Der Hundertjaehrige der aus dem Fenster stieg und verschwand
erwiderte, man könne die Sache wohl nur retten, indem man der Schönen Frau eine Art Teilhaberschaft am Koffer zusprach. Allan stimmte ihm zu, obwohl er einwandte, dass es nie gut war, einem Menschen am Tag zu erzählen, dass Julius und Allan den Leuten Koffer stahlen, die Besitzer erschlugen, wenn sie ihr Eigentum zurückforderten, und dann für den Weitertransport nach Afrika hübsch in Holzkisten verpackten.
Diese Darstellung hielt Julius für überzogen. Bislang hatte ja nur einer das Leben lassen müssen, und der hatte es ja wohl auch verdient. Und wenn sie nun ein bisschen aus der Schusslinie blieben, bis sich die Wogen wieder geglättet hatten, müssten es ja auch nicht mehr werden.
Darauf erwiderte Allan, er habe sich gedacht, man könnte den Inhalt des Koffers doch gleich auf vier aufteilen: Allan, Julius, Benny und die Schöne Frau. Dann bestand kein Risiko, dass die beiden Letztgenannten zu viel mit den falschen Leuten plauderten. Obendrein könnten sie so alle noch den Sommer über auf Sjötorp bleiben, und dann hätte sicher auch dieser Motorrad-Club aufgehört zu suchen, wenn man sie denn überhaupt suchte, wovon man aber eigentlich ausgehen dürfte.
»Fünfundzwanzig Millionen für ein paar Wochen Unterkunft«, seufzte Julius, doch seine Körpersprache verriet, dass er Allan recht gab.
Die Besprechung in der Küche war vorbei, und die beiden gingen zurück ins Wohnzimmer. Allan bat die Schöne Frau um weitere dreißig Sekunden Geduld, während Julius in sein Zimmer ging und kurz darauf mit dem Koffer zurückkam. Er stellte ihn mitten auf den Wohnzimmertisch und öffnete ihn.
»Allan und ich haben beschlossen, dass wir das hier aufteilen wollen, in vier gleiche Teile.«
» Verdammte Hacke! «, sagte die Schöne Frau.
»Zu gleichen Teilen?«, sagte Benny.
»Ja, aber deine Hunderttausend musst du wieder reinlegen«, verlangte Allan. »Und das Wechselgeld von der Tankstelle auch.«
» Verdammte Hacke, ich fass es nicht! «, sagte die Schöne Frau.
»Jetzt setzt euch mal hin, dann erzähl ich euch alles«, sagte Julius.
Genau wie Benny hatte die Schöne Frau am meisten daran zu knabbern, dass sie die Leiche in einer Holzkiste entsorgt hatten. Dafür imponierte ihr allerdings, dass Allan einfach so aus dem Fenster geklettert war und seinem alten Leben den Rücken gekehrt hatte.
»Ich hätte genau dasselbe tun sollen, und zwar, vierzehn Tage nachdem ich dieses Arschloch geheiratet hatte.«
Damit kehrte wieder Ruhe auf Sjötorp ein. Die Schöne Frau und Buster fuhren noch einmal zum Einkaufen: Lebensmittel, Getränke, Kleidung, Kosmetikartikel und noch so einiges mehr. Sie bezahlte alles bar, mit Fünfhundertkronenscheinen, die sie aus einem ganzen Bündel zog.
* * * *
Kommissar Aronsson verhörte die Zeugin von der Tankstelle in Mjölby, eine Ladendetektivin Mitte fünfzig. Sowohl ihr Berufsstand als auch die Art, wie sie ihre Beobachtungen wiedergab, machten sie sehr glaubwürdig. Außerdem war die Zeugin in der Lage, Allan auf Bildern von einer Geburtstagsfeier zu identifizieren, die vor ein paar Wochen anlässlich eines achtzigsten Geburtstags im Altersheim stattgefunden hatte. Schwester Alice war so freundlich gewesen, die Fotos nicht nur an die Polizei weiterzugeben, sondern auch an die Vertreter der Presse, die einen dahin gehenden Wunsch geäußert hatten.
Widerwillig musste sich Kommissar Aronsson eingestehen, dass er diesen Hinweis am Vortag fälschlicherweise sofort abgetan hatte. Aber es war zwecklos, sich nachträglich noch darüber zu ärgern. Stattdessen konzentrierte er sich lieber auf die Analyse der Situation. Aus der Perspektive der Fliehenden gab es zwei Möglichkeiten: Entweder wussten die beiden Alten und der Imbissbudenbesitzer, wohin sie wollten, oder sie fuhren einfach auf gut Glück Richtung Süden. Aronsson neigte zur ersten Annahme, denn es ist einfacher, jemanden zu verfolgen, der ein konkretes Ziel hat, als jemanden, der einfach planlos durch die Gegend irrt. Aber bei diesen Männern konnte man das unmöglich sagen. Es ließ sich kein einleuchtender Zusammenhang herstellen zwischen Allan Karlsson und Julius Jonsson einerseits und Benny Ljungberg andererseits. Jonsson und Ljungberg konnten Bekannte sein, sie wohnten ja kaum mehr als zwanzig Kilometer voneinander entfernt. Aber es war auch möglich, dass Ljungberg entführt worden war und man ihn zwang, das Fluchtauto zu fahren. Auch der Hundertjährige konnte zu dieser Reise gezwungen worden sein, obwohl diese
Weitere Kostenlose Bücher