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Der Hypnotiseur - Kepler, L: Hypnotiseur - Hypnotisören

Titel: Der Hypnotiseur - Kepler, L: Hypnotiseur - Hypnotisören Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Kepler
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abwärts, das Licht flackert, die Stahlseile über ihm jammern. Kennet durchsucht das Portemonnaie des Jungen: fast tausend Kronen, die Bonuskarte einer Videothek, ein Schülerticket für den Bus und eine zerknitterte blaue Visitenkarte mit der Aufschrift: Das Meer, Louddsvägen 18 .

30.
     
    Sonntagnachmittag, der dreizehnte Dezember,
Luciafest
     
     
     
     
    Auf das Dach der Würstchenbude hat man eine riesige Brühwurst mit fröhlich grinsendem Mund installiert, die sich mit der einen Hand mit Ketchup begießt und sich mit der anderen mit erhobenem Daumen anpreist. Erik bestellt einen Hamburger mit Pommes frites, setzt sich auf einen der Barhocker an der schmalen Ablagefläche am Fenster und sieht durch die beschlagene Scheibe hinaus. Auf der anderen Straßenseite liegt das Ladenlokal eines Schlüsseldienstes. Das Schaufenster ist für die Weihnachtszeit mit kniehohen Weihnachtswichteln an diversen Safes, Schlössern und Schlüsseln dekoriert.
    Erik öffnet eine Dose Mineralwasser, trinkt einen Schluck und ruft zu Hause an. Er hört seine eigene Stimme auf dem Anrufbeantworter, die ihn auffordert, eine Nachricht zu hinterlassen. Er trennt die Verbindung und ruft stattdessen Simones Handy an. Sie meldet sich nicht, und nach dem Piepton der Mailbox sagt er:
    »Hallo Simone … Ich wollte dir nur sagen, dass du Polizeischutz akzeptieren solltest, denn Josef Ek scheint wirklich sehr wütend auf mich zu sein … Das war alles.«
    Als er einen Bissen von seinem Hamburger isst, rebelliert sein leerer Magen. Müdigkeit droht ihn zu übermannen. Er spießt die stark frittierten Pommes auf seine Plastikgabel und denkt an Joona Linnas Gesicht nach der Lektüre von Josefs Brief. Als hätte es einen Temperatursturz gegeben. Seine hellgrauen Augen wurden zu Eis, aber gleichzeitig schärfte sich sein Blick.
    Joona hat ihn vor vier Stunden angerufen und ihm mitgeteilt, dass Josef ihnen erneut entwischt ist. Er hatte sich zwar in dem Keller aufgehalten, konnte aber fliehen. Nichts deutet darauf hin, dass Benjamin auch dort gewesen ist. Im Gegenteil, die vorläufigen Ergebnisse der DNA -Untersuchungen zeigen, dass Josef sich in dem Raum die ganze Zeit allein aufgehalten hat.
    Erik versucht, sich an Evelyns Gesicht und ihre genauen Worte zu erinnern, als ihr schlagartig klar wurde, dass Josef in sein Elternhaus zurückgekehrt war. Er denkt nicht, dass Evelyn ihnen absichtlich nichts von dem geheimen Raum erzählt hat. Sie hat einfach nicht daran gedacht. Erst als ihr klar wurde, dass Josef zurückgekehrt war und sich im Haus versteckt hielt, fiel ihr das verborgene Zimmer wieder ein.
    Josef Ek will mir etwas antun, denkt Erik. Er ist eifersüchtig und hasst mich, er bildet sich ein, dass Evelyn und ich eine sexuelle Beziehung haben, und ist darauf fixiert, sich an mir zu rächen. Aber er weiß nicht, wo ich wohne. In seinem Brief verlangt er von Evelyn, es ihm zu erzählen. Du wirst mir zeigen, wo er wohnt , hatte er geschrieben.
    »Er weiß nicht, wo ich wohne«, flüstert Erik. »Wenn Josef nicht weiß, wo ich wohne, kann er auch nicht bei uns eingedrungen sein und Benjamin verschleppt haben.«
    Erik verspeist seinen Hamburger, wischt sich die Hände an der Serviette ab und versucht noch einmal, Simone zu erreichen. Sie muss erfahren, dass Josef Ek nicht Benjamins Entführer ist. Flüchtig regt sich Erleichterung in ihm, obwohl er wieder von vorn anfangen, alles noch einmal neu durchdenken muss. Erik zieht einen Zettel heraus, schreibt Aida darauf, überlegt es sich jedoch wieder anders und zerknüllt ihn. Simone muss sich einfach an mehr erinnern, sagt er sich, irgendetwas muss sie doch gesehen haben.
    Joona Linna hat sie vernommen, aber ihr ist nichts Neues eingefallen. Sie haben sich viel zu sehr auf Josef konzentriert, auf das zufällige Zusammentreffen seiner Flucht mit Benjamins Entführung. Jetzt findet er das fast schon wieder komisch. Das passte doch einfach nicht, das hat er die ganze Zeit gesagt. Als das erste Mal jemand bei ihnen eindrang, war Josef noch gar nicht geflohen. Er ist ein Serienmörder, er ist auf den Geschmack gekommen. Jemanden zu entführen, passt nicht in Josefs Verhaltensmuster. Evelyn ist die Einzige, die er entführen will, er ist auf sie fixiert, bei allem, was er tut, ist sie seine Motivation.
    Das Handy klingelt, und er legt den Hamburger weg, wischt sich noch einmal die Hände ab und meldet sich, ohne auf das Display zu schauen.
    »Erik Maria Bark.«
    Es knistert und dröhnt

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