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Der Hypnotiseur - Kepler, L: Hypnotiseur - Hypnotisören

Titel: Der Hypnotiseur - Kepler, L: Hypnotiseur - Hypnotisören Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Kepler
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einer exklusiven Seife umwehte sie.
    »Möchtest du?«, fragte sie und deutete auf ein paar Mineralwasserflaschen.
    Ich schüttelte den Kopf und begann mich zu fragen, wo die anderen wohl sein mochten. Der Vorstand sollte eigentlich versammelt sein, auf meiner Uhr waren es fünf Minuten über die verabredete Zeit.
    Annika stand auf und erklärte, als hätte sie meine Gedanken gelesen:
    »Sie kommen schon noch, Erik. Weißt du, heute ist ihr Saunatag.«
    Sie lächelte schief.
    »Auch eine Art, mich nicht dabeizuhaben. Clever, was?«
    Im selben Augenblick öffnete sich die Tür, und fünf Männer mit hochroten Köpfen traten ein. Ihre Anzüge waren an den Kragen feucht von nassen Haaren und Hälsen, sie dünsteten Wärme und Aftershave aus. Sie beendeten ohne größere Eile ihre Gespräche.
    »Aber mein Forschungsprojekt bekommst du nicht umsonst«, hörte ich Ronny Johansson sagen.
    »Schon klar«, erwiderte Svein Holstein verlegen.
    »Ich sag’s ja nur, weil Bjarne geschwafelt hat, sie würden ein bisschen kürzen und dass diese Pfennigfuchser alle Forschungsetats neu aufteilen wollen.«
    »Das habe ich auch gehört, aber das ist nicht der Rede wert«, erklärte Holstein mit leiser Stimme.
    Allmählich verebbten die Gespräche.
    Svein Holstein gab mir kraftvoll die Hand.
    Ronny Johansson, der Vertreter der Pharmaindustrie im Vorstand, winkte mir nur lässig zu und setzte sich, während mir Peder Mälarstedt, der Vertreter der Bezirksregierung, die Hand gab. Er lächelte mich keuchend an, und ich sah, dass er immer noch stark schwitzte.
    »Bist du jemand, der viel schwitzt?«, fragte er mich lächelnd. »Meine Frau hasst es, aber ich glaube, es ist gesund. Natürlich ist es gesund.«
    Frank Paulsson begegnete meinem Blick kaum, nickte mir nur kurz zu und blieb ansonsten am anderen Ende des Raums. Nachdem alle eine Weile geplaudert hatten, klatschte Annika sanft in die Hände und forderte den Vorstand auf, sich an den Konferenztisch zu setzen. Die Sauna hatte die Männer durstig gemacht, und sie öffneten unverzüglich einige der Mineralwasserflaschen, die mitten auf dem großen hellgelben Plastiktisch standen.
    Ich blieb einen Moment vollkommen regungslos stehen und betrachtete diese Menschen, in deren Händen meine Forschung lag. Es war eigenartig. Ich musterte den Krankenhausvorstand und dachte gleichzeitig an meine Patienten. Sie waren ein Teil dieses Augenblicks: Ihre Erinnerungen, Erlebnisse und Verdrängungen hingen wie unbewegliche Rauchwirbel in dieser Glas­kugel. Charlottes tragisch schönes Gesicht, Jussis schwerer trauriger Körper, Mareks kurz geschorener Schädel und sein scharfer, verschreckter Blick, Pierres blasse Nachgiebigkeit, Lydia mit ihrem klimpernden Schmuck und ihren nach Räucherkerzen duftenden Kleidern, Sibel mit ihren Perücken und schließlich die hyperneurotische Eva Blau. Meine Patienten bildeten heimliche Spiegelbilder dieser selbstsicheren und gut situierten Anzugträger.
    Die Vorstandsmitglieder machten es sich bequem. Irgendeiner von ihnen spielte mit Münzen in seiner Hosentasche. Ein anderer vertiefte sich in seinen Terminkalender. Annika blickte auf, lächelte sanft und sagte:
    »Bitte sehr, Erik.«
    »Mein methodischer Ansatz«, begann ich, »mein methodischer Ansatz besteht darin, psychische Traumata mit einer hypnotischen Gruppentherapie zu behandeln.«
    »Das haben wir verstanden«, seufzte Ronny Johansson.
    Ich versuchte zusammenzufassen, was ich bisher getan hatte. Meine Zuhörer lauschten zerstreut, manche sahen mich an, andere starrten schläfrig auf die Tischplatte.
    »Ich muss jetzt leider gehen«, erklärte Rainer Milch nach einer Weile und stand auf.
    Er gab zwei Männern die Hand und verließ den Raum.
    »Ihr habt das Material natürlich vorab bekommen«, fuhr ich fort. »Ich weiß, es ist ziemlich umfangreich, aber es ging nicht anders, ich konnte es nicht kürzen.«
    »Warum nicht?«, wollte Peder Mälarstedt wissen.
    »Weil es noch zu früh ist, Schlussfolgerungen zu ziehen«, erklärte ich.
    »Aber wo werden wir in zwei Jahren stehen?«, sagte er.
    »Das ist schwer zu sagen, aber ich erkenne gewisse Muster«, antwortete ich, obwohl ich wusste, dass ich darauf lieber nicht eingehen sollte.
    »Muster? Was für Muster?«
    »Möchtest du uns nicht erzählen, was du dir erhoffst?«, fragte Annika Lorentzon lächelnd.
    »Ich hoffe, die mentalen Sperren beschreiben und analysieren zu können, die während der Hypnose erhalten bleiben, ich will aufzeigen, wie das Gehirn

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