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Der im Dunkeln wacht - Roman

Der im Dunkeln wacht - Roman

Titel: Der im Dunkeln wacht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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müsste relativ schnell gehen.«
    Sie versuchte, ihm aufmunternd zuzulächeln, aber sein passiver Gesichtsausdruck entmutigte und verunsicherte sie. Wahrscheinlich
lag das daran, dass sie seine Reaktionen nicht deuten konnte, weil er schlicht und ergreifend keine zeigte.
    »Wir wissen, dass Sie Parkarbeiter sind. Ich hätte gerne gewusst, wo Sie im Augenblick arbeiten«, begann sie. Lange blickte er ihr unverwandt in die Augen. Gerade als sie das Gefühl hatte, dass sie es nicht mehr aushielt, wandte er den Blick ab und schaute auf einen Punkt an der Wand über Irenes Kopf.
    »Ich geh stempeln«, sagte er.
    Seine Stimme klang genauso rau wie zuvor. Wieder kam es Irene in den Sinn, dass er es nicht gewohnt war, sie zu verwenden.
    »Seit wann?«
    Er schwieg, ohne den Blick von der Wand zu lassen. Irene war sich fast sicher, dass er nicht vorhatte, die Frage zu beantworten, als er plötzlich murmelte:
    »Seit Januar.«
    Im Frühjahr und Sommer arbeitslos zu sein war recht seltsam für einen Parkarbeiter. Was waren die Gründe?
    »Gab es keine Arbeit für Sie?«, fragte Irene leichthin.
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    Er zuckte nur vage mit den Achseln. Offenbar hatte er nicht vor, diese Frage zu beantworten. Irene beschloss, Hannu darum zu bitten, die Gründe für die lange Arbeitspause herauszufinden.
    »Sie haben also seit Januar nicht gearbeitet … Ist Ihre Großmutter da gestorben?«
    Zum ersten Mal sah Irene etwas, das man als Reaktion bezeichnen konnte. Er schielte zu ihr herüber und starrte dann auf die Tischplatte. Seine Hände zuckten, und ein unbestimmbarer Ausdruck huschte über sein Gesicht, der zu schwach war, als dass Irene ihn hätte deuten können. Als er nickte, war seine Miene wieder vollkommen unergründlich.
    »Wann ist sie gestorben?«, fuhr Irene fort.
    »Am 7. Januar.«

    Die Antwort kam ohne Zögern. Wieder richtete er seinen Blick auf Irenes Gesicht. Sie versuchte das zu ignorieren.
    »Wann war die Beerdigung?«
    »Am letzten.«
    »Ende Januar?«
    Er nickte. Unbekümmert fuhr Irene fort:
    »Und die Blumen für die Beerdigung haben Sie am Frölunda Torg gekauft?«
    Kein Blinzeln, kein Zusammenzucken, aber Irene spürte intuitiv, dass er nervös wurde. Nach einer Weile nickte er kurz.
    »Wie oft kaufen Sie dort im Blumengeschäft ein?«
    Er schüttelte nur den Kopf.
    »Gestern haben Sie ausgesagt, dort eingekauft zu haben.«
    »Für die Beerdigung«, beharrte er unerschütterlich.
    »Sie haben sonst nie dort eingekauft, weder vorher noch nachher ?«
    Nachdrückliches Kopfschütteln.
    »Wissen Sie noch, wann Sie die Blumen bestellt haben?«
    Ein erneutes Kopfschütteln, aber dann besann er sich anders.
    »Acht oder neun Tage, nachdem sie gestorben war«, murmelte er.
    Also um den 16. Januar. Irgendwann nach dem 13. Januar hatten Marie Carlsson und ihre Kolleginnen die Weihnachtsdekoration im Laden abgehängt, und Marie war ein übelriechender Mann aufgefallen. Mit Hilfe ihrer Angaben konnte ein Phantombild angefertigt werden, und zwei Personen glaubten Daniel Börjesson auf diesem Bild erkannt zu haben. Jetzt wussten sie also auch in etwa, wann Daniel Ingela Svensson begegnet sein konnte. Im Blumenladen fand sich die Bestellung für die Blumen sicher noch in den Büchern. So ließ sich ganz genau feststellen, an welchem Tag Daniel Börjesson das Geschäft besucht hatte. Und man würde dort auch sagen können, ob Ingela Svensson an diesem Tag gearbeitet hatte. Höchstwahrscheinlich
war das sogar der Fall, aber das bewies ja zunächst nur, dass sie die Bestellung für die Blumen entgegengenommen hatte. Weiter kamen sie jetzt nicht, was Ingela betraf. Irene beschloss, Daniel Börjesson hinsichtlich Marie Carlssons auf den Zahn zu fühlen.
    »Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie häufig im ICA Maxi am Frölunda Torg einkaufen?«, fragte sie.
    »Gelegentlich«, korrigierte er sie.
    »Gelegentlich also. Wie oft genau?«
    Er zuckte mit den Achseln und antwortete nicht.
    »Einmal in der Woche? Zweimal?«, versuchte Irene ihm auf die Sprünge zu helfen.
    Ein erneutes Achselzucken war die einzige Antwort. Der Frölunda Torg war von Daniels Wohnung aus mühelos zu Fuß zu erreichen. Es lag also auf der Hand, dass er seine Einkäufe dort erledigte. Irene spürte, dass sie auf die Art nicht weiterkommen würde. Sie entschloss sich, ihre Strategie zu ändern.
    »Ich habe gestern bei Ihnen zu Hause eine große Flasche Yes gesehen. Sie haben selbst auch nach Yes gerochen. Benutzen Sie dieses Spülmittel

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