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Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Titel: Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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er seine Millionen und sagte: »Ich scheiß’ auf euch alle!«
    Wieder hatte er richtig gehandelt, denn er fand einen Mann, der sein Geld und seine beträchtlichen Talente brauchte: einen Senator aus Idaho, der begonnen hatte, seine sonore, leidenschaftliche Stimme zu erheben, und Dinge verkündete, an die Herbert Dennison ebenso leidenschaftlich glaubte, und der doch
ein Politiker war, der lachen und seine wachsende Anhängerschaft zum Lachen bringen konnte, während er sie zugleich belehrte.
    Der Mann aus Idaho war groß und anziehend, mit einem Lächeln, das man seit Eisenhower und Shirley Temple nicht mehr gesehen hatte; er sprudelte von Anekdoten und Bibelversen nur so über und berief sich auf die alten sittlichen Werte wie Stärke, Mut, Eigenständigkeit und vor allem – was für Dennison besonders zählte – die Freiheit zu wählen. Herbert flog nach Washington und schloß mit dem Senator einen Pakt ab. Drei Jahre lang opferte er dieser Sache seine ganze Energie und mehrere Millionen – zusammen mit den Millionen zahlreicher anonymer Spender, die ihren Reichtum ihm verdankten -, bis sie eine Kriegskasse beisammen hatten, mit der sie auch die Papstwürde hätten kaufen können, wenn sie auf dem Markt feilgeboten worden wäre.
    Herbert Dennison rülpste. Das kreidigweiße Beruhigungsmittel wirkte, aber nicht schnell genug; er mußte für den Mann bereit sein, der in ein paar Minuten das Büro betreten würde. Er trank noch einmal zwei Schluck und musterte sich im Spiegel, unglücklich über das immer spärlicher werdende graue Haar, das er auf beiden Seiten straff zurückkämmte. Er wünschte auch, seine grüngrauen Augen wären größer; er riß sie so weit wie möglich auf, doch sie waren immer noch zu klein. Und die leichte Doppelfalte unter dem Kinn betonte seine Hängebacken, was ihn daran erinnerte, daß er Sport treiben oder weniger essen mußte; beides hatte jedoch keinen besonderen Reiz für ihn. Und warum sah er, obwohl er so viel Geld für seine Anzüge bezahlte, nie so aus wie die Männer in den Katalogen, die seine englischen Schneider ihm schickten? Trotzdem wirkte er durch seine aufrechte Haltung und das energische Kinn kraftvoll und imposant.
    Er rülpste wieder und trank noch einen Schluck seines Elixiers. Dieser Scheißkerl Kendrick! fluchte er vor sich hin. Dieser Niemand, der plötzlich ein Jemand geworden war, war auch die Ursache seines Ärgers und seines Unbehagens. Aber wenn er sich selbst gegenüber ehrlich sein wollte – und er versuchte immer ehrlich zu sich selbst zu sein, wenn auch nicht zu anderen -, dann war es nicht der zum Jemand gewordene Niemand an sich, sondern die Wirkung, die er auf Langford Jennings, den Präsidenten der Vereinigten Staaten, hatte. Scheiße! Scheiße!
Scheiße! Was hatte Langford vor? (In Gedanken nannte Dennison ihn längst nicht mehr >den Präsidenten‹, sondern >Langford<, und das machte ihn noch zorniger; Dennison haßte den >gebührenden< Abstand, den die Autorität des Weißen Hauses erforderte... Nach der Amtseinführung und nachdem er ihn drei Jahre lang beim Vornamen genannt hatte, hatte Jennings auf einem Ball, der zu Ehren des neuen Präsidenten gegeben wurde, seinen Stabschef beiseite genommen und leise gesagt: »Mir wär’s ja egal, Herbert, aber ich glaube, das Amt – nicht ich selbstverständlich, aber das Amt - erfordert, daß Sie mich in Zukunft >Mr. President‹ nennen. Sind Sie nicht auch der Meinung?« Das war’s gewesen!)
    Was hatte Jennings vor? Im Hinblick auf diesen Kendrick hatte der Präsident allem zugestimmt, was Dennison vorschlug, aber die Reaktionen waren zu beiläufig gewesen, grenzten fast an Desinteresse, und das beunruhigte den Stabschef. Jennings’ einschmeichelnde Stimme hatte gleichgültig geklungen, aber der Ausdruck seiner Augen hatte diese Gleichgültigkeit Lügen gestraft. Immer wieder überraschte Langford Jennings die ganze gottverfluchte Bande im Weißen Haus. Dennison konnte nur hoffen, daß ihnen jetzt nicht wieder einer dieser oft peinlichen Zwischenfälle bevorstand.
    Das Telefon im Badezimmer klingelte, und Dennison, der direkt daneben stand, erschrak so heftig, daß er sich das Jackett seines Anzugs aus der Savile Row mit Maaloxan bekleckerte. Mit der Rechten nahm er den Hörer des Wandtelefons ab, drehte mit der Linken den Heißwasserhahn auf und hielt einen Waschlappen darunter. Während er sich meldete, rieb er heftig an den weißen Flecken herum und freute sich, als er sah, daß sie

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