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Der im Dunkeln wacht - Roman

Der im Dunkeln wacht - Roman

Titel: Der im Dunkeln wacht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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starb, inszenierte sie noch ein Ballett, das sie ›Feuertanz‹ nannte. Die Premiere fand nach ihrem Tod statt. Ich war dort. Obwohl ich mich mit Ballett nicht auskenne, war ich vollkommen fasziniert. Es war wirklich eine großartige Vorstellung. Anfänglich realisierte ich nicht, dass sie die fünfzehn Jahre zurückliegende Geschichte vom Tod Magnus Erikssons in der Kate erzählte. Als ich endlich begriff, erkannte ich auch, wie alles zusammenhing.«
    Eine Weile wurde es im Zimmer still. Große Regentropfen klatschten an die Fensterscheibe. Typisch, dass es zu regnen anfangen muss, wenn ich nach Hause fahren will, dachte Irene.
    »Was passierte mit Frej?«, wollte Sara wissen.
    »Er wurde der fahrlässigen Tötung und der Brandstiftung angeklagt. Aber noch ehe der Prozess begann, brach er zusammen und wurde in eine psychiatrische Anstalt eingewiesen. Der Freund meiner Tochter kennt Frej und hat immer versucht, den Kontakt zu ihm aufrechtzuerhalten. Das ist ihm in den letzten Jahren jedoch nicht sonderlich gut geglückt. Im Frühjahr beging Frej Selbstmord. Ich weiß allerdings nicht, wie.«
    »Er hat sich vor fünf Monaten erhängt, und sie gibt dir die Schuld«, sagte Sara und deutete auf den Ausdruck des Blogs.
    Irene betrachtete den Papierstapel. Angelica schrieb also über den Selbstmord ihres Sohnes. Ihre beiden Kinder waren tot. Und sie machte Irene dafür verantwortlich. Einen Augenblick wurde ihr schwarz vor Augen. Das lese ich erst morgen, dachte sie.

    Krister erwartete sie vor dem Präsidium. Es war Viertel nach eins, und Irene hatte noch nicht zu Mittag gegessen. Ihr Mann versicherte ihr, dass er dem, sobald sie zu Hause seien, sofort abhelfen werde. Er versprach ihr ein leckeres Spinatomelett und in Butter gebratene frische Pfifferlinge. Die Pilze hatte er beim Morgenspaziergang mit Egon gepflückt. Außerdem kündigte er an, sie hätten etwas zu feiern, wolle ihr aber erst zu Hause enthüllen, was. Irene konnte sich nicht vorstellen, dass es sonderlich viel zu feiern gab. Sie hatte beruflich versagt, denn es war ihr nicht gelungen, etwas zu finden, auf dessen Grundlage sie Daniel Börjesson hätten verhaften oder in U-Haft nehmen können. Schlimmstenfalls hatten sie gerade jetzt einen lebensgefährlichen Mörder auf freien Fuß gesetzt. Außerdem wurde ihre Familie von einer Verrückten verfolgt. Sie waren in ihren eigenen vier Wänden angegriffen worden, und sie selbst wurde im Internet verunglimpft, ohne sich verteidigen zu können. Sie erzählte Krister, wer für die seltsamen Vorkommnisse der letzten Zeit verantwortlich war und zu welchen Mitteln Angelica griff. Sogar das Wetter schien ihrer Gemütslage angemessen. Es regnete in Strömen, und Sturmböen schüttelten das Auto. Gelbes Laub klebte an der Windschutzscheibe und wurde vom Scheibenwischer, der mit höchster Geschwindigkeit lief, nur mit Mühe beiseite geschoben.
    »Da scheint sich der erste Herbststurm zusammenzubrauen. Laut Wetterbericht soll der Wind aber wieder nachlassen«, meinte Krister fröhlich.
    Er wirkte seltsam guter Laune. Spielte er das nur, um sie aufzumuntern? Wohl kaum, er schien sich wirklich über etwas zu freuen. Als sie nach Hause kamen, wetzte Egon die Treppe aus dem Obergeschoss herab, sobald sie die Tür geöffnet hatten. Er war überglücklich, nicht mehr allein sein zu müssen, und begrüßte sie mit begeisterter Zuneigung. Irene wurde innerlich warm. Es war herrlich, wieder von einem glücklichen Hund willkommen
geheißen zu werden. Das hatte ihr mehr gefehlt, als sie hatte einsehen wollen.
    »Setz dich, Liebes, dann mache ich was zu essen«, sagte Krister.
    Der Tisch war bereits gedeckt und die Küche blitzsauber. Zügig pochierte er den Spinat, hackte frische Zwiebeln und schlug ein paar Eier mit einem Schneebesen. Die verletzte Hand schien ihn nicht nennenswert zu behindern. In einer kleineren Pfanne briet er die Pfifferlinge und würzte sie mit etwas Thymian. Es begann überaus vielversprechend zu duften, und Irene spürte zum ersten Mal seit dem Vorabend, dass sie richtig hungrig war.
    »Heute gibt es zum Mittagessen Bier, aber nur ein alkoholarmes«, sagte Krister, nachdem er im Kühlschrank nachgesehen hatte.
    »Für mich in Ordnung. Selbst ein bisschen Alkohol reicht jetzt aus, um mich in Tiefschlaf zu versetzen.« Irene lachte.
    Sie bereitete einen einfachen Tomatensalat mit einer Vinaigrettesauce zu, um sich immerhin ein wenig nützlich zu machen. Außerdem hielt sie diese Betätigung davon ab, sofort

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