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Der Hundertjaehrige Krieg

Der Hundertjaehrige Krieg

Titel: Der Hundertjaehrige Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Ehlers
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Yolandes von Aragón, die seit dem Tod ihres Gemahls im Jahre 1417 das Haus Anjou in Frankreich repräsentierte und seine Territorien regierte. Yolande hatte die Sache der Armagnacs schon frühzeitig unterstützt und wurde eine der wichtigsten Beraterinnen ihres königlichen Schwiegersohns, in dessen erstem Arbeitsstab Leute aus dem Kreis der Anjou vertreten waren; zeitlebens blieb der König seinem Schwager René verbunden, der als Herzog von Lothringen in der entscheidenden Phase des Krieges Bedeutung erlangen sollte. Yolande hatte bis zu ihrem Tod am 14. November 1442 Einfluß und großen Anteil am Konzept einer zunächst zögernd, später entschlossen verfolgten neuen Politik des Ausgleichs gegenüber Burgund mit dem Ziel, die englische Doppelmonarchie zu beseitigen.
    Ein erstes Indiz für neue politische Vorstellungen darf in der Ernennung Arthurs von Richemont zum Connétable Karls VII. gesehen werden. Dieser Seitenwechsel Richemonts, der ja erst zwei Jahre zuvor Schwager des Herzogs von Burgund geworden war, ging auf Bemühungen Yolandes von Aragón zurück, die ihren Sohn Ludwig III. von Anjou im Oktober 1424 mit Isa-bellaverlobt hatte, der Tochter Herzog Johanns von Bretagne. Im Juli des folgenden Jahres entließ Karl VII. dann jene Vertrauten, die am Attentat auf Johann Ohnefurcht beteiligt gewesen waren; ein starkes Signal an Philipp den Guten, vielleicht auf Wunsch des Herzogs von Bretagne gegeben und Voraussetzung für Richemonts Karriere am Hof von Bourges. Eine weitere Brücke zum Herzog von Burgund sollte Georges de La Trémoille bauen, der am Hof Johanns Ohnefurcht erzogen worden war und ihm bis 1407 als erster Kämmerer gedient hatte. Richemont und seine Protektorin Yolande von Aragón zogen ihn an den Hof in Bourges, doch vorerst scheiterten ihre Bemühungen am Frontwechsel des Herzogs von Bretagne und an der Begabung La Trémoilles zur Intrige. Im September 1427 nämlich schloß Johann von Bretagne einen Vertrag mit Heinrich VI. und band sich mitsamt seinem Herzogtum damit wieder fest an die englische Krone. La Trémoille nahm das zum Anlaß für eine Kampagne gegen Arthur von Richemont, dem der Hof von Bourges nicht mehr trauen dürfe, sei er doch nicht nur ein Bruder des Herzogs von Bretagne, sondern auch Schwager des Herzogs von Burgund. Das genügte, um den Connétable zu stürzen und mit ihm eine ganze Hofpartei.
    Solcherlei Gruppenkämpfe in seiner Umgebung sind für die Anfänge Karls VII. typisch und haben die Wechsel und Windungen der Politik bestimmt, andererseits beruhte die Herrschaft des noch ungekrönten Königs auf seiner Kunst, mit den einen gegen die anderen zu spielen, durch Förderung Hoffnung zu wecken und Ehrgeiz auszunutzen, Erfolgreiche gelegentlich fallenzulassen. Niemals durfte er sich loyal an eine Fraktion binden, wenn er nicht mit ihr scheitern wollte, vielmehr mußte er den Wirrwarr regionaler Streitfälle im Blick haben und keinen der vielen kleinen Kriege im Schatten des großen zu seiner persönlichen Sache machen. Unter den Augen derer, die ihm zu dienen vorgaben und sich dabei auf Tod und Leben bekämpften, zwischen den antagonistischen Gruppen und Clans, konnte Karl sich nur behaupten, wenn er allein blieb. Im Grunde durchlebte ganz Frankreich einen so labilen Zustand, weil persönliche Entscheidungen eines regionalen Machthabers ganze Bündnisseumgestalten konnten; wer politisch einigermaßen handlungsfähig war, ordnete sich einem möglichst verläßlichen Machtzentrum zu, geriet jedoch vor allem dann in den Sog der Konkurrenten, wenn er an der Peripherie mehrerer Einflußzonen lebte.
    Heinrich VI. stützte sich auf die Normandie, den nördlichen Teil der Grafschaft Maine und auf die Guyenne, dazu auf die 1420 erworbenen Positionen im Pariser Becken und im Gebiet von Chartres, auf Champagne, Brie und Picardie sowie auf Calais und betrieb von dort aus mit Hilfe der verbündeten Herzöge von Burgund und Bretagne seine allgemeine Anerkennung als König von Frankreich. Karl VII. dagegen hielt den größeren Teil Aquitaniens und hatte durch eigene Rechte oder Bündnisse Anjou, Touraine, Berry, La Marche, Bourbonnais, Auvergne, Velay, Forez, Dauphiné und Languedoc an sich gebunden. Der Herzog von Burgund, als einziger der drei auf Frankreichs Boden kämpfenden Herrscher in seiner Legitimität unbestritten, trieb im Schatten des großen Konflikts und im Schutz des englischen Bündnispartners die politische Integration seiner Erblande weiter voran und machte

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