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Der Hypnotiseur - Kepler, L: Hypnotiseur - Hypnotisören

Titel: Der Hypnotiseur - Kepler, L: Hypnotiseur - Hypnotisören Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Kepler
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Lennon, Townes van Zandt, Bob Dylan.
    »So kommen wir nicht weiter«, sagt Kennet. »Wir werden jemanden kommen lassen müssen, der das Ding für uns knackt.«
    Sie probiert es mit Filmtiteln und Regisseuren, über die Benjamin oft spricht, gibt aber nach einer Weile auf.
    »Wir müssten die Pläne eigentlich schon bekommen haben«, sagt Kennet. »Ich rufe noch einmal Charley an und höre mal nach, was sich tut.«
    Beide zucken zusammen, als es an die Wohnungstür klopft. Simone bleibt im Flur stehen und beobachtet mit pochendem Herzen Kennet, der zur Tür geht und aufschließt.
     

     
    Der Dezembermorgen ist hell wie Sand, und es sind ein paar Grad über Null, als Kennet und Simone die Siedlung in Tumba erreichen, in der Josef Ek geboren wurde, aufwuchs und im Alter von fünfzehn Jahren fast seine ganze Familie niedermetzelte. Das Haus sieht aus wie alle anderen Häuser der Straße. Gepflegt und unscheinbar. Wären die blauweißen Absperrungsbänder nicht, würde kein Mensch ahnen, dass dieses Haus zwei Tage zuvor Schauplatz von zwei der schlimmsten, längsten und gnadenlosesten Morde in der Geschichte des Landes war.
    Ein Fahrrad mit Stützrädern steht an einen Sandkasten gelehnt vor dem Haus. Das Absperrungsband hat sich an einer Seite gelöst, ist fortgeweht und am Briefkasten hängen gelieben. Kennet hält nicht an, sondern fährt langsam am Haus vorbei. Simone blinzelt zu den Fenstern hinüber. Das Haus wirkt verlassen. Die ganze Reihenhauszeile ist dunkel. Sie fahren bis zum Wendehammer, machen kehrt und nähern sich erneut dem Ort des Verbrechens, als Simones Handy plötzlich klingelt.
    »Hallo?«, meldet sie sich schnell und lauscht kurz. »Ist etwas passiert?«, fragt sie.
    Kennet bremst, lässt den Motor im Leerlauf an, dreht dann aber doch den Zündschlüssel, zieht die Handbremse und steigt aus. Dem geräumigen Kofferraum entnimmt er ein Brecheisen, ein Maßband und eine Taschenlampe. Ehe er den Kofferraumdeckel zuschlägt, hört er Simone sagen, dass sie Schluss machen muss.
    »Was glaubst denn du?«, schreit Simone in ihr Handy.
    Kennet hört sie durch die Scheiben des Wagens und sieht ihr erregtes Gesicht, als sie mit den Plänen in der Hand den Beifahrersitz verlässt. Schweigend gehen sie zu einem weißen Gartentor in dem niedrigen Zaun. Kennet schüttelt den Haustürschlüssel aus einem Umschlag, geht zur Tür und schließt auf. Ehe er hineingeht, dreht er sich zu Simone um, nickt ihr kurz zu und sieht ihr verbissenes Gesicht.
    Als sie den Flur betreten, schlägt ihnen der ekelerregende Geruch ranzigen Bluts entgegen. Simone spürt für einen Moment Panik in ihrer Brust aufwallen: Das Haus ist von einem fauligen, süßen, an Exkremente erinnernden Gestank erfüllt. Sie schielt zu Kennet hinüber, der nicht ängstlich, nur konzentriert wirkt, seine Bewegungen sind beherrscht. Sie kommen am Wohnzimmer vorbei, und Simone nimmt aus den Augenwinkeln die blutige Wand, das überwältigende Chaos und das Grauen wahr, das vom Fußboden und dem Blut auf dem Topfsteinkamin ausgeht.
    Irgendwo im Haus ertönt ein seltsames Knacken. Kennet bleibt abrupt stehen, zieht ruhig seine frühere Dienstwaffe, entsichert sie und kontrolliert, dass eine Patrone im Lauf liegt.
    Dann hören sie es wieder. Ein schwankendes, schweres Geräusch. Es klingt nicht nach Schritten, sonder eher nach einem Menschen, der langsam kriecht.

26.
     
    Sonntagmorgen, der dreizehnte Dezember,
Luciafest
     
     
     
     
    Erik erwacht auf der schmalen Pritsche in seinem Arbeitszimmer im Krankenhaus. Es ist mitten in der Nacht. Er schaut auf die Uhrzeit im Telefondisplay. Es ist fast drei. Er nimmt noch eine Tablette und liegt anschließend fröstelnd unter der Decke, bis sich in seinem Körper ein Kribbeln ausbreitet und die Dunkelheit Einzug hält.
    Als er einige Stunden später erwacht, hat er starke Kopfschmerzen. Er nimmt eine Schmerztablette, stellt sich ans Fenster und lässt den Blick über die düstere Fassade mit ihren Hunderten von Fenstern schweifen. Der Himmel ist grau, und die Fenster sind noch ausnahmslos dunkel. Erik lehnt sich vor, spürt das kühle Glas an seiner Nasenspitze und stellt sich vor, dass er in diesem Moment gleichzeitig durch all diese Fenster sich selbst anstarrt.
    Er legt das Handy auf den Schreibtisch und zieht sich aus. Die kleine Dusche riecht nach Plastik und Desinfektionsmitteln. Das heiße Wasser fließt über Kopf und Hals und klatscht gegen die Plexiglaswand.
    Nachdem er sich abgetrocknet hat, wischt

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