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Der Hypnotiseur - Kepler, L: Hypnotiseur - Hypnotisören

Titel: Der Hypnotiseur - Kepler, L: Hypnotiseur - Hypnotisören Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Kepler
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Morgen … Ich habe gerade mit Carlos gesprochen – er meinte, du würdest dich bei mir melden.«
    »Es ist nicht ganz einfach zu sagen, womit wir es hier zu tun haben«, meint Joona.
    »Bist du unterwegs?«
    »Ich komme gerade aus der Rechtsmedizin und wollte im Krankenhaus vorbeischauen. Ich muss unter allen Umständen das überlebende Opfer vernehmen.«
    »Carlos hat mir die Situation erklärt«, sagt Jens. »Wir müssen Druck machen. Hast du eine Gruppe für das Täterprofil zusammengestellt?«
    »Ein Täterprofil bringt uns hier nicht weiter«, antwortet Joona.
    »Nein, ich weiß, ich bin der gleichen Meinung wie du. Wenn wir eine Chance haben wollen, die ältere Schwester zu schützen, müssen wir mit dem Jungen reden, anders geht es nicht.«
    Joona sieht plötzlich vollkommen lautlos einen Feuerwerkskörper explodieren – ein hellblauer Stern fernab über den Dächern von Stockholm.
    »Ich stehe in Kontakt mit …«, fährt Joona fort und räuspert sich. »Ich stehe in Kontakt mit einer Susanne Granat vom Jugendamt. Darüber hinaus möchte ich den Psychiater Erik Maria Bark dabeihaben. Er ist Experte für die Behandlung von Schocks und Traumata.«
    »Das geht in Ordnung«, sagt Jens beruhigend.
    »Dann fahre ich jetzt zur Neurochirurgie.«
    »Gute Idee.«

6.
     
    Die Nacht zum achten Dezember
     
     
     
     
     
    Aus irgendeinem Grund ist Simone schon wach, als sich das Telefon auf Eriks Nachttisch mit einem ganz leisen Klirren meldet.
    Erik murmelt etwas über Ballons und Luftschlangen, greift nach dem Apparat und eilt aus dem Schlafzimmer.
    Ehe er sich meldet, schließt er die Tür. Die Stimme, die sie durch die Wand hört, klingt gefühlvoll, fast zärtlich. Kurz darauf schleicht Erik ins Schlafzimmer zurück, und sie fragt ihn, wer angerufen hat.
    »Ein Polizist … ein Kriminalkommissar, ich habe seinen Namen nicht richtig verstanden«, antwortet Erik und erklärt, er müsse ins Karolinska-Krankenhaus fahren.
    Sie sieht auf den Wecker und schließt die Augen.
    »Schlaf weiter, Sixan«, flüstert er und verlässt das Zimmer.
    Das Nachthemd hat sich um ihren Körper gewickelt und spannt über der linken Brust. Sie rückt es zurecht, dreht sich auf die Seite, liegt reglos im Bett und horcht auf Eriks Bewegungen.
    Er zieht sich an, sucht in der Kleiderkammer nach etwas, benutzt den Schuhlöffel, verlässt die Wohnung und schließt die Tür hinter sich ab. Kurze Zeit später hört sie die Haustür hinter ihm zufallen.
    Sie liegt im Bett und versucht längere Zeit erfolglos, wieder einzuschlafen. Sie findet, dass es nicht so klang, als hätte Erik mit einem Polizisten gesprochen, dafür hörte sich seine Stimme zu entspannt an. Vielleicht war er aber auch nur müde.
    Sie steht auf und geht auf Toilette, trinkt etwas Joghurt und legt sich wieder hin. Anschließend wandern ihre Gedanken zu dem, was vor zehn Jahren passiert ist, und sie kann nicht mehr einschlafen. Eine halbe Stunde bleibt sie liegen, dann setzt sie sich auf, schaltet die Nachttischlampe an, greift nach dem Tele­fon, betrachtet das Display und findet den zuletzt angenommenen Anruf. Sie weiß, dass sie das Licht löschen und schlafen sollte, wählt aber trotzdem die Nummer. Es klingelt dreimal. Dann macht es klick, und sie hört eine Frau ein Stück vom Telefon entfernt lachen.
    »Erik, lass das«, sagt die Frau fröhlich, und im nächsten Moment ist ihre Stimme ganz nah: »Ja, Daniella. Hallo?«
    Simone hört die Frau einen Moment warten und dann mit einer müden, fragenden Stimme »Aloha« sagen, ehe sie die Verbindung unterbricht. Simone bleibt mit dem Telefon in der Hand sitzen. Sie versucht zu verstehen, warum Erik gesagt hat, dass ihn ein Polizist angerufen habe. Sie will eine logische Erklärung finden, kann ihre Gedanken jedoch nicht daran hindern, an jenen Punkt vor zehn Jahren zurückzuwandern, an dem sie plötzlich erkannte, dass Erik sie betrog, dass er ihr mitten ins Gesicht log.
    Rein zufällig war es auch der Tag gewesen, an dem Erik verkündet hatte, dass er nie wieder jemanden hypnotisieren würde.
    Simone erinnert sich, dass sie an jenem Tag ausnahmsweise nicht in ihrer gerade erst eröffneten Galerie war, vielleicht war Benjamin nicht in der Schule, vielleicht hatte sie sich freigenommen, jedenfalls saß sie an dem hellen Küchentisch in ihrem Reihenhaus im Vorort Järfälla und ging die Post durch, als ihre Augen auf einen hellblauen, an Erik adressierten Umschlag fielen. Als Absender stand darauf nur ein Vorname:

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