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Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Titel: Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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›Kongreßanzug<, wie er ihn manchmal spaßeshalber nannte, den Anzug, den er getragen hatte, als er bei Bollinger gewesen war. Sein weißes englisches Hemd aus feinstem Wollstoff und die gestreifte Regimentskrawatte waren frisch gereinigt und gebügelt. Was war geschehen? Wo war er? Wo war das mit allen erdenklichen Geräten und einer Spiegelbar ausgestattete Blockhaus? Das große Schlafzimmer, in dem er jetzt stand, hatte er noch nie gesehen.
    Langsam sein Gleichgewicht zurückgewinnend, bewegte er sich durch die fremde Umgebung, und ein Teil seiner selbst fragte sich, ob er jetzt träumte oder ob er das Blockhaus geträumt hatte? Er entdeckte eine hohe, schmale Verandatür, ging rasch darauf zu und öffnete sie. Sie führte auf einen kleinen Balkon, der mit einem winzigen runden Tisch und zwei schmiedeeisernen Sesselchen gerade zwei Leuten Platz zum Kaffeetrinken bot. Kendrick trat an das hüfthohe Geländer und schaute hinaus in den dunklen Park, über dem nur ganz schwach der Schimmer eines kaum sichtbaren Mondes lag und wo die Wege von den Parallelreihen bernsteinfarbener Bodenlampen beleuchtet wurden. Weit draußen, von Scheinwerfern angestrahlt, sah er einen eingezäunten Platz, einem riesigen Drahtkäfig nicht unähnlich. In dem Käfig schienen massive Maschinenblöcke oder Apparate zu stehen, einige schwarz und glänzend, andere chrom- oder silberfarben, und auch sie schimmerten matt im blassen Mondlicht, das immer wieder von vorbeiziehenden Wolken verdeckt wurde. Kendrick konzentrierte sich auf diesen Anblick und wandte den Kopf zur Seite, um zu lauschen; er hörte ein ruhiges, ununterbrochenes tiefes Summen und wußte, daß er die Antwort auf die Fragen gefunden hatte, die ihn so verwirrten. Er brauchte die Tafeln mit der Aufschrift STARKSTROM – LEBENS-GEFAHR nicht zu sehen, um zu wissen, daß sie da waren. Die Maschinen und Apparate im Drahtkäfig gehörten zu einem riesigen Generator, der zweifellos aus ebenso riesigen unterirdischen
Öltanks und von großflächigen Solarzellen zur Verwertung der Energie der Tropensonne gespeist wurde.
    Unter dem Balkon lag ein vertieft angelegter Patio, doch wenn jemand versuchen wollte, das Haus auf ungewöhnlichem Weg zu verlassen und vom Balkon zu springen, mußte er damit rechnen, daß ihm der Sprung aus etwa acht Metern Höhe einen verrenkten Knöchel oder ein gebrochenes Bein bescherte. Kendrick betrachtete die Außenmauer; die nächste Dachrinne war an der Ecke des Gebäudes, weit außer Reichweite, und es gab kein mit wildem Wein überwuchertes Spalier, an dem man hinunterklettern konnte, nur kahlen Stuck. Decken? Das Bettlaken? Wenn er es in Streifen riß und fest verknotete, konnte er sich etwa drei Meter hinunterhangeln. Aber beeilen mußte er sich... Doch dann auf einmal – kein Gedanke mehr daran, zum Bett zu laufen und das Laken herauszuzerren, denn auf dem von den bernsteinfarbenen Lämpchen erhellten Pfad zur Rechten tauchte eine Gestalt auf. Ein Posten mit einem Gewehr über der Schulter. Er hob den Arm, es war ein Signal. Kendrick schaute nach links, wo ein zweiter Mann das Signal mit der gleichen Geste erwiderte. Kendrick hielt seine Armbanduhr dicht an die Augen und versuchte die Zeit abzulesen, vor allem den Minutenzeiger, was bei dem schlechten Licht gar nicht so einfach war. Wenn er die Zeiten festhalten konnte, zu denen die Posten sich hier begegneten, und wenn er dann alles bereit hatte... Aber wieder war er gezwungen, den aus der Verzweiflung geborenen Plan aufzugeben. Die Tür ging auf, und die Realität stürzte über ihn herein.
    »Mir war doch, als ob da jemand herumgeht«, sagte der Wachmann aus den Reihen der Mafia.
    »Und mir hätte klar sein müssen, daß Wanzen im Zimmer versteckt sind«, antwortete Kendrick und kam vom Balkon herein.
    »Schon wieder falsch, Herr Abgeordneter. Das ist ein Gästezimmer im Haupthaus. Glauben Sie wirklich, diese Leute würden die Privatgespräche ihrer Gäste belauschen?«
    »Ich glaube, daß sie zu allem fähig sind. Woher wüßten Sie sonst, daß ich aufgestanden bin?«
    »Das ist nicht schwierig«, antwortete der Mafioso, ging zu der Kommode an der Wand und nahm einen kleinen flachen Gegenstand auf. »Das ist der >Übeltäter<. Diese kleinen Apparate sind
für Leute mit Kleinkindern gedacht. Meine Schwester, die in New Jersey wohnt, geht ohne dieses Ding nicht aus dem Haus. Es gibt sie immer paarweise. Man schließt eins in dem Zimmer an, in dem sich die lieben Kleinen aufhalten, und das zweite

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