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Der Hypnotiseur - Kepler, L: Hypnotiseur - Hypnotisören

Titel: Der Hypnotiseur - Kepler, L: Hypnotiseur - Hypnotisören Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Kepler
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diesem verwunschenen Schloss sind Dinge passiert«, sagte er leise. »Ich weiß es, aber …«
    Er verstummte und biss die Zähne so fest zusammen, dass seine Kiefermuskeln hervortraten.
    »Es gibt im Grunde nichts, was verkehrt ist«, sagte sie und nahm seine Hand in ihre.
    »Warum kann ich mich nicht erinnern?«
    Sibel und Pierre kamen wieder herein. Alle waren schweigsam. Charlotte sah sehr zerbrechlich aus. Sie hatte ihre schmalen Arme vor der Brust gekreuzt, die Hände lagen auf den Schultern.
    Ich wechselte die Kassette in der Videokamera, nannte Zeit und Datum und erklärte anschließend, dass sich alle noch in einem posthypnotischen Zustand befanden. Ich blickte durch den Sucher, schob das Stativ etwas höher und richtete die Kamera neu aus. Anschließend stellte ich die Stühle zusammen und bat die Patienten, erneut Platz zu nehmen.
    »Kommt, setzt euch, es wird Zeit, dass wir weitermachen«, sagte ich.
    Plötzlich klopfte es an die Tür, und Eva Blau trat ein. Ich sah, wie gestresst sie war, und ging zu ihr.
    »Herzlich willkommen«, sagte ich.
    »Bin ich das auch?«, fragte sie.
    »Ja«, antwortete ich.
    Hals und Wangen liefen rot an, als ich ihr den Mantel abnahm und ihn aufhängte. Ich führte sie zur Gruppe und zog einen neuen Stuhl zum Halbkreis.
    »Eva Blau war bisher Doktor Ohlsons Patientin, wird aber von jetzt an zu unserer Gruppe gehören. Wir werden alle versuchen, ihr zu helfen, sich bei uns wohlzufühlen.«
    Sibel nickte gemessen, Charlotte lächelte freundlich, und die anderen begrüßten sie schüchtern. Marek schenkte ihr keine Beachtung.
    Eva Blau setzte sich auf den leeren Stuhl und klemmte die Hände zwischen den Oberschenkeln ein. Ich kehrte zu meinem Platz zurück und leitete behutsam den zweiten Teil ein:
    »Setzt euch bequem hin, die Füße auf dem Boden, die Hände im Schoß. Der erste Teil ist nicht so verlaufen, wie ich mir das vorgestellt hatte.«
    »Ich bitte um Entschuldigung«, sagte Charlotte.
    »Niemand braucht hier um Entschuldigung zu bitten, am wenigsten du, ich hoffe, das ist dir klar.«
    Eva Blau beobachtete mich unablässig.
    »Wir beginnen mit Gedanken und Assoziationen zum ersten Teil unserer Sitzung«, sagte ich. »Möchte jemand etwas sagen?«
    »Verwirrend«, sagte Sibel.
    »Frustrierend«, meinte Jussi. »Also ich bin nur dazu gekommen, die Augen aufzumachen und mich am Kopf zu kratzen, bevor es auch schon wieder vorbei war.«
    »Was hast du gefühlt?«, fragte ich ihn.
    »Haare«, antwortete er lächelnd.
    »Haare?«, fragte Sibel und kicherte.
    »Als ich mich am Kopf gekratzt habe«, erläuterte Jussi.
    Einige lachten über seinen Scherz.
    »Gebt mir Assoziationen zu Haaren«, sagte ich still lächelnd. »Charlotte?«
    »Ich weiß nicht«, antwortete sie lächelnd. »Haare? Vielleicht Bart … nein.«
    Pierre unterbrach sie mit seiner hohen Stimme:
    »Ein Hippie, ein Hippie auf einem Chopper«, sagte er grinsend. »Er sitzt so, kaut Juicyfruit und rutscht …«
    Eva Blau stand plötzlich so heftig auf, dass der Stuhl hinter ihr klapperte.
    »Das sind doch alles nur Kindereien«, sagte sie aufgebracht und zeigte auf Pierre.
    Sein Lächeln erstarb.
    »Und warum?«, fragte ich.
    Eva antwortete nicht, sie begegnete nur meinem Blick, bevor sie sich schmollend wieder setzte.
    »Mach bitte weiter, Pierre«, bat ich ihn ruhig.
    Er schüttelte den Kopf, kreuzte seine Zeigefinger gegen Eva gerichtet und tat so, als suchte er Schutz.
    »Dennis Hopper wurde erschossen, weil er ein Hippie war«, flüsterte er verschwörerisch.
    Sibel kicherte noch lauter und sah mich erwartungsvoll an. Jussi hob die Hand und wandte sich an Eva Blau.
    »Im verwunschenen Schloss bleiben dir unsere Kindereien erspart«, sagte er in seinem schwerfälligen Dialekt.
    Es wurde vollkommen still im Raum. Ich dachte daran, dass Eva nicht wissen konnte, welche Bedeutung der Begriff »verwunschenes Schloss« für unsere Gruppe hatte, ging aber nicht darauf ein.
    Eva Blau wandte sich Jussi zu und schien ihn anschreien zu wollen, aber er erwiderte ihren Blick bloß mit einem so ruhigen und ernsten Gesicht, dass sie stumm blieb.
    »Eva, wir beginnen stets mit Entspannungsübungen, zum Beispiel Atemübungen, und anschließend hypnotisiere ich euch einzeln oder auch paarweise«, erklärte ich. »Alle machen natürlich die ganze Zeit mit, unabhängig davon, auf welchem Bewusstseinsniveau man sich befindet.«
    Ein ironisches Lächeln huschte über Evas Gesicht.
    »Und manchmal«, fuhr ich fort, »wenn

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