Der Hurenkiller - Teil 1
empfunden. Auch daran, dass dieser Mann
noch ein paar ihrer Kolleginnen regelmäßig besucht hatte, zweifelte sie nicht.
Zurück
im Auto rief der Hauptkommissar noch ein paar weitere Personen an. Fast eine
Stunde verging, bis er das letzte Telefonat beendete. Jetzt machte er sich auf
den Weg zu Vera. Die Ablenkung würde ihm gut tun. Nach einem solchen Tag gab es
nichts Wertvolleres als »Normalität«, die den täglichen Frust und Stress
vergessen machte. Er hoffte, dass Vera ihn am nächsten Morgen zum Gericht
begleiten würde. Oft genug schaffte sie es, ihm mit ihrer unbekümmerten Art,
jeglichen Druck zu nehmen. Seitdem er sie kannte, konnte selbst er bisweilen
freundlich sein - mal nicht gleich beißen.
Kapitel 39
Morgens
vor Acht war rund um die Hamburger Gerichte kein Parkplatz zu finden. Wegner
fluchte wie ein Rohrspatz, sodass Vera schon fünf Minuten zuvor genervt
ausgestiegen war. Jetzt fuhr doch einer dieser »Rechtsverdreher« mit seiner
Bonzenkiste so in eine der wenigen Parklücken, dass er damit gleich noch eine
weitere blockierte. Wegner ließ die Scheibe herunter und schrie den Mann im
eleganten Anzug gleich ungehemmt an.
»Schnürt
ihnen die hässliche Krawatte etwa auch die Sauerstoffzufuhr ab? Sie parken ja
wie eine Frau!«
Der Mann
schüttelte verständnislos den Kopf und wollte schon weitergehen, als Vera auf
der Bildfläche erschien. Wegner konnte sehen, wie sie mit ihm säuselte und
schaute nur selten blöd, als der Kerl dann tatsächlich umdrehte und sein
»Schiff« erneut, platzsparend einparkte.
»Siehst
du ... manchmal kommt man mit Freundlichkeit deutlich weiter«, krähte Vera
besserwisserisch.
Weger
ignorierte sie einfach, denn das, so hatte er bereits festgestellt, trieb Vera
regelmäßig zur Weißglut.
»Darauf
weißt du wieder nichts zu antworten, oder?«
»Oh!«
Jetzt tat Wegner so, als würde er aufwachen, »Da ist ja Caro!«
»Welche
Caro?«, erkundigte sich Vera gereizt.
»Na Caro
eben - eine Nutte, die ich kenne.« Er genoss es Vera auflaufen zu lassen und
beschloss spontan, das Spiel noch so weit wie möglich fortzusetzen.
»Du
sagst mir jetzt sofort, wer diese Caro ist, Manfred.«
»Hab ich
doch gesagt ... eine Nutte.«
»Manfred!«
Abrupt
blieb Wegner stehen und schaute Vera tief in die Augen. »Caro, bürgerlich
Caroline Jarovic, ist eine wichtige Zeugin heute.«
»Und
warum hast du das nicht gleich gesagt«, fragte Vera schmollend.
»Weil
ich deinen kleinen Falten an der Nase liebe, wenn du eifersüchtig bist.«
»Mein
lieber Manfred. Sex kannst du dir für die nächsten zwei bis drei Wochen auch
abschminken.«
»Na
und?! Ich war fünfzehn Jahre verheiratet, da sind auch drei Monate kein Drama.«
Als die
Beiden wenig später vor dem Zimmer des Richters eintrafen, stießen sie dort
bereits auf einen wahren Menschenauflauf. Hauser und auch sämtliche Beamte, die
in den letzten Wochen mit der Observierung beschäftigt waren, standen dort
bereits herum. Dazu kamen einige stadtbekannte Zuhälter und auch Caro, die sich
schüchtern zu Hauser gesellt hatte. Jetzt erschien auch POM Nisoni, der seinen
Undercover-Einsatz, auf Wegners Bitte hin, gestern Abend beendet hatte. Kurze
Zeit darauf kam auch der Richter verschlafen dazu und schaute den unerwarteten
Menschenauflauf ganz ratlos an. »Wie viele Haftbefehle und
Durchsuchungsbeschlüsse brauchen sie denn?«, fragte er matt, als er Wegner in
der Menge ausmachte.
»Ihr
wartet einfach alle«, forderte Wegner die Horde auf, bevor er dem kopfschüttelnden
Richter in sein Büro folgte.
»Ich
hatte ihnen doch bereits am Telefon gesagt, dass mir die Beweislage nicht
ausreicht, um solche Schritte zu veranlassen, Hauptkommissar Wegner.«
»Da
waren die Beweise auch noch deutlich dünner«, brummte Wegner zurück.
»Inzwischen wartet dort draußen auch Caroline Jarovic!«
»Ja
und?«
»Sie
wird bestätigen, dass Hans Bauer, vor seinem Tod, jahrelang als Kunde bei ihr
ein- und ausgegangen ist.«
»Und was
soll mir das sagen, Herr Wegner?«
»Dass
Helga Bauer ein eindeutiges Motiv hat!«
»Wenn
jede Frau, die erfährt, dass ihr Mann es mit einer Hure treibt, zur
Serienmörderin wird ... na dann prost Mahlzeit.«
»Dort
draußen steht ein knappes Dutzend Polizeibeamte, die meine Aussagen unter Eid
bestätigen«, schrie Wegner fast, »das können sie doch nicht einfach
ignorieren!«
»Doch
das kann ich!«, jetzt erhob sich der Richter, »und wenn sie ansonsten keine
neuen Beweise mehr haben, dann
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