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Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Titel: Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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so kräftig war wie das eines jungen Bullen. Die Ärzte erklärten ihm, seine
sporadischen Anfälle von Unwohlsein würden zweifellos durch eine von zu großem Streß herrührende periodische Übersäuerung hervorgerufen. Von diesem Tag an hatte er immer und überall eine Flasche der beruhigenden weißen Flüssigkeit in Reichweite – in Schlafzimmern, Büros, Autos und Aktenmappen. Streß gehörte zu seinem Leben.
    Die Diagnose der Ärzte war so zutreffend gewesen, daß er im Lauf der Zeit auf eine oder zwei Stunden genau vorhersagen konnte, wann der nächste Anfall kam. Seinerzeit in der Wall Street kamen und gingen die Anfälle mit dem Fallen oder Steigen der Börsenkurse oder wenn er sich mit seinen Vorgesetzten stritt, die ihn ständig in seinem ehrgeizigen Streben nach Reichtum und Karriere zu behindern versuchten. Lauter Scheißkerle, dachte Dennison. Hochgestochene Bürschchen aus hochgestochenen Studentenverbindungen, Mitglieder hochgestochener Clubs, die ihn nicht einmal zur Kenntnis genommen, geschweige denn seine Mitgliedschaft in Erwägung gezogen hätten. Na wenn schon, sollten sie ihn doch mal... Dieselben Clubs nahmen heute Juden und Nigger und sogar Puertoricaner auf. Sie brauchten nur wie schwule Schauspieler zu reden und ihre Kleidung bei Paul Stuart oder einem französischen Homo zu kaufen. Tja, und dann hatte er ihnen eins gehustet. Er hatte sie fertiggemacht. Er hatte die Reflexe eines Straßenhändlers und hatte sie so in die Ecke getrieben, so viel verdient, daß die Firma ihn zum Präsidenten machen mußte, sonst wäre er ausgestiegen und hätte seine Millionen mitgenommen. Und er hatte die Gesellschaft auf Vordermann gebracht, bis sie die schärfste und aggressivste Firma weit und breit war. Er hatte tüchtig ausgeholzt, alle toten Zweige entfernt und sich dieses idiotische Korps sogenannter Praktikanten vom Hals geschafft, das nur Geld fraß und die Zeit anderer vergeudete. Er hatte zwei Maximen, die zu den geheiligten Geboten der Firma wurden. Die erste lautete: Übertriff die Zahlen des vergangenen Jahres, oder mach, daß du hier rauskommst . Und die zweite, ebenso wirkungsvolle: Bei uns werden Sie nicht ausgebildet, Sie kommen ausgebildet zu uns.
    Herbert Dennison war es seit jeher scheißegal, ob man ihn mochte oder nicht; die Theorie, daß der Zweck die Mittel heilige, paßte ausgezeichnet in sein Konzept. Er hatte in Korea gelernt, daß allzu nachsichtige Offiziere oft mit GI-Särgen belohnt wurden, weil sie es im Feld an strenger Disziplin und noch strengerer
Autorität fehlen ließen. Er hatte gewußt, daß seine Leute ihn so haßten, daß er stets auf der Hut sein mußte, nicht von einer US-Kugel in den Rücken getroffen zu werden, und ungeachtet der Verluste war er überzeugt, daß sie viel größer gewesen wären, hätte einer von diesen Weichlingen das Kommando gehabt.
    Wie die weinerlichen Typen in Wall Street: »Wir wollen Vertrauen schaffen, Herbert, Kontinuität...« Oder: »Der junge Mann von heute ist der leitende Angestellte von morgen – sofern er loyal ist.« Quatsch! Weder mit Vertrauen noch mit Kontinuität noch mit Loyalität machte man Profite. Profite erzielte man, indem man für andere Leute Geld machte, das waren das Vertrauen, die Kontinuität und die Loyalität, die sie suchten. Und er hatte recht gehabt, die Liste seiner Klienten war immer länger geworden, bis die Computer fast platzten; er hatte talentierte junge Leute von anderen Firmen abgeworben und ihnen verdammt genau auf die Finger gesehen, damit sie auch die Leistung erbrachten, die er von ihnen erwartete und teuer bezahlt hatte.
    Klar, er war hart, vielleicht sogar skrupellos, wie man es ihm schon oft mündlich und in der Presse vorgeworfen hatte, und ja, er hatte auf seinem Weg ein paar gute Leute eingebüßt, die Hauptsache jedoch war, daß er so gut wie immer recht hatte. Das hatte er in seiner Militärzeit und im Zivilleben bewiesen – und doch hatten die Kotzbrocken ihn schließlich kaltgestellt. In Korea hatte ihm sein Regimentskommandeur gewissermaßen fest versprochen, daß er als Oberst entlassen werden würde; es kam nie soweit. In New York war es, wenn möglich, noch schlimmer. Sein Name wurde schon als der des neuen Mitglieds des Verwaltungsrats von Wellington-Midlandic Industries gehandelt, dem Konzern, der in der internationalen Finanzwelt das größte Prestige hatte. Es wurde nie etwas daraus. In beiden Fällen hatten ihn die alten Schulkrawatten-Verbindungen ausgeschaltet. Also nahm

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