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Der Hypnotiseur - Kepler, L: Hypnotiseur - Hypnotisören

Titel: Der Hypnotiseur - Kepler, L: Hypnotiseur - Hypnotisören Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Kepler
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er fort.
    »Das klingt aber komisch«, versuchte ich darüber hinwegzuplaudern.
    »Hm.«
    Simone prustete los und versteckte ihren Kopf unter dem Kissen.
    »Vielleicht habe ich ja was geträumt«, sagte ich vage.
    Jetzt schüttelte sich Simone vor Lachen unter ihrem Kissen.
    »Du hast geträumt, dass du schaukelst?«
    »Na ja …«
    Simone hob breit lächelnd den Kopf.
    »Jetzt antworte doch«, sagte sie mit gefasster Stimme. »Hast du geträumt, dass du schaukelst?«
    »Papa?«
    »Das muss ich wohl getan haben.«
    »Aber«, fuhr Simone lachend fort, »warum hast du dann auf mir gelegen, als du …«
    »Jetzt frühstücken wir«, unterbrach ich sie.
    Ich sah Benjamin beim Aufstehen grimassieren. Morgens war es immer am schlimmsten. Seine Glieder waren stundenlang nicht bewegt worden, sodass es oft zu spontanen Blutungen kam.
    »Wie fühlst du dich?«
    Benjamin stützte sich gegen die Wand, um stehen zu können.
    »Warte, kleiner Mann, ich werde dich massieren«, sagte ich.
    Benjamin seufzte, als er sich ins Bett legte und ich vorsichtig anfing, seine Gliedmaßen zu beugen und zu strecken.
    »Ich will keine Spritze«, sagte er mit trauriger Stimme.
    »Heute bekommst du auch keine, Benjamin, erst übermorgen.«
    »Ich will nicht, Papa.«
    »Denk mal an Lasse, der hat Diabetes«, sagte ich. »Der braucht jeden Tag eine Spritze.«
    »David braucht keine Spritzen«, beklagte sich Benjamin.
    »Aber vielleicht gibt es ja etwas anderes, was er schlimm findet.«
    Es wurde still.
    »Sein Vater ist tot«, flüsterte Benjamin.
    »Ja«, sagte ich und beendete die Massage seiner Arme und Hände.
    »Danke, Papa«, sagte Benjamin und stand vorsichtig auf.
    »Mein Bärchen.«
    Ich umarmte seinen kleinen schmalen Körper, bezähmte aber wie üblich meine Lust, ihn ganz fest an mich zu drücken.
    »Darf ich Pokemon gucken?«, wollte er wissen.
    »Frag Mama«, antwortete ich und hörte Simone aus der Küche »Feigling« rufen.
    Nach dem Frühstück setzte ich mich im Arbeitszimmer an Simones Schreibtisch, griff nach dem Telefon und wählte Lasse Ohlsons Nummer. Seine Sekretärin Jennie Lagercrantz ging an den Apparat. Sie arbeitete schon mindestens zwanzig Jahre für ihn. Ich machte Konversation und erzählte ihr, dass es der erste Morgen seit drei Wochen war, an dem ich ausschlafen durfte. Anschließend bat ich, ein paar Worte mit Lasse wechseln zu dürfen.
    »Einen Moment«, sagte sie.
    Falls es noch nicht zu spät war, wollte ich ihn bitten, nicht mit Frank Paulsson über mich zu sprechen.
    Es klickte im Hörer, und einige Sekunden später sagte seine Sekretärin:
    »Lars kann im Moment kein Gespräch annehmen.«
    »Sagen Sie ihm, dass ich es bin.«
    »Das habe ich schon getan«, erklärte sie förmlich.
    Ich legte wortlos auf, schloss die Augen und begriff, dass irgendetwas nicht in Ordnung war, dass man mich möglicherweise hereingelegt hatte und Eva Blau wahrscheinlich unangenehmer oder gefährlicher war, als Lasse Ohlson mir gesagt hatte.
    »Ich schaffe das schon«, flüsterte ich vor mich hin.
    Dann überlegte ich jedoch, dass die Hypnosegruppe aus dem Gleichgewicht geraten könnte. Ich hatte eine relativ kleine Gruppe von Menschen zusammengestellt, Frauen und Männer, deren Probleme, Krankheitsgeschichten und Herkunft völlig verschieden waren. Ich hatte keine Rücksicht darauf genommen, ob sie leicht zu hypnotisieren waren oder nicht. Das Entscheidende war für mich die Kommunikation, die Berührungspunkte innerhalb der Gruppe, die Beziehungen, die sie zu sich und anderen entwickelten. Manche hatten große Schuld auf sich geladen, was sie daran hinderte, sich anderen Menschen zu nähern. Andere gaben sich selbst die Schuld dafür, dass sie vergewaltigt oder misshandelt worden waren. Sie hatten die Kontrolle über ihr Leben oder jegliches Vertrauen in die Welt verloren.
    Die bisher letzte Sitzung hatte meine Gruppe einen Schritt weitergebracht. Wir hatten uns wie immer zunächst unterhalten, ehe ich versuchte, Marek Semiovic zu hypnotisieren. Das war bei ihm bisher nicht so einfach gewesen. Es war ihm schwergefallen, sich zu konzentrieren, und er hatte sich beharrlich gewehrt. Ich spürte, dass ich noch nicht den richtigen Zugang gefunden hatte und wir nicht einmal einen Ort entdeckt hatten, an dem wir ansetzen konnten.
    »Ein Haus? Ein Fußballplatz? Ein Wäldchen?«, schlug ich vor.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Marek wie üblich.
    »Irgendwo müssen wir anfangen«, sagte ich.
    »Aber wo?«
    »Stell dir einen Ort

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