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Der Hundertjaehrige der aus dem Fenster stieg und verschwand

Der Hundertjaehrige der aus dem Fenster stieg und verschwand

Titel: Der Hundertjaehrige der aus dem Fenster stieg und verschwand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Jonasson
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Bolzens Brieftasche, die unter anderem achthundert schwedische Kronen in bar enthielt. Wie viel das wert sein mochte, wusste der Matrose nicht, doch er hegte gewisse Hoffnungen, und so machte er sich auf die Suche nach einer geöffneten Wechselstube.
    Die Hauptstadt von Dschibuti, eine junge, lebhafte Stadt, heißt fantasieloserweise genauso wie das Land. Lebhaft, weil Dschibuti strategisch günstig am Horn von Afrika liegt, wo das Rote Meer beginnt. Jung, weil die Einwohner von Dschibuti für gewöhnlich nicht allzu alt werden. Die fünfzig zu erreichen, gilt als Ausnahme.
    Der ägyptische Seemann blieb am Fischmarkt stehen, wo er sich vielleicht was Frittiertes gönnen wollte, bevor er weiter nach einer Wechselstube suchte. Direkt neben ihm stand ein verschwitzter Einheimischer und stampfte mit fiebrig flackernden Augen auf den Boden. Der Matrose wunderte sich nicht, dass der Verschwitzte so verschwitzt war, denn zum einen hatte es leicht fünfunddreißig Grad im Schatten, zum anderen trug der Verschwitzte mit dem Fez zwei Sarongs und zwei Hemden übereinander.
    Der fragliche Mann war ungefähr fünfunddreißig und hatte wenig Ehrgeiz, noch viel älter zu werden. Innerlich war er in Aufruhr. Nicht, weil die Hälfte der Bevölkerung arbeitslos war, nicht, weil bald jeder Fünfte HIV-infiziert war, nicht, weil Trinkwasser hier Mangelware war, und auch nicht, weil die Wüste sich immer weiter ausbreitete und das kümmerliche bisschen Land schluckte, das man überhaupt zum Anbau von Nahrung nutzen konnte. Nein, der Mann empörte sich, weil die USA einen Militärstützpunkt im Land errichtet hatten.
    Damit waren die USA freilich nicht allein. Die französische Fremdenlegion war schon länger hier. Die Bande zwischen Dschibuti und Frankreich waren stark, denn bevor man in den siebziger Jahren die Erlaubnis bekam, sein eigenes Ding zu machen, hieß das Land ja Französisch-Somaliland.
    Doch direkt neben der Basis der Fremdenlegion hatten sich die USA etwas ganz Ähnliches ausbedungen, gerade im richtigen Abstand zum Golf und Afghanistan und mit einer ganzen Reihe zentralafrikanischer Tragödien gleich um die Ecke.
    Gute Idee, dachten sich die Amerikaner, und den Einwohnern von Dschibuti war es sowieso einerlei. Die hatten alle Hände voll damit zu tun, den nächsten Tag zu überleben.
    Doch einer von ihnen hatte offenbar Zeit gehabt, über die amerikanische Militärpräsenz nachzudenken. Oder vielleicht war er einfach nur ein bisschen religiöser, als für sein irdisches Dasein gut war.
    Jedenfalls lief er durch die Hauptstadt auf der Suche nach einer Gruppe amerikanischer Soldaten auf Kasernenurlaub. Dabei befingerte er nervös die Schnur, an der er bei der richtigen Gelegenheit kräftig ziehen würde, sodass die Amerikaner zur Hölle fuhren, während er genau in die andere Richtung segelte.
    Doch wie gesagt, es war ein heißer Tag, an dem man leicht ins Schwitzen kam (das passiert sowieso gern in Dschibuti). Der Mann hatte sich eben nicht nur die Bombe auf Bauch und Rücken geklebt, sondern musste auch noch eine doppelte Lage Kleidung tragen, um sie zu verbergen. So kochte der Selbstmordattentäter fast vor Hitze, und zu guter Letzt fummelte er versehentlich dann doch ein bisschen zu viel an seiner Schnur herum.
    Womit er sich selbst und den armen Kerl, der gerade neben ihm stand, in Fetzen verwandelte. Drei weitere Dschibutier starben an ihren Verletzungen, und ungefähr zehn wurden schwer verletzt.
    Keines der Opfer war Amerikaner. Doch es sah ganz so aus, als wäre der Mann direkt neben dem Attentäter Europäer gewesen. Die Polizei hatte nämlich eine Brieftasche, die in bemerkenswert gutem Zustand war, direkt neben den Überresten ihres Besitzers gefunden. Und in dieser Brieftasche steckten nicht nur achthundert schwedische Kronen, sondern auch sein Pass und sein Führerschein.
    Der schwedische Honorarkonsul in Dschibuti wurde am nächsten Tag vom Bürgermeister darüber informiert, dass der schwedische Staatsbürger Erik Bengt Bylund höchstwahrscheinlich ein Opfer der Wahnsinnstat auf dem Fischmarkt geworden war.
    Bylunds sterbliche Überreste könne man ihm leider nicht übergeben, dafür sei der Körper zu stark zerfetzt worden. Daher habe man sie umgehend und unter Wahrung der Form kremiert.
    Jedoch konnte man dem Honorarkonsul Bylunds Brieftasche überreichen, die Pass und Führerschein enthielt (das Geld war während der Bearbeitung des Vorgangs bereits verschwunden). Der Bürgermeister bedauerte, dass man

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