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Der Hypnotiseur - Kepler, L: Hypnotiseur - Hypnotisören

Titel: Der Hypnotiseur - Kepler, L: Hypnotiseur - Hypnotisören Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Kepler
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Flecken auf Gesäß und Rücken, auf Schulterblättern und Armen.
    »Die Leichenflecken sind nur schwach ausgebildet, wenn das Opfer viel Blut verloren hat.«
    »Das leuchtet mir ein«, sagt Joona.
    »Blut ist schwer, und wenn man stirbt, gibt es kein inneres Drucksystem mehr«, erklärt Åhlén Frippe. »Es ist vielleicht selbstverständlich, aber das Blut fließt jedenfalls nach unten und sammelt sich an den tiefsten Stellen und wird vor allem an den Kontaktflächen mit dem Untergrund sichtbar.«
    Er drückt mit dem Daumen auf einen Flecken an ihrer rechten Wade, bis er fast verschwunden ist.
    »Tja, wie du siehst … bis vierundzwanzig Stunden nach dem Tod kann man sie noch wegdrücken.«
    »Aber ich meine, solche Flecken auch auf der Hüfte und ihren Brüsten gesehen zu haben«, sagt Joona zögernd.
    »Bravo«, platzt Åhlén heraus und betrachtet ihn mit einem leicht erstaunten Lächeln. »Ich hätte nicht gedacht, dass du sie entdecken würdest.«
    »Also hat sie nach ihrem Tod auf dem Bauch gelegen, bis sie später umgedreht worden ist«, sagt Joona mit finnischer Strenge in der Stimme.
    »Zwei Stunden würde ich schätzen.«
    »Also ist der Täter zwei Stunden geblieben«, überlegt Joona. »Oder er oder jemand anders ist zum Tatort zurückgekehrt und hat sie umgedreht.«
    Der Rechtsmediziner zuckt mit den Schultern.
    »Ich bin mit meiner Auswertung noch längst nicht fertig.«
    »Darf ich dich was fragen? Mir ist aufgefallen, dass eine der Wunden auf dem Bauch wie ein Kaiserschnitt aussieht …«
    »Ein Kaiserschnitt«, lächelt Åhlén. »Tja, warum nicht? Dann wollen wir uns das mal ansehen.«
    Die beiden Ärzte drehen den Körper wieder um.
    »Du meinst das hier?«
    Der Rechtsmediziner zeigt auf eine große Schnittwunde, die vom Nabel fünfzehn Zentimeter abwärts führt.
    »Ja«, antwortet Joona.
    »Ich bin noch nicht dazu gekommen, jede einzelne Wunde zu untersuchen.«
    » Vulnera incisa scissa «, sagt Frippe.
    »Ja, es sieht wie eine Schnittwunde aus, für die Nicht-Lateiner unter uns«, sagt Åhlén.
    »Und keine Stichwunde«, wirft Joona ein.
    »Wenn man die regelmäßige Schnittlinie bedenkt und dass das umgebende Hautgewebe intakt geblieben ist …«
    Er stochert mit einem Finger in der Wunde, und Frippe lehnt sich vor, um besser sehen zu können.
    »Ja …«
    »Die Ränder«, fährt der Rechtsmediziner fort. »Sie sind nicht sonderlich blutdurchtränkt, aber …«
    Er verstummt abrupt.
    »Was ist?«, fragt Joona.
    Åhlén sieht ihn mit einem seltsamen Blick an.
    »Dieser Schnitt ist erst nach ihrem Tod ausgeführt worden«, sagt er.
    Er zieht die Handschuhe aus.
    »Ich muss mir die Computertomographie noch einmal ansehen«, erklärt er gestresst, geht zu einem Tisch an der Tür und öffnet ein Notebook.
    Er klickt zwischen den dreidimensionalen Aufnahmen hin und her, hält inne, bewegt sie weiter und verändert den Winkel.
    »Die Wunde scheint bis in die Gebärmutter zu gehen«, flüstert er. »Es sieht ganz so aus, als würde sie der alten Narbe folgen.
    »Der alten? Was meinst du damit?«, fragt Joona.
    »Das hast du also nicht gesehen?«, grinst Åhlén und kehrt zu der Leiche zurück. »Ein Notkaiserschnitt.«
    Er zeigt auf die vertikale Wunde. Joona sieht sie sich näher an und erkennt, dass parallel zum Wundrand eine Art dünner Faden aus dem alten, blassrosa Narbengewebe eines vor langer Zeit verheilten Kaiserschnitts verläuft.
    »Sie war doch nicht etwa schwanger?«, fragt Joona.
    »Aber nein«, lacht Åhlén und schiebt die Pilotenbrille auf seiner Nase höher.
    »Haben wir es hier mit einem Mörder mit chirurgischer Kompetenz zu tun?«, fragt Joona.
    Der Rechtsmediziner schüttelt den Kopf, und Joona denkt, dass jemand Katja Ek mit viel Gewalt und Wut getötet hat. Ein oder zwei Stunden später ist er zurückgekehrt, hat sie auf den Rücken gedreht und ihren alten Kaiserschnitt aufgeschnitten.
    »Sieh nach, ob du an den anderen Leichen Ähnliches findest.«
    »Sollen wir dem Priorität geben?«, erkundigt sich Åhlén.
    »Ja, ich glaube schon«, antwortet Joona.
    »Du zögerst?«
    »Nein.«
    »Aber du willst, dass wir allem Priorität geben«, sagt Åhlén.
    »So ungefähr«, lächelt Joona und verlässt den Raum.
     
    Als er sich auf dem Parkplatz ins Auto setzt, ist ihm kalt. Er lässt den Wagen an, fährt auf die Straße, dreht die Heizung auf und wählt die Nummer von Oberstaatsanwalt Jens Svanehjälm.
    »Svanehjälm«, meldet dieser sich.
    »Joona Linna.«
    »Guten

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