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Der Idiot

Der Idiot

Titel: Der Idiot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor Michailowitsch Dostojewski
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über die geschäftliche Seite der
Angelegenheit Mitteilungen. Er habe, sagte er, im Interesse des Fürsten
zwei sehr verläßliche und in ihrer Art einflußreiche Moskauer Herren
beauftragt, ihn und besonders seinen Ratgeber Salaskin zu überwachen.
Alles, was über die Erbschaft gesagt sei, das heißt die Tatsache, daß
dem Fürsten eine Erbschaft zugefallen sei, habe sich als richtig
erwiesen; aber die Erbschaft selbst stelle sich schließlich nicht als
so bedeutend heraus, wie es anfangs verlautet habe. Das Vermögen stecke
zur einen Hälfte in verwickelten Unternehmungen; es seien Schulden
vorhanden; auch träten Prätendenten auf, und der Fürst verfahre trotz
aller Ratschläge auf eine sehr wenig geschäftsmäßige Weise. Er, der
General, wünsche ihm natürlich von ganzem Herzen alles Gute (jetzt, wo
das Eis gebrochen war, konnte er das sagen); denn der junge Mann
verdiene es, wenn er auch ein bißchen soso sei. Aber er mache doch dort
arge Dummheiten: es hätten sich zum Beispiel Gläubiger des verstorbenen
Kaufmanns mit anfechtbaren oder geradezu wertlosen Urkunden über ihre
Ansprüche gemeldet, und andere, die von dem Fürsten Witterung bekommen
hätten, ganz ohne solche Urkunden; und was habe der Fürst getan? Er
habe sie fast alle befriedigt, obwohl ihm seine Freunde vorgestellt
hätten, daß alle diese sauberen Patrone von Gläubigern jedes
Rechtsanspruches ermangelten; aber er habe sie doch befriedigt, einzig
deshalb, weil sich herausgestellt habe, daß einige von ihnen
tatsächlich Schaden erlitten hätten.
    Die Generalin erwiderte darauf, daß auch die Fürstin Bjelokonskaja
an sie in demselben Sinn geschrieben habe, und daß dieses Verfahren
dumm, sehr dumm sei.
    »Dummheit ist nicht heilbar«, fügte sie in scharfem Ton hinzu; aber
man konnte es ihr am Gesicht ansehen, wie sehr sie sich doch innerlich
über diese Handlungsweise des »Dummrians« freute. Aus allem merkte der
General schließlich, daß seine Gemahlin an dem Fürsten wie an einem
leiblichen Sohn Anteil nahm und sich gegen Aglaja außerordentlich
zärtlich benahm; als Iwan Fjodorowitsch das wahrgenommen hatte, nahm er
für einige Zeit eine sehr geschäftsmäßige Haltung an.
    Aber diese ganze angenehme Stimmung dauerte nicht lange. Kaum waren
zwei Wochen vergangen, da trat auf einmal ein Umschlag ein; die
Generalin machte wieder ein finsteres Gesicht, und der General fügte
sich, nachdem er einige Male die Achseln gezuckt hatte, wieder in »das
Eis des Schweigens«. Die Sache war die: vierzehn Tage vorher hatte er
eine zwar kurze und daher nicht ganz klare, aber doch zuverlässige
Nachricht folgenden Inhalts erhalten: Nastasja Filippowna, die zuerst
in Moskau verschwunden und dann in Moskau selbst von Rogoschin
aufgefunden, dann wieder irgendwohin verschwunden und wieder von ihm
aufgefunden sei, habe ihm endlich so gut wie bestimmt versprochen, ihn
zu heiraten. Und nun, nur vierzehn Tage später, erhielt Seine Exzellenz
plötzlich eine andere Nachricht: Nastasja Filippowna sei zum
drittenmal, fast vom Traualtar, davongelaufen und diesmal irgendwo in
der Provinz untergetaucht, und dabei sei gleichzeitig auch Fürst
Myschkin aus Moskau verschwunden, nachdem er alle seine Angelegenheiten
der Fürsorge Salaskins anvertraut habe. »Ob er mit ihr zusammen
davongegangen oder ihr nur nachgelaufen ist, weiß man nicht; aber eins
von bei den wird wohl der Fall sein«, schloß der General. Lisaweta
Prokofjewna hatte ihrerseits ebenfalls unangenehme Nachrichten
erhalten. Das Ende vom Lied war, daß zwei Monate nach der Abreise des
Fürsten fast alle Gerüchte über ihn in Petersburg endgültig verstummt
waren und im Jepantschinschen Haus »das Eis des Schweigens« nicht mehr
gebrochen wurde. Warwara Ardalionowna setzte übrigens ihre Besuche bei
den jungen Damen dennoch fort.
    Um nun mit all diesen Gerüchten und Nachrichten abzuschließen, fügen
wir hinzu, daß bei Jepantschins zu Beginn dieses Frühjahrs sehr viele
Umwälzungen vor sich gingen, so daß es leicht war, den Fürsten zu
vergessen, der selbst nichts von sich hören ließ und vielleicht auch
nichts von sich hören lassen wollte. Im Laufe des Winters war man
allmählich zu dem Entschluß gelangt, im Sommer ins Ausland zu gehen,
das heißt Lisaweta Prokofjewna und die Töchter sollten hinreisen; der
General selbst konnte seine Zeit natürlich nicht zu »bloßen
Zerstreuungen« vergeuden. Der Entschluß war auf die dringenden und
beharrlichen Bitten der Töchter hin gefaßt worden,

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