Der Hurenkiller - Teil 1
möchte sich sie bitten jetzt zu gehen ... ich
habe schließlich auch noch andere Termine.«
Als Wegner
mit hängenden Schultern auf den Flur zurückkehrte, da nahm Vera ihn sanft in
den Arm und zog ihn beiseite. »Was hat er gesagt?«
»Es
reicht ihm nicht ... der hat Schiss, was sonst.«
Vera
zückte eine ihrer Visitenkarten und klopfte schon im nächsten Moment an die Tür
des Richters.
»Herein!«,
klang es unfreundlich von drinnen.
Als Vera
rund fünf Minuten später lächelnd aus der Bürotür trat, gab sie Wegner ein
kurzes Handzeichen. »Er hat die Papiere in einer Viertelstunde fertig. Du
sollst hier auf ihn warten.«
Wegner
stand mit offenem Mund vor ihr und wirkte wie ein Hilfsschüler. »Wie hast du
das gemacht?«
»Ich
habe ihm gesagt, dass ich ihn auf der Titelseite zerfetze.«
»Kannst
du das denn?«
»Ich
nicht - aber mein Exmann. Der ist schließlich Chefredakteur.«
»Das
hattest du mit bisher gar nicht gesagt.«
»War es
denn bisher wichtig?« Sie schaute ihn ganz offen an. »Ich geh mit der ganzen
Meute einen Kaffee trinken ... meld` dich, wenn du hier fertig bist.«
Kapitel 40
Zwanzig
Beamte hatten sich schon lange um den Schrottplatz herum verteilt, als die
Einsatzfahrzeuge auf den Hof rollten. Keiner der Helfer sollte entkommen und
womöglich Gelegenheit finden, wertvolles Beweismaterial zu vernichten. Allen
voran liefen jetzt Wegner und Hauser strammen Schrittes auf den Bürotrakt zu,
dessen Tür nun geräuschvoll nach außen aufflog.
»Was zum
Teufel wollen sie schon wieder hier«, kreischte Helga Bauer aus voller Lunge.
»Frau
Bauer, sie sind verhaftet«, begann Wegner mit dröhnender Stimme. »Es besteht
der dringende Verdacht, dass sie für den Tod von mindestens acht Prostituierten
verantwortlich sind.«
»Ich
will meinen Anwalt sprechen!«
»Im
Moment haben sie erst einmal gar nichts zu wollen ... also lassen sie uns
vorbei!«
»Für
Steuerhinterziehung wird es in jedem Fall reichen«, erklärte einer der Beamten
Wegner schon eine halbe Stunde später.
»Ich
will der Frau Anstiftung zum achtfachen Mord nachweisen ... und nicht ein paar
Bilanztricks!«
»Eine
systematische doppelte Buchführung ist kein Kavaliersdelikt. Dafür allein sitzt
sie schon ein paar Jahre.«
»Manfred«,
rief Hauser von weiter hinten, »das musst du dir ansehen.«
Wegner
nahm das kleine Notizbuch und konnte es kaum glauben. Schnell erkannte er die
Namen, welche darin in krakeliger Männerschrift geschrieben standen. Acht von
ihnen waren bereits rot ausgestrichen. Drei Weitere, allen voran Caro, waren
unberührt.
»Das
wird die Schrift von Hans Bauer sein«, murmelte Wegner. »Ich brauche möglichst
viel ältere Unterlagen ... für einen Abgleich«, informierte er seine Kollegen.
Im
Hintergrund spuckte Helga Bauer Gift und Galle. »Ihr scheiß Möchtegern-Bullen
... ihr werdet euch noch wundern.«
Als
Wegner ihr das gefundene Notizbuch vor die Nase hielt, veränderte sich ihre
Gesichtsfarbe spontan.
»Sie
werden den Rest ihres Lebens im Gefängnis verbringen ... das versprechen ich
ihnen, Frau Bauer.«
Zwei
Tage und gefühlte hundert Stunden Verhöre dauerte es, bis Helga Bauers Dämme
des Widerstandes endlich brachen. Wegner und Hauser hatten sie abwechselnd
verhört, und dabei keinen der jahrzehntelang erprobten Tricks ausgelassen.
Am Ende
dann hatte ihnen Frau Bauer die ganze Geschichte haarklein unter Tränen
erzählt. Zum Schluss dann konnte man fast Mitgefühl empfinden, denn das Leben
mit ihrem Mann, Hans Bauer, glich einem Martyrium.
Geschlagen
habe er sie, fast täglich. Schon nach ein paar Jahren Ehe habe er sie jede
Woche betrogen. Als dann auch noch diese permanenten Hurengeschichten
dazukamen, da habe sie jegliche Selbstachtung und Lebenswillen verloren. Immer
wieder fand sie eindeutige Beweise in seinen Taschen, die er nicht einmal zu
verbergen versuchte. Oft erzählte er Freunden in ihrem Beisein, wie geil es die
eine oder andere der Huren mit ihm triebe. Seine Lust, und vielleicht sogar
seine eigenartige Liebe, habe ihr Mann bei anderen Frauen gelassen. Seinen
aufgestauten Hass, seine Aggressionen und die Gefühlskälte jedoch, habe sie
erfahren und durchleben müssen. »Welche Frau soll das auf Dauer mitmachen?«,
fragte sie die beiden Ermittler am Ende vorwurfsvoll.
»Entschuldigung,
Frau Bauer«, begann Hauser unterkühlt, »Schuld daran war aber ihr toter Mann,
und nicht etwa die armen Frauen, für deren Tod sie allein verantwortlich
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