Der Hundertjaehrige der aus dem Fenster stieg und verschwand
Vermutung durch zweierlei relativiert wurde: 1. durch die Tatsache, dass Allan Karlsson ausgerechnet in Byringe Bahnhof aus dem Bus gestiegen und offenbar aus freien Stücken zu Julius Jonsson gegangen war, sowie 2. die Aussagen der Zeugen, die den Eindruck gehabt hatten, dass Julius Jonsson und Allan Karlsson sowohl auf der Draisinenfahrt durch den Wald als auch bei ihrem Spaziergang in der Nähe des Stahlwerkes in bestem Einvernehmen miteinander standen.
Auf jeden Fall hatte die Zeugin beobachtet, dass der silberne Mercedes die E4 verlassen und die Landstraße 32 Richtung Tranås genommen hatte. Das war zwar schon knapp vierundzwanzig Stunden her, aber interessant war es trotzdem. Denn wer in südlicher Richtung auf der E4 unterwegs ist und bei Mjölby auf die Landstraße 32 abfährt, kann nur wenige Fahrtziele im Auge haben. Die Gegend um Västervik/Vimmerby/Kalmar kam nicht in Frage, denn dann wäre das Auto schon in Norrköping abgebogen, oder in Linköping, je nachdem, wie weit nördlich sie auf die E4 aufgefahren waren.
Jönköping/Värnamo und die Region südlich davon konnte man auch ausschließen, denn dort gab es überhaupt keinen Grund, die E4 zu verlassen. Vielleicht Oskarshamn und dann weiter nach Gotland, aber in den Passagierlisten der Gotlandfähre fanden sich keinerlei Hinweise. Dann blieb eigentlich nur noch Nord-Småland: Tranås, Eksjö, vielleicht Nässjö, Åseda, Vetlanda und die unmittelbare Umgebung. Vielleicht sogar noch ein Stück weiter südlich, bis Växjö, aber dann hatten sie nicht die direkte Route gewählt. Was andererseits gut möglich war, denn wenn die Alten und der Imbissbudenbetreiber sich verfolgt fühlten, war es ja nur vernünftig, auf kleinere Straßen auszuweichen.
Auf jeden Fall sprach einiges für das Gebiet, das Aronsson gerade eingekreist hatte: erstens die Tatsache, dass im Auto zwei Personen ohne gültigen Pass saßen. Sie konnten sich also kaum ins Ausland absetzen. Zweitens die Tatsache, dass die Mitarbeiter von Kommissar Aronsson in einem Umkreis von drei- bis fünfhundert Kilometern um Mjölby jede erdenkliche Tankstelle in südlicher, südöstlicher und südwestlicher Richtung angerufen hatten. Niemand hatte von einem silbernen Mercedes mit den drei auffälligen Passagieren berichten können. Sie hätten das Auto zwar auch an einer Selbstbedienungstankstelle auftanken können, aber im Allgemeinen fuhren die Leute Tankstellen mit Service an, weil man nach einer gewissen Strecke doch noch eine Tüte Süßigkeiten, ein Getränk oder ein Würstchen obendrauf braucht. Für die bemannten Tankstellen sprach ebenfalls, dass die drei schon einmal eine solche angefahren hatten, nämlich in Mjölby.
»Also nach Tranås, Eksjö, Nässjö, Vetlanda, Åseda … und Umgebung«, stellte Kommissar Aronsson zufrieden fest. Doch im nächsten Moment verfinsterte sich seine Miene gleich wieder.
»Und dann?«
* * * *
Als der Anführer von The Violence in Braås nach einer grässlichen Nacht erwachte, fuhr er sofort zur Tankstelle, um seinen übermächtigen Drang nach einer Zigarette zu befriedigen. Neben dem Eingang war die Titelseite des Expressen ausgehängt, und das große Foto zeigte … ganz eindeutig denselben alten Mann, den er in der Nacht in Rottne gesehen hatte.
In der Eile vergaß er die Zigaretten völlig, sondern kaufte nur den Expressen und staunte Bauklötze über das, was er las. Dann rief er sofort seinen großen Bruder Humpen an.
* * * *
Das Geheimnis um den verschwundenen, vermutlich entführten Hundertjährigen beschäftigte die ganze Nation. TV4 brachte abends eine Doku zu den Hintergründen des Falles, »Kalte Fakten Spezial«, die zwar auch nicht weiter kam als der Expressen (und mittlerweile auch das Aftonbladet ), aber immerhin anderthalb Millionen Zuschauer verzeichnen konnte, darunter den Hundertjährigen selbst und seine drei neuen Freunde im småländischen Sjötorp.
»Wüsste ich’s nicht besser, dann könnte mir dieser alte Mann direkt leidtun«, bemerkte Allan.
Die Schöne Frau sah das Ganze nicht ganz so unbekümmert und meinte, dass Allan, Julius und Benny gut daran täten, noch eine ganze Weile in Deckung zu bleiben. Den Mercedes sollten sie ab jetzt lieber hinter dem Stall abstellen. Sie wollte morgen allerdings los
ziehen und sich den zum Möbelwagen umgebauten Reisebus kaufen, mit dem sie schon länger geliebäugelt hatte. Es war schließlich gut möglich, dass man demnächst rasch die Zelte abbrechen musste, und dann musste die
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