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Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Titel: Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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bestanden aus mächtigen Balken, und in jede der vier Wände waren zwei Fenster eingelassen. In der Mitte der Rückwand führte ein offener Durchgang vermutlich ins Badezimmer. Rechts hinten gab es einen Küchenbereich, komplett mit verspiegelter Bar. Ihr gegenüber stand ein Bett von geradezu königlichen Ausmaßen und davor eine Sitzgruppe mit einem großen Fernseher und mehreren Lehnsesseln. Der Baumeister in Kendrick kam zu dem Schluß, daß dieses kleine Haus eher in eine winterlich verschneite Landschaft von Vermont gehörte und nicht ans Meer irgendwo südwestlich von Tijuana. Dennoch war es idyllisch und bezaubernd, und viele Gäste der Insel fühlten sich darin wohl. Aber nicht die, für die es zur Gefängniszelle wurde.
    »Sehr hübsch«, sagte der Sicherheitsmann und betrat, die Waffe immer noch unauffällig auf Kendrick gerichtet, den großen Raum. »Wie wär’s mit einem Drink, Herr Abgeordneter?« fragte er, auf die Spiegelbar zugehend. »Ich weiß nicht, wie’s Ihnen geht, aber ich könnte einen brauchen.«
    »Warum nicht?« sagte Kendrick.
    »Was trinken Sie?«
    »Einfach kanadischen Whiskey mit Eis.«Kendrick schlenderte langsam durch den großen Raum und betrachtete den Innenausbau des Blockhauses mit den erfahrenen Augen des Fachmanns. Er hoffte, irgendwo einen Mangel zu entdecken, der ihm die Flucht ermöglichen würde. Es gab keinen. An alles war gedacht, jede technische Raffinesse eingebaut worden. Das Haus war eine Festung.
    »Großartiges kleines Versteck, nicht wahr?« fragte der Mafioso und reichte Kendrick den Drink.
    »Nur schade, daß es so gar keine Aussicht hat«, antwortete Kendrick und ließ die Blicke ziellos durch die Küche schweifen. Etwas war merkwürdig, aber er kam nicht dahinter, was es war. Ohne auch nur einen Sekundenbruchteil die auf ihn gerichtete Waffe vergessen zu können, ging er an der Bar vorbei zu einem
dunkelgebeizten Eichentisch, an dem vermutlich die Mahlzeiten eingenommen wurden. Er stand knapp zwei Meter vor einer langen Arbeitsplatte, in die unter einer Reihe von Hängeschränken ein Herd eingebaut war. Spüle und Kühlschrank standen, durch eine zweite Arbeitsplatte getrennt, an der rechten Wand. Was war es nur, das ihn gestört hatte? Dann entdeckte er unter dem letzten Hängeschrank links einen kleinen Mikrowellenherd. Er blickte wieder zum Herd hinüber. Das war es. Elektrizität. Alles war elektrisch, das war das Merkwürdige. In den meisten rustikalen Blockhäusern gab es nur Propangas, weil man von der Elektrizität so unabhängig wie möglich sein wollte, falls es einmal zu Störungen in der Stromversorgung kam. Dann dachte er an die Lampen an der Pier und die bernsteinfarbenen Bodenlichter links und rechts von den Wegen. Elektrizität. Ein Überfluß an Elektrizität auf einer Insel, die wenigstens zwanzig, wenn nicht fünfzig Meilen vom Festland entfernt war. Er wußte nicht, was das bedeuten konnte, aber er wollte darüber nachdenken.
    Er ging aus der Küche in den Wohnbereich, betrachtete nachdenklich den großen Fernseher und fragte sich, was für eine Antenne man wohl brauchte, um über so viele Meilen offener See hinweg noch Programme empfangen zu können: Er setzte sich, inzwischen mit so vielen anderen Dingen beschäftigt, daß er seinen bewaffneten Begleiter kaum noch wahrnahm. Seine schmerzlichsten Gedanken galten Kalaila, die jetzt seit Stunden auf ihn wartete. Was tat sie? Was konnte sie tun? Kendrick hob sein Glas und trank ausgiebig, dankbar für die Wärme, die sich schnell in ihm ausbreitete. Er sah zu Bollingers Gefolgsmann hinüber, der lässig neben dem großen Tisch stand. Er zielte jetzt nicht mehr auf Kendrick, die Waffe lag auf dem Tisch, aber am Rand, ganz nah bei seiner rechten Hand.
    »Auf Ihre Gesundheit«, sagte er und hob sein Glas.
    »Warum nicht?« Kendrick erwiderte den Toast nicht. Er trank, fühlte wieder, wie sich Wärme in ihm ausbreitete. Nein. Das war zu schnell, zu heftig, der Whiskey wärmte nicht, er brannte. Die Gegenstände im Raum schienen sich plötzlich zu bewegen, entfernten sich, kamen näher, entfernten sich wieder. Er versuchte aufzustehen, hatte aber weder Arme noch Beine unter Kontrolle. Er starrte den widerwärtig grinsenden Mafioso an und wollte schreien, brachte jedoch keinen Laut heraus. Er hörte
das Glas auf dem Hartholzboden zersplittern und hatte das Gefühl, von einem schrecklichen Gewicht erdrückt zu werden. Zum zweitenmal an diesem Abend stürzte Dunkelheit auf ihn ein, und er fiel, fiel

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