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Der Hypnotiseur - Kepler, L: Hypnotiseur - Hypnotisören

Titel: Der Hypnotiseur - Kepler, L: Hypnotiseur - Hypnotisören Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Kepler
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zurückzufahren und …«
    »Vergiss die Schlittschuhe, es ist mir egal«, sagt Benjamin aufbrausend.
    Erik wirft ihm einen erstaunten Seitenblick zu.
    »Ich dachte, du läufst gerne Schlittschuh?«
    Benjamin weiß nicht, was er antworten soll, er hasst es, ausgequetscht zu werden, und will nicht lügen.
    »Tust du das nicht?«, fragt Erik.
    »Was?«
    »Gerne Schlittschuh laufen?«
    »Warum sollte ich?«, murmelt er.
    »Wir haben ganz neue gekauft …«
    »Was soll daran schon Spaß machen«, unterbricht Benjamin ihn müde.
    »Dann soll ich also nicht nach Hause fahren und sie dir holen?«
    Als Antwort seufzt Benjamin nur.
    »Schlittschuhlaufen ist langweilig«, sagt Erik. »Schach und Computerspiele sind langweilig. Was macht dir eigentlich überhaupt noch Spaß?«
    »Keine Ahnung«, antwortet Benjamin.
    »Nichts?«
    »Doch.«
    »Filme gucken?«
    »Manchmal.«
    »Manchmal?«, lächelt Erik.
    »Ja«, antwortet Benjamin.
    »Du würdest dir doch am liebsten drei, vier Filme am Abend ansehen«, sagt Erik heiter.
    »Hast du was dagegen?«
    »Nein, überhaupt nicht«, fährt Erik lächelnd fort. »Was sollte ich dagegen haben? Der eine oder andere könnte sich natürlich fragen, wie viele Filme du dir ansehen würdest, wenn du Filme richtig gerne sehen würdest. Wenn du Filme lieben …«
    »Hör auf.«
    »Dann würdest du dir wahrscheinlich zwei Bildschirme besorgen und schnell vorspulen, um alle zu schaffen.«
    Benjamin kann sich ein Lächeln nicht verkneifen, als sein Vater ihn so auf den Arm nimmt.
    Plötzlich hört man einen matten Knall, und am Himmel taucht ein hellblauer Stern mit fallenden, rauchfarbenen Spitzen auf.
    »Komische Zeit für ein Feuerwerk«, murmelt Benjamin.
    »Was?«, sagt sein Vater.
    »Da«, zeigt Benjamin.
    Am Himmel hängt ein Stern aus Rauch. Aus irgendeinem Grund sieht Benjamin Aida vor sich, und sein Magen zieht sich zusammen, und ihm wird innerlich ganz warm. Letzen Freitag haben sie schweigend, ganz eng zusammen auf der Couch in Aidas kleinem Wohnzimmer im Vorort Sundbyberg gesessen. Sie haben sich den Film Elephant angesehen, während ihr jüngerer Bruder auf dem Fußboden gesessen und mit Pokemonkarten gespielt und vor sich hingebrabbelt hat.
     
    Als Erik den Wagen vor dem Schulhof parkt, entdeckt Benjamin plötzlich Aida. Sie steht auf der anderen Seite des Zauns und wartet auf ihn. Als sie ihn sieht, winkt sie ihm zu. Benjamin greift nach seiner Schultasche und sagt gestresst:
    »Tschüss, Papa, danke fürs Bringen.«
    »Ich liebe dich«, sagt Erik leise.
    Benjamin nickt und zieht sich zurück.
    »Sollen wir heute Abend einen Film gucken?«, fragt Erik.
    »Weiß nicht«, antwortet Benjamin mit gesenktem Blick.
    »Ist das Aida?«, fragt sein Vater.
    »Ja«, antwortet Benjamin fast lautlos.
    »Ich würde ihr gerne guten Tag sagen«, erklärt Erik und steigt aus dem Wagen.
    »Wieso denn das?«
    Sie gehen auf Aida zu. Benjamin wagt sie kaum anzuschauen und kommt sich vor wie ein kleiner Junge. Hoffentlich denkt sie nicht, dass er sie von seinem Vater absegnen lassen will. Es ist ihm völlig egal, was sein Vater von ihr denkt oder nicht denkt. Aida wirkt nervös, als sie näher kommen. Ihr Blick flackert zwischen ihm und Erik hin und her. Noch ehe Benjamin zu einer Erklärung ansetzen kann, streckt Erik die Hand aus und begrüßt sie:
    »Hallo.«
    Aida gibt ihm zögernd die Hand. Benjamin merkt, dass sein Vater beim Anblick ihrer Tattoos zusammenzuckt: Sie hat sich ein Hakenkreuz auf den Hals tätowieren lassen. Direkt daneben sieht man einen kleinen Davidsstern. Ihre Augen sind schwarz geschminkt, die Haare hat sie zu zwei kindlichen Zöpfen geflochten, und sie trägt eine schwarze Lederjacke und einen weiten schwarzen Tüllrock.
    »Ich bin Erik, Benjamins Vater«, sagt Erik.
    »Aida.«
    Ihre Stimme ist leise und hell. Benjamin läuft rot an und wirft einen nervösen Blick auf Aida, bevor er zu Boden schaut.
    »Bist du ein Neonazi?«, fragt Erik.
    »Sind Sie einer?«, gibt sie zurück.
    »Nein.«
    »Ich auch nicht«, sagt sie und begegnet flüchtig seinem Blick.
    »Warum hast du …«
    »Aus keinem bestimmten Grund«, unterbricht sie Erik. »Ich bin nichts, ich bin nur …«
    Benjamin schaltet sich ein, er schämt sich so für seinen Vater, dass sein Herz in der Brust steinhart pocht.
    »Sie ist vor ein paar Jahren in bestimmte Kreise geraten«, sagt er laut. »Aber sie fand, dass die alle Idioten waren und …«
    »Du brauchst ihm das nicht zu erklären«, unterbricht Aida

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