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Der Hypnotiseur - Kepler, L: Hypnotiseur - Hypnotisören

Titel: Der Hypnotiseur - Kepler, L: Hypnotiseur - Hypnotisören Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Kepler
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er innehält. Jetzt weiß er, welche wichtige Information er von Langfeldt bekommen hat.
    »Anja«, sagt er. »Ich brauche einen Polizeibericht.«
    Sie lacht prustend.
    »Aber bestimmt nicht jetzt«, erwidert sie.
    »Dann eben morgen, aber so früh wie möglich.«
    »Was ist das für ein Bericht.«
    »Ein Fall von Körperverletzung. Lydia Evers wurde verhaftet, weil sie auf einem Spielplatz ein Kind misshandelt hat.«
    Anja hat einen Stift herausgesucht und macht sich auf einer vor ihr liegenden Quittung Notizen.
    »Morgen ist Sonntag, da wollte ich eigentlich ausschlafen«, sagt sie unzufrieden.
    »Das wirst du schön bleiben lassen.«
    »Und du tanzt mit mir?«
    »Versprochen«, flüstert Joona.
     
    Carlos sitzt schlafend auf einem Stuhl in der Garderobe. Petter und seine Begleiterin sind in die Stadt gefahren, um im Café Opera weiterzufeiern. Joona und Anja haben versprochen, dafür zu sorgen, dass Carlos gut nach Hause kommt. Während sie auf das Taxi warten, gehen sie in die kalte Luft hinaus. Joona führt Anja auf die Tanzfläche und warnt sie vor der dünnen Eisschicht, die er auf dem Holz unter ihnen zu spüren glaubt.
    Sie tanzen, und Joona singt leise und sanft:
    »Milloin, milloin, milloin …«
    »Heirate mich«, flüstert Anja.
    Joona antwortet nicht, und seine Gedanken wandern zu Disa und ihrem wehmütigen Gesicht. Er denkt an ihre Freundschaft in all diesen Jahren und dass er gezwungen gewesen war, sie zu enttäuschen. Anja versucht, sich zu ihm hochzustrecken und sein Ohr zu lecken, und er zieht seinen Kopf behutsam zurück.
    »Joona«, wimmert Anja. »Du tanzt so gut.«
    »Ich weiß«, flüstert er und dreht sie im Kreis.
    Ringsum riecht es nach Lagerfeuern und Glühwein, und Anja schmiegt sich immer enger an ihn, während er überlegt, dass es nicht einfach sein wird, Carlos in ein Taxi zu verfrachten.
    Im selben Moment klingelt das Handy in seiner Tasche. Als Joona sich Anja entzieht und meldet, stöhnt sie enttäuscht auf.
    »Joona Linna.«
    »Hallo«, sagt eine gepresste Stimme. »Ich bin es. Joakim Samuelsson. Sie sind heute bei uns gewesen …«
    »Ja, ich weiß, wer Sie sind«, sagt Joona.
    Er denkt daran, wie sich Joakim Samuelssons Pupillen geweitet hatten, als er sich nach Lydia Evers erkundigte.
    »Ich wollte Sie fragen, ob wir uns vielleicht treffen könnten«, sagt Joakim Samuelsson. »Ich möchte Ihnen etwas erzählen.«
    Joona sieht auf die Uhr. Es ist halb zehn.
    »Können wir uns jetzt sehen?«, fragt Joakim und fügt unmotiviert hinzu, dass seine Frau und seine Tochter zu den Schwiegereltern gefahren sind.
    »Das lässt sich einrichten«, antwortet Joona. »Können Sie in einer Dreiviertelstunde zum Eingang des Polizeipräsidiums in der Polhemsgatan kommen?«
    »Ja«, antwortet Joakim und klingt unendlich müde.
    »Tut mir leid, mein Schatz«, sagt Joona zu Anja, die ihn mitten auf der Tanzfläche erwartet. »Aber heute Abend wird kein Tango mehr getanzt.«
    »Das sollte dir auch leidtun«, erwidert sie säuerlich.
    »Ich vertrage einfach keinen Schnaps«, seufzt Carlos, als sie ihn zu den Rolltreppen und zum Ausgang führen.
    »Fang jetzt bloß nicht an zu kotzen«, sagt Anja schroff, »sonst verlange ich eine Gehaltserhöhung.«
    »Anja, Anja«, sagt Carlos verletzt.
     

     
    Joakim sitzt gegenüber vom Haupteingang des Landespolizeiamts in einem weißen Mercedes. Die Innenraumbeleuchtung ist eingeschaltet, und sein Gesicht sieht in dem fahlen Licht müde und einsam aus. Als Joona an das Autofenster klopft, zuckt er zusammen, als wäre er ganz in Gedanken versunken gewesen.
    »Hallo«, sagt er und öffnet die Tür. »Steigen Sie ein.«
    Joona setzt sich auf den Beifahrersitz. Er wartet. In dem Wagen riecht es vage nach Hund. Auf der Rückbank liegt eine haarige Decke.
    »Wissen Sie«, sagt Joakim, »wenn ich an mich selbst denke, daran, wie ich war, als Johan geboren wurde, dann kommt es mir vor, als würde ich an einen Fremden denken. Ich hatte eine ziemlich schwierige Kindheit, saß in einem Heim für jugend­liche Straftäter und war Pflegekind … Aber als ich Isabella kennenlernte, habe ich mich zusammengerissen und mein Studium ernst genommen. Als Johan geboren wurde, beendete ich im selben Jahr meine Ausbildung zum Diplomingenieur. Ich weiß noch, dass wir Urlaub gemacht haben, ich war vorher noch nie in Urlaub gefahren, wir sind nach Griechenland gereist, und Johan hatte gerade laufen gelernt und …«
    Joakim Samuelsson schüttelt den Kopf.
    »Das ist lange

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