Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan
verschwanden.
»Ja?«
»Der Abgeordnete Kendrick ist am Osttor eingetroffen, Sir. Im Moment wird er durchsucht...«
»Was wird er?«
»Auf Waffen und Sprengstoff durchsucht...«
»Herrgott, ich hab’ doch nie gesagt, daß er ein Terrorist ist! Er kommt in einem Wagen der Regierung mit zwei Geheimdienstleuten.«
»Aber, Sir, wir haben deutliche Anzeichen von Besorgnis und Mißvergnügen an Ihnen bemerkt.«
»Schickt ihn auf der Stelle herauf!«
»Wir müssen ihm Zeit lassen, sich wieder anzuziehen, Sir.«
»Scheiße!«
Sechs Minuten später wurde Kendrick, der innerlich kochte, von einer kleinlauten Sekretärin hereingeführt. Er bedankte sich nicht bei ihr, seine Miene sagte vielmehr: Machen Sie, daß Sie rauskommen, meine Dame, diesen Mann möchte ich mir allein vorknöpfen! Sie verzog sich rasch, und der Stabschef kam, die Hand ausstreckend, auf Kendrick zu. Kendrick ignorierte sie. »Ich habe schon von euren Späßchen und Spielchen hier gehört, Dennison«, sagte er leise, eiskalt und monoton. »Doch wenn Sie sich herausnehmen, ein Mitglied des Repräsentantenhauses zu durchsuchen, das auf Ihre Einladung herkommt – denn eine Einladung sollte es doch wohl sein, nicht wahr, Sie Armleuchter? Sie haben mir nichts zu befehlen – Sie sind zu weit gegangen!«
»Meine Anweisungen wurden völlig mißverstanden, Herr Abgeordneter. Mein Gott, wie können Sie etwas anderes auch nur denken?«
»Bei Ihnen macht mir das keine Schwierigkeiten. Zu viele meiner Kollegen hatten schon Zusammenstöße mit Ihnen. Der Horrorgeschichten gibt es viele-wie die, daß Sie einem Abgeordneten aus Kansas einen Faustschlag versetzt haben, worauf er Sie allerdings zu Boden schickte, wenn ich recht unternchtet bin.«
»Das ist eine Lüge! Er hat die im Weißen Haus geltenden Vorschriften nichtbeachtet, für deren Einhaltung ich verantwortlich bin. Ich habe ihn möglicherweise angefaßt, um ihn zur Ordnung zu rufen, aber mehr auch nicht. Und da hat er mich niedergeschlagen. Ich war auf eine solche Reaktion überhaupt nicht gefaßt.«
»Also ich habe gehört, er habe Sie einen unfähigen, faulen Kunden genannt, und da seien Sie hochgegangen.«
»Dann wurde der Zwischenfall völlig entstellt kolportiert!« Dennison zuckte zusammen. Die Säure schien in ihm zu explodieren. »Hören Sie, ich entschuldige mich dafür, daß man Sie durchsucht hat – daß Sie sich ausziehen mußten...«
»Das brauchen Sie nicht. Soweit ist es nicht gekommen. Ich habe das Jackett ausgezogen, weil ich dachte, das sei Routine, doch als die Wache mir ans Hemd und an die Hose wollte, mischten meine Begleiter sich ein.«
»Warum, zum Teufel, sind Sie dann so wütend?«
»Wegen der Mentalität, die dank Ihnen hier herrscht – einer Mentalität, die so etwas möglich macht.«
»Das ist eine Unterstellung, gegen die ich mich wehren könnte, aber ich bin darüber erhaben. Wir gehen jetzt ins Oval Office, und um Himmels willen, bringen Sie den Mann nicht mit der ganzen arabischen Scheiße in Verwirrung. Vergessen Sie nicht, er weiß nicht, was passiert ist, und es würde keinem was nützen, wenn Sie ihm mit Erklärungen kämen. Ich setze ihm hinterher alles in Ruhe auseinander.«
»Woher weiß ich, daß Sie das können?«
»Was?«
»Sie haben mich gut verstanden. Woher weiß ich, daß ich mich auf Sie verlassen kann?«
»Wovon reden Sie?«
»Ich denke, Sie würden ihm nur das erklären, was Sie erklären wollen, und ihm das erzählen, was er hören will.«
»Wer, zum Teufel, sind Sie eigentlich, daß Sie glauben, so mit mir reden zu können?«
»jemand, der wahrscheinlich genauso reich ist wie Sie. Außerdem jemand, der dabei ist, den Staub dieser Stadt von den Füßen zu schütteln, wie Swann Ihnen zweifellos berichtet hat, daher bedeutet mir Ihr politischer Segen nicht das geringste-ich würde ihn ohnehin nicht akzeptieren. Wissen Sie was, Dennison? Ich glaube, Sie sind eine echte Ratte. Nicht die schnucklige Mickymaus-Variante, sondern eine richtige Ratte. Ein häßliches, im Abfall wühlendes langschwänziges Nagetier, das eine widerwärtige Krankheit verbreitet. Sie heißt Verantwortungslosigkeit.«
»Sie sind nicht gerade zimperlich mit Ihren Ausdrücken, nicht wahr, Herr Abgeordneter?«
»Das hab’ ich nicht nötig. Ich gehe.«
»Aber er geht nicht. Und ich möchte ihn stark, überzeugend. Er führt uns in ein neues Zeitalter. Wir stehen wieder stramm, und es wurde auch allmählich Zeit. Wir sagen den Scheißkerlen dieser Welt, sie
Weitere Kostenlose Bücher