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Der Hypnotiseur - Kepler, L: Hypnotiseur - Hypnotisören

Titel: Der Hypnotiseur - Kepler, L: Hypnotiseur - Hypnotisören Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Kepler
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gleichzeitig dumpf.
    »Hallo?«, sagt Erik mit erhobener Stimme.
    Plötzlich hört er eine schwache Stimme.
    »Papa?«
    Es zischt, als der Frittierkorb ins heiße Öl gesenkt wird.
    »Benjamin?«
    Ein Hamburger wird auf dem Brattisch gewendet. Es kracht im Telefon.
    »Warte, ich höre dich nicht.«
    Erik drängelt sich an neuen Gästen vorbei auf den Parkplatz hinaus. Schnee wirbelt um die gelbe Straßenbeleuchtung.
    »Benjamin!«
    »Hörst du mich?«, fragt Benjamin und klingt ganz nah.
    »Wo bist du? Sag mir, wo du bist!«
    »Ich weiß es nicht, Papa, ich kapiere gar nichts, ich liege in einem Auto, das immer weiter fährt …«
    »Wer hat dich entführt?«
    »Ich bin hier aufgewacht, ich habe nichts gesehen, ich habe Durst …«
    »Bist du verletzt?«
    »Papa«, sagt Eriks Sohn weinend.
    »Ich bin hier, Benjamin.«
    »Was passiert hier?«
    Er klingt ängstlich und klein.
    »Ich werde dich finden«, sagt Erik. »Weißt du, wohin du fährst?«
    »Als ich aufgewacht bin, habe ich ganz dumpf eine Stimme gehört. Wie war das noch? Es war irgendetwas mit … mit einem Haus, glaube ich …«
    »Sag mir mehr! Was denn für ein Haus?«
    »Nein, kein Haus … ein verwunschenes Schloss.«
    »Und wo?«
    »Jetzt halten wir, Papa, das Auto hat angehalten, ich höre Schritte«, sagt Benjamin mit panischer Angst in der Stimme. »Ich kann nicht mehr reden.«
    Man hört seltsame wühlende Geräusche, es knackt, und als Nächstes ertönt Benjamins Schrei, seine Stimme ist gehetzt und gellend, er klingt furchtbar ängstlich:
    »Lass mich, ich will nicht, bitte, ich verspreche …«
    Es wird still, die Leitung ist unterbrochen.
    Trockene Schneeflocken wirbeln über den Parkplatz vor der Würstchenbude. Erik sieht das Handy an, traut sich aber nicht, es zu benutzen, will nicht riskieren, einen neuen Anruf von Benjamin zu blockieren. Er wartet vor dem Auto und hofft, dass Benjamin ihn noch einmal anruft. Er versucht, sich das Gespräch zu vergegenwärtigen, verliert aber immer wieder den Faden. Benjamins Angst hallt mit schnellen Stößen durch seinen Kopf. Er erkennt, dass er Simone Bescheid sagen muss.
    Ein Band aus roten Rücklichtern schlängelt sich gen Norden und teilt sich wie die Zunge einer Schlange nach rechts Richtung Universität und E 18 und nach links Richtung Karolinska-Krankenhaus und E 4 . Tausende Autos in einem langsam fließenden Verkehr. Erik weiß, dass er Handschuhe und Mütze neben dem Hamburger liegen gelassen hat, aber das ist ihm egal.
    Als er sich ins Auto setzt, zittern seine Hände so, dass er den Schlüssel nicht ins Zündschloss bekommt. Er muss beide Hände zu Hilfe nehmen. Als er in der Dunkelheit zurücksetzt und auf den Valhallavägen biegt, schimmert die Fahrbahn grau und feucht vom nassen Schnee. Erik parkt auf der Döbelnsgatan, geht mit großen Schritten die Luntmakargatan hinab, fühlte sich seltsam fremd, als er durch den Hauseingang tritt und die Treppen hinaufsteigt. Er klingelt an der Tür, wartet, hört Schritte und das leise klickende Geräusch des Metalldeckels, der vom Spion weggeschoben wird. Er hört, wie die Tür von innen aufgeschlossen wird. Im nächsten Moment öffnet Erik die Tür und betritt den dunklen Flur. Simone ist ein Stück zurückgewichen und hat die Arme vor der Brust verschränkt. Sie trägt eine Jeans und den blauen Strickpullover und sieht sehr verbissen aus.
    »Du gehst nicht ans Telefon«, sagt Erik.
    »Ich habe gesehen, dass du angerufen hast«, erwidert sie gedämpft. »War es wichtig?«
    »Ja.«
    In ihr Gesicht tritt all die Sorge und Furcht, die sie krampfhaft zu verbergen versucht hat. Sie hält eine Hand vor den Mund und starrt ihn an.
    »Benjamin hat mich vor einer halben Stunde angerufen.«
    »Oh, mein Gott …«
    Simone kommt näher.
    »Wo ist er?«, fragt sie mit erhobener Stimme.
    »Ich weiß es nicht, er wusste es selbst nicht, er wusste nichts …«
    »Aber was hat er denn gesagt?«
    »Dass er in einem Auto liegt.«
    »Ist er verletzt?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Aber was …«
    »Warte«, unterbricht Erik sie. »Ich muss erst telefonieren, vielleicht kann man das Gespräch zurückverfolgen.«
    »Wen willst du anrufen?«
    »Die Polizei«, antwortet er. »Ich habe einen Ansprechpartner, der …«
    »Ich rede mit meinem Vater – das geht schneller«, unterbricht Simone ihn.
    Sie nimmt das Telefon, und er setzt sich im Dunkeln auf das flache Bänkchen und spürt, wie sich sein Gesicht in der Wärme erhitzt hat.
    »Hast du

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