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Der im Dunkeln wacht - Roman

Der im Dunkeln wacht - Roman

Titel: Der im Dunkeln wacht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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schwenkte einen Packen Papiere.
    »Ich habe doch erzählt, dass ich mich etwas mit Stalkern auskenne. Seit diesem Fall im letzten Jahr. Wir wurden an einen Tatort gerufen. Erinnerst du dich noch an den Mordfall Emma?«
    Irene versuchte ein Jahr zurückzudenken. In ihrem müden Kopf war ein Stillstand eingetreten, aber schließlich kam ihr, von welchem Fall Sara sprach.
    »Die Frau, die am Tag vor ihrer Hochzeit von ihrem Ex ermordet wurde«, erwiderte sie.
    »Genau. Er erstach sie, als sie das Haus verließ, um ins Beautycenter zu gehen. Bei der Ermittlung ergab sich, dass er sie verfolgte, seit sie Schluss gemacht hatte. Drei Jahre lang. Ihr Verlobter erzählte, dass der Exfreund sie sowohl im realen Leben als auch im Internet verfolgte. Die Amerikaner nennen das Cyberstalking, ein Phänomen, das immer verbreiteter ist. Wir haben den Blog des Mörders im Internet gefunden, und der Inhalt war unglaublich. Hätte man nicht gewusst, wie es sich wirklich verhielt, hätte man wirklich glauben können, er sei der Verfolgte gewesen. Er wurde in eine Anstalt eingewiesen, aber das wissen ja die Leute nicht, die seine Internet-Einträge gelesen haben. Dass Stalker einen eigenen Blog betreiben, ist leider gängige Praxis heutzutage. Dieses Cyber-Tagebuch kann eben meist nicht mehr nachträglich gelöscht werden und bleibt ewig im Netz. Es ist so gut wie unmöglich, etwas dagegen zu unternehmen.«
    Sara verstummte und hielt Irene einen Stapel Papiere hin.
    »Was ist das?«, fragte Irene, als sie den Packen entgegennahm.
    »Die Ergüsse deines Stalkers.«
    Irene merkte auf einmal, dass sie einfach nur dastand und Sara anstarrte.
    »Meines Stalkers?«, wiederholte sie dumm.
    »Ja. Ich habe dich gegoogelt und hatte plötzlich einen Treffer.
Du bist ein Opfer von Cyberstalking. Und zwar einem, das sich gewaschen hat.«
    Die Papiere in ihrer Hand kamen Irene plötzlich glühend heiß vor. Ihr erster Impuls war, sie fallen zu lassen. Dann besann sie sich auf ihre berufliche Professionalität. Sogar so etwas wie Hoffnung kam in ihr auf. Endlich eine Spur, die zu der Person führte, die ihre Familie schikanierte. Sie warf einen flüchtigen Blick auf die erste Seite. Es handelte sich um den Auszug eines Blogs mit dem Titel: »Verfolgt von der Polizei!!!« Der Untertitel lautete : »Unsere Kinder sind in Gefahr!! Die Methoden der Polizei treiben sie in den Tod!!!«
    Irene ließ sich auf ihren Stuhl sinken und begann zu lesen. Die Bloggerin nannte sich Angie. Der Name sagte Irene nichts, jedoch das Foto neben der Titelzeile. Ein schönes Gesicht mit hohen Wangenknochen, mandelförmigen braunen Augen und glänzenden dunklen Haaren in einem Pagenkopf. Die vollen Lippen lächelten verheißungsvoll in die Kamera.
    »Angelica Malmborg-Eriksson!«, rief Irene verblüfft.
    »Weißt du, wer das ist?«, fragte Sara erstaunt.
    »Ja. Sehr gut. Aber das ist eine alte Geschichte.«
    Das schmeichelhafte Foto Angelica Malmborg-Erikssons war mindestens fünfundzwanzig Jahre alt. Sie waren sich sechs Jahre zuvor begegnet. Angelica hatte, durchtrainiert und zierlich, wie sie war, bedeutend jünger ausgesehen, als sie eigentlich war. Sie musste inzwischen fast fünfzig sein, dachte Irene.
    »Willst du mir davon erzählen?«, fragte Sara.
    »Klar. Natürlich.«
    Eigentlich wollte Irene erst den Blog lesen, aber gleichzeitig hinderte sie ein abwehrendes Gefühl daran. Sie ahnte, worauf sie in den Papieren stoßen würde, und wollte sich dem nicht stellen. Vielleicht war es ja besser, die Lektüre noch eine Weile aufzuschieben und erst einmal die Geschichte von Angelica und ihren unglücklichen Kindern zu erzählen.

    »Angelica ist Tänzerin und Tanzlehrerin. Am 6. November 1989 verfolgten mein Kollege und ich in Hisingen einen Autodieb. Er hängte uns ab. Da kam ein Alarm aus Björkil. Eine Häuslerkate brannte. Sie lag recht abgelegen am Ende eines schmalen, unbefestigten Wegs. Als wir zur Unglücksstelle fuhren, fanden wir am Rand des Weges ein Mädchen. Sie war mit dem Fahrrad gestürzt. Sie wohnte in dem Haus, das brannte, und war auf dem Heimweg. Wir nahmen sie im Streifenwagen mit und sorgten dafür, dass sie ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Angelica war ihre Mutter. Sie und der kleine Bruder des Mädchens namens Frej waren bereits im Krankenhaus.«
    »Angelica hat also auch noch einen Sohn?«, fragte Sara.
    Offenbar kannte sie die tragische Geschichte nicht. Aber Sara war natürlich noch sehr jung gewesen, als sich das Ganze zugetragen

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