Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan
auf die Rechnung, wie du’s immer bei mir machst.«
»Du verrückter alter Kerl!« fauchte Ge-Ge. »Loco! Du bist schlicht und einfach loco , weißt du das? Du könntest jetzt tot sein. Muerto. Du comprende? Muerto , muerto – tot, tot, tot, du alter Narr. Vielleicht könnt’ ich damit leben, aber nicht, wenn ich deinetwegen einen Herzinfarkt bekomme. Man lebt mit einem Herzinfarkt nicht besonders gut, vor allem dann nicht, wenn er tödlich ist, du comprende, du weißt, was ich meine?«
»Okay, okay, dann geht der Drink eben aufs Haus...«
» Loco !« schrie Gonzales wieder und leerte das Glas mit einemwie es aussah – einzigen Schluck.
»Du hast mich überzeugt«, stimmte Weingrass zu. »Also nimm dir noch einen. Ich werde erst den dritten berechnen.«
»Ich weiß nicht, ob ich gehen oder bleiben soll«, sagte Ge-Ge, während er einschenkte.
»Die Polizei?«
»Wie ich schon gesagt habe, wer hatte Zeit für die Polizei? Und wenn ich sie gerufen hätte, wäre sie vielleicht in einem Monat hier aufgekreuzt. Dein Mädchen, diese ama de cria- die Krankenschwester – verständigt sie. Ich hoffe nur, sie hat einen von diesen Hanswursten erwischt. Manchmal muß man Durango anrufen, um jemanden hierherzubringen.«
Das Telefon auf der Bar klingelte – aber das Klingeln klang nicht wie ein Telefon, es war ein monotoner ununterbrochener Summton. Weingrass erschrak so, daß er fast gestürzt wäre, als er sich aus dem Sessel hochstemmte.
»Soll ich rangehen?« fragte Gonzalez.
»Nein!« rief Weingrass.
»Reiß mir nicht gleich den Kopf ab!«
»Hallo«, sagte Weingrass beherrscht.
»Mr. Weingrass?«
»Vielleicht ja, vielleicht nein. Wer sind Sie?«
»Wir haben Ihre Telefonleitung angezapft. Mein Name ist Mitchell Payton...«
»Über Sie weiß ich Bescheid«, unterbrach Weingrass. »Geht es meinem Jungen gut?«
»Ja, es geht ihm gut. Er ist auf den Bahamas, ich habe eben mit ihm gesprochen. Eine Militärmaschine vom Luftwaffenstützpunkt Holmstead ist unterwegs und holt ihn ab. In ein paar Stunden ist er in Washington.«
»Behalten Sie ihn dort. Umstellen Sie ihn mit Leibwachen. Lassen Sie niemanden in seine Nähe.«
»Dann ist es bei Ihnen draußen auch passiert? Ich fühle mich so nutzlos, so unfähig. Ich hätte Wachen aufstellen sollen. Wie viele wurden getötet?«
»Drei«, sagte Weingrass.
»O mein Gott! Was weiß die Polizei?«
»Gar nichts. Sie ist noch nicht hier.«
»Sie ist... Hören Sie zu, Mr. Weingrass. Was ich Ihnen jetzt sage, wird Ihnen vielleicht wahnsinnig vorkommen, aber ich weiß, wovon ich rede. Der tragische Zwischenfall muß vorläufig geheim bleiben. Wir haben eine viel bessere Chance, die Schweine zu fassen, wenn wir eine Panik vermeiden und unsere Experten einsetzen. Verstehen Sie das, Mr. Weingrass?«
»Ich verstehe. Abgemacht«, antwortete Weingrass, der für die Mossad gearbeitet hatte, mit ungeduldiger Nachsicht in der Stimme. »Ich fange die Polizei draußen ab und sage, es sei falscher Alarm gewesen. Ein Nachbar, dessen Wagen nicht ansprang, habe versucht, uns telefonisch zu erreichen, und sei nervös geworden, weil der Anschluß gestört war. Mehr sei nicht passiert.«
»Ach ja«, sagte Payton leise. »Sie waren ja schon früher hier.«
»Ich war hier«, stimmte Weingrass kommentarlos zu.
»Einen Moment noch!« rief Payton. »Sie haben gesagt, es habe drei Tote gegeben, aber Sie sprechen mit mir. Sind Sie unverletzt?«
»Es sind drei von ihnen, nicht von uns, Mr. CIA Unfähig.«
»Was? Herrgott noch mal!«
»Er war mir keine große Hilfe. Versuchen Sie’s mit Abraham.«
»Drücken Sie sich bitte deutlicher aus, Mr. Weingrass.«
»Ich mußte sie töten. Aber der vierte lebt noch und hat ein Betäubungsmittel bekommen. Schicken Sie bloß Ihre Experten her, bevor ich auch ihn umbringe.«
29
Der Stationschef der CIA auf den Bahamas, ein kleinwüchsiger, tiefgebräunter Mann mit derben Gesichtszügen, leitete alles in die Wege. Von seinem Büro in der Botschaft auf der Queen Street aus beorderte er eine bewaffnete Eskorte der Nassauer Polizei zum Cable Beach Hotel am Strand der Bay Road. Vier Beamte in Uniform brachten einen großen Mann mit hellbraunem Haar und eine auffallend schöne Frau mit olivfarbener Haut aus ihrer Suite in der siebzehnten Etage zu einem Fahrzeug, das sie auf der von allen anderen Wagen geräumten Hotelzufahrt vor der imposanten Marmorhalle erwartete.
Kendrick und Kalaila stiegen, von Polizisten abgeschirmt, in den Fond des
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