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Der Hypnotiseur: Historischer Roman (German Edition)

Der Hypnotiseur: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Hypnotiseur: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Liebert
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ich ihn. ‚Na ja, eigentlich …’, sagte er treuherzig, und das tat mir so leid, dass ich sagte: ‚Na, dann tu´s doch!’ Er sank vor mir auf die Knie, keine fünf Minuten später schwebte ich wie ein Püppchen über ihm. Er hielt mich an den Hüften und setzte mich ganz sachte ab. Kaum dass ich unten war, erschauerte er und hob mich wieder hoch. Es hat gereicht und das beste daran: Mir hat es nichts ausgemacht! Meine Depressionen habe ich so gut wie vollständig verloren, jetzt bin ich am ehesten einem melancholischen Euphoriker zu vergleichen.«
    Nur stotternd brachte ich meine Gratulation zuwege. Marie Bonet aber zuckte nur mit den Schultern, zündete ein zweites Licht an und trug das Geschirr in die Küche. Sie tut ein wenig so, als habe sie auf einmal zu einer durch und durch irdisch-robusten Natur gefunden, dachte ich. Dabei ist sie so zart, als sei sie einem Liebesgedicht entstiegen. Und was die Welt ihrer Bilder betrifft, kann sie es mit jedem Propheten aufnehmen.
    »Marie, ich habe einen entsetzlichen Fehler gemacht«, rief ich ihr schließlich in die Küche nach, dabei setzte ich mich, ohne weiter zu fragen, zurück in meinen Sessel und zog mir sogar wieder die Decke über den Körper. »Meine Concierge behauptet, es sei Pflicht für uns Männer, eine Frau bedingungslos zu lieben. Das tue ich, doch ich war so dumm, vor Marie-Thérèses Augen den Onkel erwürgen zu wollen. Soweit das eine. Das andere: Ich habe Erfolg mit meinen Suggestionen, meinen Blicken, meiner Stimme und der ganzen Rhetorik, mit der ich mein Gegenüber banne – trotzdem aber werde ich das Gefühl nicht los, mit all dem nichts anfangen zu können. Es ist fast wie Langeweile. Dabei weiß ich genau, dass ich mich mit einer solchen Diagnose nur selbst betrüge. Denn vor ein paar Tagen war ich immerhin schon einmal so weit, mir einen Kredit für eine Praxis beschaffen zu wollen.«
    »Gleich, Petrus. Mir fällt bestimmt etwas dazu ein.«
    Marie Bonet brachte ein Schüsselchen mit übrig gebliebenem Weihnachtsgebäck. Darauf zog sie sich für ein paar Minuten in ihr Schlafzimmer zurück. Ich hörte das Knistern und Rascheln der Kleider und fragte mich, wie tief Marie Bonet ihre Weiblichkeit wohl in sich verschlossen trug. Sie spielt die Burschikose, dachte ich, sie achtet, aber liebt ihren Mann nicht. Ist es Nachlässigkeit oder Absicht, dass sie die Tür offen lässt? Hofft sie womöglich darauf, dass ich ihr nachspioniere?
    Auf einmal war es still. Vorsichtig knabberte ich an den Zacken eines Weihnachtssterns und lauschte angestrengt. Kein Laut drang jedoch an mein Ohr; es schien, als wäre Marie Bonet in ihrem Schlafzimmer beim Umziehen zur Salzsäule erstarrt. Mein Atem wurde flach, mein Herzschlag hart. Der Weihnachtsstern in meinen Fingern zerkrümelte in feuchte Bröckchen – da endlich knarrte eine Diele und gleich darauf erklang ein verhaltenes, aber tiefes und befreiendes Keuchen. Ein kurzes Plätschern, wie wenn ein Schwamm ausgedrückt wurde, schloss sich an, worauf Marie Bonet wenige Augenblicke später in die Stube trat, um sich einen Hauch frischen Veilchenparfums.
    »Ich habe Sie viel zu lange warten lassen. «
    Ich war mir sicher, die Geräusche, die ich vernommen hatte, richtig zugeordnet zu haben – aber Marie Bonet tat, als wäre nichts gewesen. Doch selbst im Dunkel der Kerze konnte ich erkennen, wie entspannt und erfrischt ihr Antlitz war.
    »Sie standen in Charenton doch im Ruf, ein zu weiches Herz zu haben«, begann sie zu erzählen. »Darunter leiden Sie, und Sie wissen es längst. Wenn ein weiches Herz aber zu sehr von Unbill gekrampft wird, beginnt es zu bluten. Dies scheint jetzt geschehen zu sein. Hören Sie, Petrus, Sie haben mir ermöglicht, Reisen ins Ich zu unternehmen, indes meine ich, Sie brauchen auch eine solche Reise, aber an den einen richtigen Ort. Bislang leben Sie mit ihrer Gabe wie ein Tagelöhner. Mal hie und da ein Patient, viel Spielerei, ab und an ein Ereignis wie das mit La Belle Fontanon. Aber das hat ja mit Ihnen alles nichts zu tun. Es ist äußerlich, nicht gezielt von Ihnen herbeigeführt. Da aber, wo Sie aus Ihrem Innersten heraus aktiv werden wollen und müssen, nämlich in der Liebe, scheitern Sie mit Ihrer Gabe. Dabei bräuchten Sie sich fürs erste nur entschuldigen.«
    Ich konnte lediglich zustimmen und verschlang hastig zwei Plätzchen. Marie Bonet klang überlegen, fast männlich hart. Nach außen hin, erkannte ich mit einem gewissen Frösteln, ist sie ein Reh, doch

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