Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan
Hoffentlich.
Demartin hatte den Bericht im Union gelesen, in dem er mit vollem Namen genannt wurde. Außerdem hieß es da, die Behörden glaubten, der verletzte Anhalter habe etwas mit Drogen zu tun gehabt. Er war da anderer Meinung. Zwar kannte er seines Wissens keinen Dealer, aber er glaubte jedoch nicht, daß es viele gab, die so höflich waren, einen beschmutzten Autositz wieder reinigen lassen zu wollen. Er nahm an, daß solche Leute, wenn sie verletzt waren, eher in Panik gerieten, nicht so beherrscht, so besonnen handelten.
Die Polster herunterdrückend, schrubbte Demartin die Lehne des Sitzes noch einmal gründlich ab. Plötzlich berührten seine angewinkelten Fingerknöchel etwas, etwas Scharfes, das jedoch sofort nachgab. Es war ein Zettel. Er zog ihn heraus und las die blutbefleckte Notiz.
Drgd. Hö. Sich.stfe. Relais-Kontkt. 3016211133 Code-S
Die letzten Buchstaben liefen schräg nach unten, als habe der Schreiber keine Kraft mehr gehabt. Der Marineoffizier kroch rücklings aus dem Wagen, blieb auf der Zufahrt stehen und las die Notiz noch einmal. Dann ging er ins Haus und griff zum Telefon. Er wußte, wen er anrufen konnte. Er wählte die Nummer des Stützpunkts, und schon ein paar Sekunden später stellte eine Sekretärin zum Chef des Nachrichtendienstes durch.
»Jim, hier ist John Demartin...«
»He, hab’ eben den Artikel über den verrückten Zwischenfall gestern abend gelesen. Was ihr Flieger nicht alles anstellt, um an ein bißchen Gras zu kommen. Rufst du wegen unseres Angelausflugs am Sonnabend an?«
»Nein, wegen gestern abend.«
»Oh? Wieso das?«
»Jim, ich habe keine Ahnung, wer oder was der Typ war, aber ich glaube nicht, daß er mit Drogen zu tun hatte. Und vor ein paar Minuten habe ich auf dem Beifahrersitz, wo er gesessen
hat, zwischen Sitz und Lehne einen Zettel mit einer Notiz gefunden. Er ist ziemlich blutig, aber man kann ihn noch lesen. Hör zu.«
»Schieß los, ich hab’ Bleistift und Papier bei der Hand.« Der Marineflieger las die sehr mühsam mit Druckschrift gemalten Worte und Ziffern vor. »Kannst du damit was anfangen?« fragte er.
»Durchaus möglich«, sagte der Nachrichtenoffizier langsam und las offensichtlich noch einmal, was er geschrieben hatte. »Schildere mir genau, was gestern abend passiert ist, John. Der Artikel in der Zeitung war ziemlich allgemein gehalten.«
Demartin begann damit, daß der blonde Mann zwar ausgezeichnet englisch gesprochen, aber einen ausländischen Akzent gehabt hatte. Und er endete mit dem Zusammenbruch des Fremden vor dem Obststand. »Das war’s.«
»Glaubst du, er hat gewußt, wie schwer seine Verletzungen waren?«
»Falls er es nicht wußte, mir war es von Anfang an klar. Ich wollte ihn nicht telefonieren lassen, er hatte keine Zeit zu verlieren, aber er bestand darauf, daß ich anhielt-ich meine, er flehte mich fast an, Jim. Weniger mit Worten als mit den Augen. Diesen Blick werde ich lange nicht vergessen, Jim.«
»Aber du warst überzeugt, daß er wieder zum Wagen zurückkommen wollte?«
»Fest überzeugt. Ich glaube, er wollte noch ein letztes Telefongespräch führen. Sogar noch als er fiel, streckte er den Arm nach dem Apparat auf der Theke aus. Er wäre bestimmt wiedergekommen.«
»Bleib’ wo du bist, ich ruf’ dich gleich zurück.«
John Demartin legte auf und trat an ein Fenster mit Blick auf einen kleinen Swimmingpool und einen Patio. Seine beiden Kinder planschten im Wasser und kreischten vor Vergnügen, und seine Frau ruhte in einem Liegestuhl und las im Wall Street Journal , eine Gewohnheit, für die er ihr dankbar war. Ihr hatten sie es zu verdanken, daß sie sich ein bißchen mehr leisten konnten, als es mit seinem Sold möglich gewesen wäre. Das Telefon klingelte. Er ging an den Apparat, meldete sich. »Jim?«
»Ja, John, ich bin’s, und ich will versuchen, mich so klar wie möglich auszudrücken, aber allzu klar wird das nicht sein. Wir haben einen Mann hier, den uns Washington sozusagen geliefert
hat und der mehr von diesen Dingen versteht als ich, und der läßt dir sagen, du sollst folgendes tun... O Junge!«
»Was denn? So rede doch schon, Jim!«
»Du sollst den Zettel verbrennen und vergessen.«
Shapoff, auch unter dem Decknamen ›Lebkuchen‹ bekannter CIA-Agent im zerknautschten Anzug, hielt sich den Telefonhörer ans linke Ohr und angelte mit der rechten Hand nach der kleinen gelben Zigarettenpackung. »Haben Sie alles?« fragte er.
»ja«, antwortete MJ Payton, das Wort in die
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