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Der Idiot

Titel: Der Idiot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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sie finden darin ihren Beruf und häufig auch ihr Vergnügen. Sie stellten die Sache folgendermaßen dar. Ein junger Mensch aus guter Familie, ein Fürst, beinah reich zu nennen, ein Dummkopf, aber ein Demokrat und in den modernen Nihilismus, wie ihn Herr Turgenjew geschildert habe, vernarrt, kaum des Russischen mächtig, habe sich in eine Tochter des Generals Jepantschin verliebt und in der Familie als Bräutigam Aufnahme gefunden. Aber dann habe er es ähnlich gemacht wie jener französische Seminarist, von dem soeben ein Geschichtchen durch die Zeitungen gegangen sei, der sich absichtlich habe zum Geistlichen weihen lassen, nachdem er selbst um diese Weihen gebeten und alle Zeremonien, alle Kniebeugungen, Küsse, Gelöbnisse und so weiter ausgeführt habe, um gleich am folgenden Tag seinem Bischof öffentlich in einem Brief zu erklären, daß er, da er nicht an Gott glaube, es für ehrlos halte, das Volk zu täuschen und sich von ihm ohne Gegenleistung ernähren zu lassen, und daher die am vorhergehenden Tag ihm verliehene Würde wieder niederlege und seinen Brief in fortschrittlichen Zeitungen abdrucken lasse. Ähnlich diesem Atheisten habe auch der Fürst in seiner Weise ein falsches Spiel getrieben. Sie erzählten, er habe absichtlich eine bei den Eltern seiner Braut stattfindende solenne Abendgesellschaft abgewartet, auf der er sehr vielen hervorragenden Persönlichkeiten habe vorgestellt werden sollen, um laut und in Gegenwart aller seine Anschauungsweise darzulegen, hochachtbare Würdenträger zu beschimpfen, sich von seiner Braut öffentlich und in beleidigender Form loszusagen und im Handgemenge mit den ihn hinausbringenden Dienern eine schöne chinesische Vase zu zerschlagen. Um die modernen Sitten zu charakterisieren, fügten sie noch hinzu, der unvernünftige junge Mann habe seine Braut, die Generalstochter, wirklich geliebt, sich aber von ihr einzig und allein aus Nihilismus und wegen des zu erwartenden Skandals losgesagt, um sich nicht das Vergnügen zu versagen, vor den Augen der ganzen Welt eine Gefallene zu heiraten und dadurch zu beweisen, daß es in seiner Ideenwelt weder gefallene noch tugendhafte Frauen gebe, sondern nur einzig und allein die freie Frau, und daß er jene altmodische, in der Gesellschaft hergebrachte Unterscheidung nicht anerkenne, sondern ausschließlich die Frauenfrage auf den Schild erhebe. Ja, die gefallene Frau stehe in seinen Augen sogar noch etwas höher als die nicht gefallene. Diese Darstellung erschien sehr glaublich und wurde von der Mehrzahl der Sommerfrischler akzeptiert, um so mehr, da sie durch die Ereignisse, die nun jeder weitere Tag brachte, ihre Bestätigung fand. Allerdings blieb eine Menge von Dingen unaufgeklärt: es wurde erzählt, das arme Mädchen habe ihren Bräutigam (oder nach anderen: ihren Verführer) so innig geliebt, daß sie gleich am nächsten Tag, nachdem er sich von ihr losgesagt habe, zu ihm hingelaufen sei, als er sich gerade bei seiner Geliebten befunden habe; andere behaupteten dagegen, er selbst habe sie absichtlich zu seiner Geliebten hingelockt, lediglich aus Nihilismus, um sie zu beschimpfen und zu beleidigen. Wie dem nun auch sein mochte, das Interesse an diesem Ereignis wuchs von Tag zu Tag, um so mehr, da nicht der geringste Zweifel daran blieb, daß die skandalöse Hochzeit wirklich stattfinden werde.
    Und wenn uns nun jemand eine Erklärung abverlangte, nicht hinsichtlich der nihilistischen Färbung, die man dem Ereignis verliehen hatte, o nein, sondern nur darüber, inwieweit die in Aussicht genommene Hochzeit den wirklichen Wünschen des Fürsten entsprochen habe, worin eigentlich in diesem Augenblick seine Wünsche bestanden hätten, wie eigentlich der Seelenzustand unseres Helden im vorliegenden Zeitpunkt zu charakterisieren sei, und über andere Punkte dieser Art: dann müßten wir bekennen, daß wir uns in großer Verlegenheit befinden, was wir darauf antworten sollen. Wir wissen nur das eine, daß die Hochzeit wirklich angesetzt wurde, und daß der Fürst selbst Lebedjew, Keller und einem Bekannten Lebedjews, den letzterer ihm bei diesem Anlaß vorstellte, Vollmacht gab, alle dazu erforderlichen Besorgungen, sowohl kirchlicher als auch wirtschaftlicher Art, zu erledigen; daß sie angewiesen wurden, das Geld dabei nicht zu sparen; daß Nastasja Filippowna zur Hochzeit drängte und sie zu beschleunigen wünschte; daß zum Bräutigamsmarschall des Fürsten Keller auf seine eigene dringende Bitte ernannt wurde und zu Nastasja

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