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Der Hypnotiseur - Kepler, L: Hypnotiseur - Hypnotisören

Titel: Der Hypnotiseur - Kepler, L: Hypnotiseur - Hypnotisören Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Kepler
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vor, an den du zurückkehren musst, um den Menschen zu verstehen, der du heute bist«, sagte ich.
    »Die Gegend um Zenica«, erwiderte Marek neutral. »Zenicˇko-dobojoski.«
    »Okay, gut«, kommentierte ich und machte mir eine Notiz. »Weißt du, was dort passiert ist?«
    »Alles ist dort passiert, in einem großen Kasten aus dunklem Holz, fast schon eine Art Schloss, ein Gutshaus mit steilem Dach und Türmchen und Veranden …«
    Jetzt war die Hypnosegruppe konzentriert, alle lauschten und begriffen, dass Marek auf einmal eine Reihe innerer Türen geöffnet hatte.
    »Ich glaube, ich saß in einem Sessel«, sagte Marek zögernd. »Oder auf ein paar Kissen, jedenfalls rauchte ich eine Marlboro, während … Es müssen Hunderte Mädchen und Frauen aus meiner Heimatstadt gewesen sein, die an mir vorbeikamen.«
    »Vorbeikamen?«
    »Innerhalb weniger Wochen … Sie kamen durch die Eingangstüren herein und wurden die große Treppe hinauf zu den Schlafzimmern geführt.«
    »War das ein Bordell?«, fragte Jussi.
    »Ich weiß nicht, was dort passiert ist, weiß fast nichts«, antwortete Marek leise.
    »Du hast die Zimmer in der oberen Etage nie gesehen?«, fragte ich.
    Er rieb sich das Gesicht mit den Händen und atmete tief durch.
    »Eine Erinnerung geht so«, setzte er an. »Ich komme in ein kleines Zimmer und sehe eine Lehrerin, die ich in der Mittelstufe hatte, sie liegt gefesselt auf einem Bett, ist nackt und hat blaue Flecken auf Hüften und Oberschenkeln.«
    »Was passiert?«
    »Ich stehe an der Tür und halte eine Art Holzstab in der Hand und … An mehr kann ich mich nicht erinnern.«
    »Versuch es«, sagte ich ruhig.
    »Es ist verschwunden.«
    »Bist du sicher?«
    »Ich kann nicht mehr.«
    »Okay, schon gut, das reicht«, sagte ich.
    »Warte kurz«, erwiderte er und schwieg anschließend längere Zeit.
    Er seufzte, rieb sich das Gesicht und stand auf.
    »Marek?«
    »Ich erinnere mich an nichts, aber alles passierte in diesem verdammten Haus«, sagte er.
    Ich sah ihn an und nickte.
    »Alles, was ich bin – befindet sich in diesem Holzhaus.«
    »In diesem verwunschenen Schloss«, sagte Lydia auf ihrem Platz neben ihm.
    »Genau, es war ein verwunschenes Schloss«, sagte er und lachte mit traurigem Gesicht.
     
     
     
    Ich sah wieder auf die Uhr. Bald würde ich mich mit der Krankenhausleitung treffen und meine Forschungsarbeit vorstellen. Entweder wurden mir neue Mittel bewilligt, oder ich musste Forschung und Therapie auslaufen lassen. Ich hatte noch keine Zeit gehabt, nervös zu werden. Ich ging zum Waschbecken und wusch mir das Gesicht, blieb einen Moment stehen, musterte mich im Spiegel und versuchte zu lächeln, ehe ich das Badezimmer verließ. Als ich die Tür zu meinem Büro abschloss, sah ich, dass nur wenige Schritte entfernt eine junge Frau im Flurstand.
    »Erik Maria Bark?«
    Sie hatte dichte dunkle Haare, die im Nacken zu einem Knoten gebunden waren, und als sie mich anlächelte, tauchten in ihren Wangen tiefe Lachgrübchen auf. Sie trug einen Arztkittel, und ihr Namensschild wies sie als angehende Ärztin aus.
    »Ich heiße Maja Swartling«, sagte sie und streckte mir die Hand entgegen. »Ich bin eine Ihrer größten Bewunderinnen.«
    »Woran mag das liegen?«, fragte ich leise lächelnd.
    Sie wirkte fröhlich und duftete nach Hyazinthen.
    »Ich würde mich gerne an Ihrer Arbeit beteiligen«, sagte sie ohne Umschweife.
    »An meiner Arbeit?«
    Sie nickte und errötete heftig.
    »Ich muss einfach«, sagte sie. »Sie ist so unglaublich spannend.«
    »Entschuldigen Sie bitte, wenn ich Ihren Enthusiasmus ein wenig dämpfen muss, aber ich weiß ja noch nicht einmal, ob ich meine Forschungen fortsetzen kann«, erklärte ich.
    »Wie bitte?«
    »Meine Forschungsmittel reichen nur noch bis zum Jahresende.«
    Ich dachte an meine bevorstehende Besprechung und versuchte, es ihr freundlich zu erklären:
    »Es ist ganz wunderbar, dass Sie sich für meine Arbeit interessieren, und ich bin gerne bereit, mich mit Ihnen darüber zu unterhalten. Aber ich bin gerade auf dem Weg zu einer wichtigen Besprechung, die …«
    Maja Swartling trat zur Seite.
    »Entschuldigung«, sagte sie. »Oh Gott, entschuldigen Sie.«
    »Wir können auf dem Weg zum Aufzug weiterreden«, schlug ich vor und lächelte sie an.
    Die Situation schien sie zu stressen. Sie errötete erneut und ging neben mir.
    »Glauben Sie, dass es Probleme geben könnte, neue Forschungsgelder zu bekommen?«, fragte sie besorgt.
    In zwei Minuten würde

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