Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der im Dunkeln wacht - Roman

Der im Dunkeln wacht - Roman

Titel: Der im Dunkeln wacht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
hatte.
    »Ja. Aber die Kinder hatten verschiedene Väter. Das Mädchen hieß Sophie.«
    Irene hielt inne, um den Verlauf der Ereignisse zu rekonstruieren. Eigentlich hatte sie noch alles im Kopf. Diese Geschichte verfolgte sie, seit sie beim Dezernat für Gewaltverbrechen arbeitete, aber sie war so müde, dass sie nachdenken musste, um die Chronologie nicht durcheinanderzubringen.
    »Die Kate brannte, während Sophie beim Ballettunterricht war. Der neue Lebensgefährte ihrer Mutter, Magnus Eriksson, kam in den Flammen um.«
    Irene hielt erneut inne. Vor ihrem inneren Auge sah sie das fast niedergebrannte Feuer. Sie hörte förmlich noch die dunkelrote Glut im Holz knistern und meinte sogar den stechenden Brandgeruch wahrzunehmen. Ihr Streifenkollege und sie waren dort gewesen und hatten alles gesehen.
    »Schon früh fiel der Verdacht auf Sophie. Man dachte, sie habe das Haus angezündet, ehe sie zum Training losgegangen war. Siehatte sich nie mit Magnus Eriksson verstanden.«

    »Wie alt war sie?«, fragte Sara.
    »Elf. Frej war drei Jahre jünger als Sophie. Er war bei seiner Tante, als das Feuer wütete. Von dieser Tante hatte die Familie die Kate gemietet. Sie hieß Ingrid Hagberg und besaß einen großen Bauernhof. Ihr Mann war verstorben, und sie hatte keine eigenen Kinder. Der kleine Frej war ihr Liebling. Ihr zweiter Liebling war ihr Bruder Magnus. Ein recht lausiger Journalist. Das Wenige, das er verdiente, verspielte und versoff er. Angelica ernährte die Familie mit ihrem Lohn als Ballettlehrerin und Tänzerin. Ich muss sagen, dass Angelica nach dem Feuer nicht einmal ansatzweise die trauernde Witwe gespielt hat.«
    »Und es bestand keine Möglichkeit, dass Angelica an der Tat beteiligt war?«, sagte Sara vielsagend.
    »Nein, nicht die geringste. Sie unterrichtete gerade eine Ballettklasse, als das Feuer ausbrach. Ihre Schwägerin Ingrid Hagberg alarmierte die Feuerwehr. Sie hatte das Feuer von ihrem Haus aus gesehen, ging aber nicht zur Brandstelle. Später erklärte sie das damit, dass Frej gerade seinen Mittagsschlaf gehalten habe. Das kam mir seltsam vor, schließlich war der Junge schon acht. Ich erinnere mich, dass ich sie fragte, wieso sie den Jungen drei Stunden lang habe schlafen lassen. Sie sagte, er sei erkältet gewesen.«
    Irene sah die korpulente Ingrid am Kiefernholztisch ihrer großen Küche vor sich. Unter dem Tisch schlief ihr großer Schäferhund. Ingrid war eine Frau, die in sich ruhte und die so leicht nichts erschütterte. Ich hätte sie härter anfassen sollen, dachte Irene. Dann wäre das Ganze vielleicht frühzeitig zu Ende gewesen.
    »Im Januar 1990 fing ich beim Dezernat für Gewaltverbrechen an. Den ersten Fall, den ich dort auf den Tisch bekam, war die mutmaßliche Brandstiftung in Björkil. Die alten, erfahrenen Ermittler waren in dem Fall nicht recht weitergekommen. Die Männer dachten, dass ich mich als Frau und Mutter besser
auf das seltsame Kind Sophie verstehen müsste. Ich versagte natürlich total. Sophie saß einfach nur stocksteif da und reagierte nicht, wenn sie gefragt wurde.«
    »Du hast von Sophie also nie die Wahrheit erfahren?«
    »Nein. Sie wurde an die Kinderpsychiatrie überwiesen, und der Fall wurde zu den Akten gelegt. Fünfzehn Jahre später fand man die Leiche einer jungen Frau in einem abgebrannten Schuppen im Industriegebiet in Högsbo. Es war Sophie.«
    »Daran erinnere ich mich! War sie nicht von ihrem Bruder ermordet worden?«, unterbrach sie Sara.
    »Nicht ganz. Es zeigte sich, dass beide Halbgeschwister pyromanisch veranlagt waren. Sie arbeiteten zusammen. Aber als sie eine alte Scheune in Brand stecken wollten, ging etwas schief. Der Eigentümer schoss mit der Schrotflinte auf sie. Sie rannten um ihr Leben. Sie wurden zwar nicht getroffen, aber Sophie stolperte und verletzte sich am Arm. Bei der Obduktion ergab sich später, dass der Arm gebrochen war. Das war in der Nähe von Björkil, und Frej brachte Sophie auf ihre dringende Bitte hin zum Hof Ingrid Hagbergs. Dieser stand leer, da sich Ingrid Hagberg im Pflegeheim befand. Frej besaß die Schlüssel. Sophie wollte sich in dem Bauernhof verstecken. Laut Frej war Sophie vollkommen hysterisch und redete nur davon, dass die Polizei hinter ihnen her sei und Straßensperren errichtet habe. Sie weigerte sich, Frej nach Hause zu begleiten. Sophies Arm war geschwollen, und sie brauchte Schmerzmittel. Die Geschwister wohnten zusammen in einem Haus in Änggården, das Sophie von ihrem Vater geerbt hatte.

Weitere Kostenlose Bücher