland gestorben war, dasselbe einfach noch einmal in Riga tat.
    Nachdem Ranelid sich ans weit geöffnete Bürofenster gestellt und zehnmal tief durchgeatmet hatte, begann sein Gehirn langsam wieder zu arbeiten. Muss Aronsson anrufen, dachte er. Und Aronsson musste Opfer Nummer drei finden. Und zwischen dem Hundertjährigen und Nummer drei musste sich per DNA-Test eine Verbindung herstellen lassen. Das musste einfach so sein.
    Sonst hatte sich der Staatsanwalt nämlich hoffnungslos blamiert.
    * * * *
    Sowie Kommissar Aronsson Ranelids Stimme hörte, platzte er sofort damit heraus, dass er eben gerade Allan Karlsson lokalisiert und verhaftet habe (auch wenn ebendieser seine Haft so gestaltete, dass er in der Küche Kaffee und Gebäck für Aronsson herrichtete).
    »Was die anderen angeht, habe ich den Verdacht, dass sie ganz in der Nähe sind, aber es ist wohl besser, wenn ich zuerst Verstärk…«
    Staatsanwalt Ranelid fiel ihm ins Wort und berichtete verzweifelt,

Weitere Kostenlose Bücher