Der Idiot
Filippownas Brautmarschall Burdowski, der dieses Amt mit Begeisterung übernahm, und daß der Hochzeitstag auf Anfang Juli festgesetzt wurde. Aber außer diesen durchaus sicheren Details sind uns noch einige Tatsachen bekannt, die uns entschieden wieder irremachen, nämlich deswegen, weil sie den vorhergehenden widersprechen. Wir hegen zum Beispiel starken Verdacht, daß der Fürst, nachdem er Lebedjew und die andern mit der Erledigung aller Geschäfte betraut hatte, gleich am selben Tag die erfolgte Ernennung eines Zeremonienmeisters und der beiden Marschälle und das Bevorstehen der Hochzeit fast ganz vergaß, und daß, wenn er die Sache durch Überlassung der Mühwaltung an andere möglichst schnell ordnete, er es einzig und allein in der Absicht tat, nun selbst nicht mehr daran denken zu müssen und dies alles vielleicht sogar so schnell wie möglich ganz zu vergessen. Woran dachte er aber in diesem Fall selbst, woran wollte er sich erinnern, und wonach strebte er? Es ist auch nicht zu bezweifeln, daß hierbei keinerlei Zwang gegen ihn ausgeübt wurde, etwa von seiten Nastasja Filippownas. Nastasja Filippowna hatte allerdings den dringenden Wunsch, daß die Hochzeit möglichst bald stattfinden möchte, und der Plan mit der Hochzeit ging auf sie zurück und ganz und gar nicht auf den Fürsten; aber der Fürst hatte doch aus freien Stücken eingewilligt, freilich in etwas zerstreuter Art, und wie wenn man von ihm etwas ganz Alltägliches verlangte. Solcher merkwürdigen Tatsachen liegen uns sehr viele vor; aber weit entfernt, zur Aufhellung zu dienen, verdunkeln sie vielmehr unserer Ansicht nach die Erklärung des Hergangs, auch wenn wir ihrer noch so viele beibringen würden; aber doch wollen wir noch ein Beispiel hierhersetzen.
So ist es uns genau bekannt, daß während dieser beiden Wochen der Fürst ganze Tage und Abende mit Nastasja Filippowna zusammen verbrachte; daß sie ihn zum Spaziergang und zu den Konzerten mitnahm; daß er täglich mit ihr in der Equipage ausfuhr; daß er anfing, sich um sie zu beunruhigen, wenn er sie nur eine Stunde lang nicht gesehen hatte (er liebte sie also nach allen Anzeichen aufrichtig); daß er mit einem stillen, sanften Lächeln stundenlang, fast ohne selbst ein Wort zu sagen, zuhörte, ganz gleich worüber sie zu ihm redete. Aber wir wissen auch, daß er in diesen selben Tagen mehrmals, ja sogar recht oft, zu Jepantschins ging, ohne dies vor Nastasja Filippowna geheimzuhalten, worüber diese beinah in Verzweiflung geriet. Wir wissen, daß er bei Jepantschins, solange sie noch in Pawlowsk blieben, nicht empfangen und eine Unterredung mit Aglaja Iwanowna ihm beständig verweigert wurde; daß er, ohne ein Wort zu sagen, wegging, aber gleich am nächsten Tag wieder hinkam, wie wenn er die vorhergehende Abweisung ganz vergessen hätte, und selbstverständlich eine neue Abweisung erfuhr. Es ist uns auch bekannt, daß, nachdem Aglaja Iwanowna von Nastasja Filippowna weggelaufen war, der Fürst eine Stunde darauf, vielleicht sogar noch etwas früher, bei Jepantschins war, natürlich in der Überzeugung, Aglaja dort vorzufinden, und daß sein Erscheinen damals in der Familie Jepantschin die größte Bestürzung und Angst hervorrief, weil Aglaja noch nicht nach Hause zurückgekehrt war und sie von ihm zum erstenmal hörten, daß sie mit ihm zu Nastasja Filippowna gegangen sei. Man erzählte, Lisaweta Prokofjewna, die Töchter und sogar Fürst Schtsch. hätten damals dem Fürsten sehr harte, strenge Worte zu hören gegeben und ihm gleich damals in scharfen Ausdrücken alle Bekanntschaft und Freundschaft aufgekündigt, namentlich da Warwara Ardalionowna auf einmal zu Lisaweta Prokofjewna gekommen sei mit der Mitteilung, Aglaja Iwanowna befinde sich schon seit einer Stunde bei ihr zu Hause, und zwar in schrecklichem Zustand, und scheine nicht wieder nach Hause zurückkehren zu wollen. Diese Nachricht erschreckte Lisaweta Prokofjewna am allermeisten, und sie war vollkommen zutreffend; denn als Aglaja von Nastasja Filippowna herauskam, wäre sie tatsächlich lieber gestorben, als daß sie sich ihren Angehörigen gezeigt hätte, und war darum zu Nina Alexandrowna hingestürzt. Warwara Ardalionowna aber war ihrerseits sofort der Ansicht gewesen, Lisaweta Prokofjewna müsse unverzüglich von alledem in Kenntnis gesetzt werden. So eilten denn die Mutter und die Töchter alle zusammen sofort zu Nina Alexandrowna hin, und ihnen folgte das Oberhaupt der Familie, Iwan Fjodorowitsch, selbst, der
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