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Der Hypnotiseur - Kepler, L: Hypnotiseur - Hypnotisören

Titel: Der Hypnotiseur - Kepler, L: Hypnotiseur - Hypnotisören Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Kepler
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Erinnerung. Man zwingt ihn, Menschen zu foltern, Menschen, denen er begegnet ist, Jungen, mit denen er gespielt hat, aber dann passiert etwas.«
    »In der Hypnose?«
    »Ja, er weigert sich weiterzugehen.«
    Maja notierte sich etwas, blätterte um und schaute auf.
    Ich beschloss, ihr nicht zu erzählen, dass Lydia unter Hypnose vom Stuhl gerutscht war, sondern erläuterte stattdessen meine Idee, dass der freie Wille in der Hypnose nur dadurch eingeschränkt wird, dass man sich nicht selbst belügen kann.
    Die Zeit verging, und es wurde Abend. Der Flur vor meinem Zimmer lag still und verwaist.
    Maja packte ihre Sachen in die Aktentasche, schlang ihren Schal um den Hals und stand auf.
    »Die Zeit ist wirklich wie im Flug vergangen«, sagte sie entschuldigend.
    »Es war nett heute«, erwiderte ich und gab ihr die Hand.
    Sie zögerte kurz, fragte dann aber:
    »Dürfte ich Sie heute eventuell zu einem Gläschen einladen?«
    Ich dachte nach. Simone und ihre Freundinnen wollten sich Tosca ansehen, und sie würde erst spät nach Hause kommen. Benjamin übernachtete bei seinem Großvater, und ich selbst hatte vorgehabt, den ganzen Abend zu arbeiten.
    »Das ließe sich durchaus einrichten«, sagte ich mit dem Gefühl, eine unsichtbare Grenze zu überschreiten.
    »Ich kenne da ein kleines Lokal in der Roslagsgatan«, sagte Maja. »Es heißt Peterson-Berger und ist relativ einfach, aber sehr gemütlich.«
    »Schön«, meinte ich nur, nahm meine Jacke, löschte das Licht und schloss hinter uns ab.
    Wir radelten Richtung Norrtull. Auf den Straßen waren nur wenige Autos unterwegs. Es war erst halb acht. Der Frühling vibrierte in den hellen Vogelstimmen aus den Bäumen.
    Als wir gemeinsam das Restaurant betraten und den lächelnden Blicken der Wirtin begegneten, kamen mir Zweifel. Was machte ich hier? Was sollte ich sagen, wenn Simone anrief und wissen wollte, was ich tat? Eine Welle des Unbehagens schwappte vorbei und verschwand. Maja war eine Kollegin, wir wollten unser Gespräch fortsetzen, und Simone war an diesem Abend ohnehin mit ihren Freundinnen unterwegs. Wahrscheinlich saßen sie gerade im Restaurant der Volksoper und tranken ein Glas
Wein.
    Maja schien sich von dem Abend viel zu erwarten. Mir war nicht ganz klar, was sie hier überhaupt mit mir machte. Sie war wunderschön, jung und kontaktfreudig. Ich war sicher fünfzehn Jahre älter als sie und verheiratet.
    »Ich liebe die Hähnchenspieße mit Kreuzkümmel, die sie hier haben«, sagte sie und ging voran zu einem Tisch im hinteren Teil des Lokals.
    Wir nahmen Platz, und kurz darauf kam eine Frau mit einer Wasserkaraffe zu uns. Maja stützte ihr Gesicht in die hohle Hand, betrachtete das Glas und sagte ruhig:
    »Wenn es uns hier nicht mehr gefällt, können wir zu mir gehen.«
    »Maja, flirtest du mit mir?«
    Sie lachte, und ihre Grübchen wurden tiefer.
    »Mein Vater hat immer gesagt, dass mir das angeboren ist. Ich bin unverbesserlich, ich flirte immer«, erwiderte sie.
    Ich musste mir eingestehen, dass ich nichts über sie wusste, während sie sich offensichtlich mit allem beschäftigt hatte, was ich tat.
    »Ist dein Vater auch Arzt?«, fragte ich.
    Sie nickte.
    »Professor Jan E. Swartling.«
    »Der Gehirnchirurg?«, fragte ich beeindruckt.
    »Oder wie man jemanden nennen soll, der in den Köpfen anderer Menschen herumstochert«, sagte sie schneidend.
    Zum ersten Mal war das Lächeln aus ihrem Gesicht verschwunden.
    Wir aßen, und ich fühlte mich von der Situation zunehmend gestresst, trank zu schnell und bestellte noch mehr Wein. Die Blicke des Personals, das uns ganz selbstverständlich für ein Paar hielt, machten mich nervös, unruhig. Ich war angetrunken und schaute nicht einmal auf die Rechnung, bevor ich unterschrieb, zerknüllte die Quittung und verpasste den Papierkorb an der Garderobe. Auf der Straße, im weiten und lauen Frühlingsabend, war ich ganz darauf eingestellt, nach Hause zu fahren. Maja zeigte jedoch auf einen Hauseingang und fragte mich, ob ich nicht Lust hätte mitzukommen, nur um zu sehen, wie sie wohnte, und eine Tasse Tee zu trinken.
    »Maja«, sagte ich, »du bist unverbesserlich, dein Vater hat vollkommen Recht.«
    Sie kicherte und hakte sich bei mir unter.
    Im Aufzug standen wir eng zusammen. Ich musste einfach ihren vollen, lächelnden Mund ansehen, die perlweißen Zähne, die hohe Stirn und ihre schwarzen, glänzenden Haare.
    Sie merkte es und strich mir behutsam über die Wange. Ich lehnte mich vor und wollte sie küssen, wurde aber

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