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Der Idiot

Der Idiot

Titel: Der Idiot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor M. Dostojewskij
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war die: vierzehn Tage vorher hatte er unterderhand eine zwar kurze und daher nicht ganz klare, aber doch zuverlässige Nachricht folgenden Inhalts erhalten: Nastasja Filippowna, die zuerst in Moskau verschwunden und dann in Moskau selbst von Rogoshin aufgefunden, dann wieder irgendwohin verschwunden und wieder von ihm aufgefunden sei, habe ihm endlich so gut wie fest versprochen, ihn zu heiraten. Und nun, nur vierzehn Tage später, erhielt Seine Exzellenz plötzlich eine andere Nachricht: Nastasja Filippowna sei zum drittenmal, fast vom Traualtar, davongelaufen und diesmal irgendwo in der Provinz untergetaucht, und gleichzeitig sei auch Fürst Myschkin aus Moskau verschwunden, nachdem er alle seine Angelegenheiten der Fürsorge Salaskins anvertraut habe. »Ob er mit ihr zusammen davongegangen oder ihr nur nachgelaufen ist, weiß man nicht; aber eins von beiden wird wohl der Fall sein«, schloß der General. Lisaweta Prokofjewna hatte ihrerseits ebenfalls unangenehme Nachrichten erhalten. Das Ende vom Lied war, daß zwei Monate nach der Abreise des Fürsten fast alle Gerüchte über ihn in Petersburg endgültig verstummt waren und im Jepantschinschen Hause »das Eis des Schweigens« nicht mehr gebrochen wurde. Warwara Ardalionowna setzte übrigens ihre Besuche bei den jungen Damen dennoch fort. Um nun mit all diesen Gerüchten und Nachrichten abzuschließen, fügen wir hinzu, daß bei Jepantschins zu Beginn dieses Frühjahrs sehr viele Umwälzungen vor sich gingen, so daß es leicht war, den Fürsten zu vergessen, der selbst nichts von sich hören ließ und vielleicht auch nichts von sich hören lassen wollte. Im Laufe des Winters war man allmählich zu dem Entschluß gelangt, im Sommer ins Ausland zu reisen, das heißt Lisaweta Prokofjewna und die Töchter sollten hinreisen; der General selbst konnte seine Zeit natürlich nicht zu »bloßen Zerstreuungen« vergeuden. Der Entschluß war auf die dringenden und beharrlichen Bitten der Töchter hin gefaßt worden, welche vollständig davon überzeugt waren, man wolle sie lediglich deswegen nicht ins Ausland bringen, weil die Eltern unaufhörlich mit der Sorge, sie zu verheiraten und Freier für sie zu suchen, beschäftigt seien. Vielleicht waren auch die Eltern schließlich zu der Überzeugung gelangt, daß auch im Auslande Bewerber zu finden seien und daß eine Reise, die nur einen Sommer dauere, nichts verderbe, sondern am Ende sogar noch »förderlich sein« könne. An dieser Stelle scheint es angemessen, zu erwähnen, daß man von der früher in Aussicht genommenen Eheschließung zwischen Afanassij Iwanowitsch Tozkij und der ältesten Jepantschina vollständig abgekommen und ein formeller Antrag von seiner Seite nicht erfolgt war. Das hatte sich ganz von selbst so gemacht, ohne vieles Reden und ohne allen Kampf in der Familie. Seit der Abreise des Fürsten war von beiden Seiten alles auf einmal still darum geworden. Auch dieser Umstand trug mit zu der gedrückten Stimmung bei, die damals in der Familie Jepantschin herrschte, obwohl die Generalin sich dahin äußerte, sie sei jetzt so froh, daß sie sich mit beiden Händen bekreuzigen möchte. Obgleich der General in Ungnade war und fühlte, daß er das selbst verschuldet hatte, schmollte er doch längere Zeit; es tat ihm leid, daß Afanassij Iwanowitsch nicht sein Schwiegersohn wurde: »Ein solches Vermögen und ein so gewandter Mensch!« Nicht lange darauf erfuhr der General, daß Afanassij Iwanowitsch sich von einer zugereisten Französin habe fesseln lassen, die zur höheren Gesellschaft gehöre, Marquise und Legitimistin sei, daß die Eheschließung bevorstehe und daß sie ihren Gemahl dann nach Paris und später irgendwohin in die Bretagne entführen werde. »Na, mit der Französin wird er zugrunde gehen«, entschied der General.
    Also die Jepantschins machten sich bereit, zu Beginn des Sommers wegzureisen. Da trat plötzlich ein Ereignis ein, das von neuem alle Pläne umstieß, und die Reise wurde zur größten Freude des Generals und der Generalin wieder aufgeschoben. Es kam aus Moskau nach Petersburg ein Fürst, ein Fürst Schtsch., übrigens eine sehr bekannte Persönlichkeit, und zwar bekannt von der allerbesten Seite. Er war einer jener ehrenhaften, bescheidenen, tatfreudigen Männer, wie sie in der letzten Zeit häufiger geworden waren, jener Männer, die aufrichtig und bewußt das Nützliche erstreben, immer arbeiten und sich durch die seltene, glückliche Gabe auszeichnen, immer Arbeit für sich zu

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